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LITERARISCHER VAMPIRISMUS. KLINGEMANNS NACHTWACHEN. VON BONAVENTURA
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Bildquellen: www.braunschweigerdom.de/grabmal www.kaiserdom-koenigslutter.info/system/html/Braunschweig-Altstadtrathaus-Bildnisse-Herzog-Heinrich-der-Loewe-und-Mathilde-von-England-IMG-9343-2f67ce36.jpg

 

gothischen Bauen« als »höchst merkwürdig und anziehend« herausstellte, vornehmlich an die Grabmäler und steinernen Statuen: »In dem Schiffe der Kirche befindet sich das Grabmal des Herzogs, worauf er selbst nebst seiner zweiten Gemahlinn, Mathilde von England, in Stein ausgehauen ist. Heinrich hält in der einen Hand das gezogene Schwert, in der andern das Modell des Domes; Mathilde faltet die Hände betend über die Brust«. Und von den »steinernen Särgen« in der Gruft kommt Klingemann, nach Erwähnung des Blasius­horns und eines Altarblattes, schließlich wieder auf Statuen und Steinsärge zurück.146) Seit der Reformati­on war der Dom Zug um Zug um seine Schätze gebracht worden, entfernt wurden ungefähr 30 Nebenaltäre, das alte Chorgestühl, und im Barock wurden sogar die Malereien übertüncht.147)


Ein Mal nur, zu Beginn der 10. Nachtwache, wird der Eindruck des Versteinerten durchbrochen und Kreuz­gangs Bericht lebendig:

»Das ist eine wunderliche Nacht; der Mondschein in den gothischen Bogen des Dohmes erscheint und verschwindet wie Geister ... « (»Nachtwachen«, a.a.O., S. 121)

 

Wunderlich auch die o-Klanglautung in Kreuzgangs Beschreibung; Klingemann nimmt sie nicht minder intensiv bei sei­ner Schilderung auf, wie 1819 unter Glockengeläut der Kondukt des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand um Mitternacht vor dem Dom eintraf:

»Die hohen Bogenfenster des Domes strahlten wie von einem geisterartigen Glanze, und Heinrichs eherner Löwe stand ernst und bedeutungsvoll droben auf seinem Fußgestelle, bald von dem Todten­feuer halb beleuchtet, bald in die schwarz aufsteigenden Dampfwolken desselben verhüllt. Von dem Balkon des Viewegschen Hauses ertönte ein feierlicher Trauerchor, als der Sarg vor dem Dom an­langte«.148)

 

Nur geisterhaft ist dieser Dombau zu beleben, so, als müßte eine Statue bei Fackelglanz in täuschendes Le­ben versetzt werden. Schwerlich läßt sich etwas Phantastischeres für den Auftritt des starrsüchtigen Ewigen Juden erdenken als das Dominnere selbst, das uralte versteinerte Herz des Burgplatzes. Unwiderstehlich erfaßt es im Dom

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146  Kunst und Natur, a.a.O. (Fußnote 23), Bd. 2, S. 444ff.
147  Quast, a.a.O. (Fußnote 138), S. 13-19. Die Malereien wurden erst Mitte des 19. Jahrhunderts freige­legt.  148  Kunst und Natur, a.a.O., Bd. 2, S. 446

 

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Das Grabmal für Heinrich den Löwen und seine Gemahlin Mathilde von England
(Matilda Plantagenet) im Braunschweiger Dom St. Blasii
Rechts die rund 200 Jahre später verfertigten Standbilder des Herrscherpaares am Altstadtrathaus
(zu ihrer Schellenkleidung siehe Seite 61)
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