Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
SCHULKINDER MALEN
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI GERMANISTICA
A Der alte Goethe
B Zu Theodor Fontane
C Zu »Bonaventura«
D Zu Aug. Klingemann
Inhaltsübersicht
Forschung seit 1973
Kandidatenreigen
Sprachstatistiken
K-s Artikel und ›Nw‹
Datierungstabelle
Arnims Nachtwache
Nacht bei Klingemann
Pseud. Bonaventura
Demiurg Shakespeare
Maske »Nihilismus«
»Parallelen«-Debakel
Mimetisches Genie
Prometheus Theater
Braunschweiger Vita
Vampirismus
Lieblingsort Dom
Der Friedhof
Freimaurer Lestwitz
Collegium Medicum
Leisewitz
Freigeist Lessing
Collegium Carolinum
Alessandro-Kreuzgang
Student in Jena
Der Domfriedhof 1973
Drei Rezensionen
Ruth Haag 1987
Kunstfehde/Werdegang
Schellings System-


LITERARISCHER VAMPIRISMUS. KLINGEMANNS NACHTWACHEN. VON BONAVENTURA 

________________________________________________________


­

die auch eine sprachstatistische Behandlung zulassen: Denn bei dem für die Klingemann-Hypothese verheerenden Ergebnis Wick­manns, das sie bei einer Gegen-Wahrscheinlichkeit von etwa 1:5000 förmlich abschmetterte, muß jede philologische Antwort zu­nächst auf dem Boden der Sprachstatistik selber erfolgen.

   Welche Möglichkeiten eröffnen sich mit diesen Artikeln? Das hervorstechende Merkmal ist das einer Gleichzeitigkeit zwischen der Niederschrift der »Nachtwachen« und einer bestimmten, noch auszumachenden Sequenz dieser Klinge­mannschen Artikel in der »Eleganten«. Entstanden sein dürften die »Nachtwachen« nämlich, wie über eine Reihe von Anspielungen auf Zeitgenossen und auch technische Erfindungen längst deutlich, weithin noch in der ersten Jah­reshälfte 1804; die Beiträge Klingemanns, die 1802 einsetzen und sich über viele Jahre hin erstrecken, haben ihre dichteste Abfolge gerade in den Jahren 1803 bis 1805. Diese Gleichzeitigkeit ist nun äußerst kostbar, indem sich eine zweite Beobachtung hinzugesellt: Wie sich mir schon seinerzeit beim Ermitteln der sprachlichen Konstanten Bonaven­turas andeutete, gibt es in den »Nachtwachen« gewisse Wortvorlieben, die offenbar recht kurzfristig sind, jedenfalls nur für we­nige aufeinanderfolgende Einzelnachtwachen und unabhängig von deren besonderen Sujets Bestand haben. Setzt man der Ein­fach­heit halber einmal die Nachtwachen 1-8 als den einen großen Zeitraum der Niederschrift an und die Nachtwachen 9-16 als den zweiten späteren, so bevorzugt Bonaventura während des ersten Zeitraums entschieden die folgenden Wör­ter: »furchtbar«, psychisch »kalt«, »ächt«, »wichtig«, »nie«, »weshalb« (kons.), kaus. und mod. »indem«, »viel­mehr« und die Präposition »gemäß«; umgekehrt bevorzugt er in der zweiten Schreibphase: »schrecklich«, »fol­gen­de«, »zwar-aber«, »aber nur«, »vielleicht« ....

   Nun sind solche Vorlieben eigentlich nichts Überraschendes, ähnlich kann man sie auch bei anderen Autoren oder selbst am eigenen Schreibverhalten zuweilen feststellen. Auch läßt sich mit so wenigen spektakulären Sprachelemen­ten noch nicht ernsthaft statistisch argumentieren. Wie aber, wenn man es hierbei wirklich nur mit den gröbsten, in die Augen springenden Vorlieben zu tun hätte und es bei einem Schriftsteller wie Bonaventura auch substantiell einen sprachlichen Wandel der Art gäbe, ein Aufkommen und Abklingen verschiedenster und unterschiedlich stark ausge­prägter Vorlieben? Dann nämlich könnte sich die Identität Bonaventuras mit Klingemann gleichsam seriell, wie in Mo­mentaufnahmen nachweisen lassen: Unter der Hypothese, daß es im Sprachdenken eines Autors viele kurzfristige Wort- und Ausdrucksvorlieben gibt, solche, die sich auch in so unterschiedlichen Projekten wie den erzählenden »Nachtwachen« und diesen Besprechungen in der »Eleganten« durchhalten und eben auch von Zeitpunkt zu Zeit­punkt gemeinsam ändern, müßte es möglich werden, die Niederschrift der »Nachtwachen« anhand der datierten Artikel Klinge­manns in den großen Zügen selber zu datieren, sie womöglich Nachtwache für Nachtwache als »work in progress« zu verfolgen!


- 8 -

ZurückWeiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/