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DOPPELENTDECKUNG KLINGEMANNS. NEUER KANDIDATENREIGEN

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Exklusionsverfahren dadurch, daß ich in den »Nachtwachen« eine Reihe von Sprachvorlieben bzw. -aversionen bestimmen konnte, die, meist syntaktischen Rangs, äußerst häufig in den Texten eines jeden Schriftstellers vorkommen (so bevorzugt »Bonaventu­ra« bei den Konjunktionen im konzessiven Gebrauch »obgleich« statt »obschon« oder etwa »wiewohl«, schreibt ad­versativ und temporal immer »indeß« statt »indessen«,vermeidet nach Möglichkeit – wie schon Erich Frank sah – das Relativpronomen »welcher«, wählt das Präfix »ohn-« anstatt von »un-« (für »ohngefähr«, »-streitig«, »-geachtet«), gebraucht sowohl im pronominalen als adverbiellen Sinn »selbst« statt »selber« usw.; hinzu kommen einige Schreib­eigenheiten wie »Ahnung« statt »Ahndung«, »Plane« anstelle von »Pläne«, »komm(s)t« statt »kömm(s)t« ...). Rund ein Dutzend dieser Alternativmerkmale genügte schon, so als Kombination von Vorlieben liberal zum Kriterium gemacht, um auf der Stelle die Hauptkandidaten Brentano, Hoffmann und Wetzel auszuschließen (und ebenso leicht lassen sich die neuesten Kandidaten von Jean Paul bis Arnold und Gerle aus dem Sattel heben, wobei ein jeder noch eigene, von »Bonaventura« abweichende sprachliche Vorlieben aufweist).Postskript) Sodann war – was zehn Wochen dauerte – das Exklusionsverfahren auf gut 300 Autoren anzuwenden, die aufgrund der Titel ihrer Veröffentlichungen vor allen anderen zu berücksichtigen waren (über den zweibändigen »Taschengoedeke«, Stuttgart 1970). Mit Ausnahme der stark gebundenen lyrischen und dramatischen Form konnten alle wesentlichen Textsorten einbezogen werden, neben der Erzählprosa auch Briefe und sogar wissenschaftliche Prosa, bleiben doch auch hier die fraglichen fundamentalen Sprach­merkmale von Belang. So enthält denn das Werk, das mir im alphabetischen Procedere unter K für Klingemann dann zur Stichprobe kam, die 1800 von ihm herausgegebene Zeitschrift »Memnon«, keine erzählenden Partien von ihm, sondern einige Abhandlungen romantischer Schulung über »Religion«, »Poesie« und auch über Schillers »Wal­len­stein«. Gleichwohl – und trotz anderer Spuren von Abel bis Zuckschwerdt – ließ Klingemann sich nicht ab­schüt­teln, und mit den ersten Seiten seiner eigenen Romane wurde auch die anspruchsvollere Identifizierung des Erzählers Klin­ge­mann zu einem aussichtsreichen Unternehmen (wie aussichtsreich, mag ein erster Blick auf die Erzählanfänge von »Ro­ma­no«, »Albano« und »Nachtwachen« zeigen).

 

Dies alles hätte man in den Details im Rohmanuskript studieren und bei der Erörterung von Schillemeits Hypothese berücksichtigen können. So aber stieß sein Befund bald schon auf starke und immer entschiedenere Skepsis, wozu ja nicht zuletzt das anachronistische Vorgehen beitrug. Sein Einfall, sich den Ort des Vorabdrucks der »Nachtwachen«

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Postskript 2014) Was so auch für Johann Karl Wezel (1747-1819) gilt, den um 1984 Karl-Heinz Meyer als seinen Favoriten vorstellte. Für mein Klingemann-Buch, das Ende 1983 druckfertig war und Anfang Februar '84 dem Niemeyer-Verlag zur Begutachtung vorlag, konnte er nicht mehr berücksichtigt werden (was mir Meyer 1985, sicherlich in Unkenntnis der Dauer von Begutachtung und Drucklegung, zum Vorwurf machte. In: Mitteilungen der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft, Heft 33, Bamberg 1987, S. 145-148).

 

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