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LITERARISCHER VAMPIRISMUS. KLINGEMANNS NACHTWACHEN. VON BONAVENTURA 

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Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:St._Aegidien_(Braunschweig)_(5).JPG 

 

Leisewitz lebte seit Anfang 1778 in Braunschweig, wo er als der Verfasser des Trauerspiels »Julius von Tarent«, das Lessing als Werk Goethes einschätzen konnte, großes Ansehen genoß. Bekanntlich unterlag Leisewitz mit sei­nem genialischen, den Geist von Shakespeare beschwörenden Stück in dem Hamburger Preisausschreiben von 1775 Klingers Tragödie »Die Zwillinge«. Klingemann kommt wiederholt auf diese »bizarre« Entscheidung zurück, die Leisewitz auf immer die dramatische Produktion verleidet hätte.188)      <...> 

    Leisewitz mit seinen provokant nihilistischen Ausfällen hatte für Klingemann weitgehend eingelöst, was Wolfgang Paulsen sich nach den vernichtenden Einsichten von »Bonaventura« selbst gewünscht hätte: keine Zeile mehr ge­schrieben zu haben.189)

*

 

Klingemanns Bemühungen um das Andenken von Leisewitz erwuchsen aus seiner Erfahrung, wie man es in Braun­schweig mit dem Grabe von Lessing gehalten hatte. Im zweiten Band seines Theaterreisebuchs, das sich im Titel auf Lessings Verse »In eines Schauspielers Stammbuch« bezieht, führt er aus, wie nach Lessings theologischen Kämpfen 

»der gemeine Mann mit dem Namen L e s s i n g nichts Geringeres, als die Idee des Freigeistes selbst, ver­band, welchen man der Hölle für ewig verschrieben wähnte. Ich erinnere mich aus meiner Jugendzeit noch sehr wohl, mit welchem Grauen ältere, fromme Leute jenen Namen, besonders in Braunschweig, wo der große Mann endete, aussprachen; was auch vielleicht die Ursache sein mag, daß man seine Grabstätte selbst zu vergessen suchte, und niemand den Ort mit Gewißheit nachweisen kann.«190)

 

Klingemann war wahrlich besessen davon, Lessings Vergangenheit in Braunschweig lebendig zu halten.

»Vergebens fragt der Wandrer nach dem Hügel,

Der deines großen Lessings Reste birgt«,

ließ er schon in der Totenfeier für Leisewitz einen Bürger seiner Heimatstadt klagen.191) Sein Zeitungsaufsatz »Eh­renrettung der Emilia Galotti« von 1817, in dem er die Vorwürfe des Ausgeklügelten zu widerlegen sucht, solle  

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188  Kunst und Natur, a.a.O. (Fußnote 23), Bd. 1, S. 181, Bd. 2, S. 196, Bd. 3, S. 55f.; ferner Zeitung für die ele­gante Welt vom 20.0.1806 (Nr. 113) mit Klingemanns Bericht von der Beisetzung Leisewitz'.

189  Paulsen a.a.O.(Fußnote 109), S. 504      190  Kunst und Natur, a.a.O., Bd. 2, S. 257f.

191 Totenopfer den Manen Leisewitz's. In: August Klingemann, Theater (2. Bd., Tübingen 1808), S. 9


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Das 1976 zum Braunschweiger Ägidienmarkt versetzte Leisewitz-Haus, in dem der Dichter
von 1788 bis 1806 gewohnt hatte. Umgesetzt wurde es an den Platz des 1945 zerstörten 
Angottschen Hauses, in dem Lessing 1781 gestorben war.

 

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