LITERARISCHER VAMPIRISMUS. KLINGEMANNS ›NACHTWACHEN. VON BONAVENTURA‹
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Rechts: Garlieb Merkels hämische Besprechung von Klingemanns ›Arnold an der Halden‹ in Merkels und Kotzebues ›Freimüthigen (Nr. 233 vom 22.11.1804; Bildmontage von H.F.)
solche Dichter, die die Leute persönlich auf das Theater zu bringen wagen!«,41) hat sich in der 7. Nw an ihm erfüllt. In der 8. Nw wird der Konflikt so verschärft, auf Leben und Tod, daß Kreuzgang endlich auch über den Horizont der »Freimüthigkeiten« hinaus muß.
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Betrachteten die Nachtwachen 12 und 13 einige handfeste Existenzrücksichten, denen die Kunst unterworfen werden könnte, so wird jetzt umgekehrt von der Kunstproduktion her das Eingreifen ins Leben verfolgt und kann so der Zusammenstoß auch auf ein experimentelles Niveau gebracht werden. Äußerst glücklich dabei die Wahl der Schauspielkunst, des empfindlichsten Mediums, das Wesen von Fleisch und Blut für die versuchte Identifikation von Menschenleben und Kunstgebilde bereithält. Warum aber der Rückgriff auf das Stück von Shakespeare, wo doch die Fragestellung der 14. Nachtwache bald grundsätzlicher wird und gar Kreuzgang-»Hamlet« sich über theologische Naivitäten seiner Bühnenrolle lustig macht? Halten wir uns noch einmal an die Charakterisierung Shakespeares:
»... die mächtige Hand des Skakespear, dieses zweiten Schöpfers, hatte sie zu heftig ergriffen, und lies sie zum Schrecken aller Gegenwärtigen nicht wieder los. Für mich war es ein interessantes Schauspiel, dieses gewaltige Eingreifen einer Riesenhand in ein fremdes Leben, dieses Umschaffen der wirklichen Person zu einer poetischen ... «
Was hier so fasziniert und als das spezifische Genie Shakespeares gefeiert wird, ist das Gewalttätige seiner poetischen Gestaltung. Dies Charakteristikum hat Klingemann in den Jahren vor den »Nachtwachen« allenfalls gestreift, wenn er etwa 1800 von der »allmächtigen Kunst des Shakespear« redet.42) 1808 jedoch, in einem Essay über die romantische Tragödie, finden sich zwei für die Interpretation der
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41 Freimüthigkeiten, a.a.O. (Fußnote 29), S. 73
42 Memnon, a.a.O. (Fußnote 24), S. 104
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