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Braunschweiger Messe, Szenerie am Kohlmarkt; im Hintergrund rechts die Martinikirche beim Altstadtmarkt.
Lithographie von H. C. Vellguth (um 1840)
Quelle: www.nibis.de/~mobbs/3.Zeitung/info/messe.htm
 

Wir sehen dies, wie gesagt, auch daran, daß sich Arnim für seine elegante und muntere Charakterisierung etlicher französischer Theater und ihrer Stücke noch die äußere Situation um ein Krankenlager her gewählt hat, mit leicht allegorischer Überhöhung der verschiedenen Personen (die Kranke, der Erzähler, die Gesunde, der Schreiber, der Weltfreund, ein Hauskobold schließlich). Dies ist ja nicht das Situationsbild, von dem Klingemann alias »Bo­naventura« für die »Nachtwachen« ausgeht (abgesehen davon – eine kleine Hommage an Arnim? –, daß die erste Nachtwache um einen Todkranken, den sterbenden Freigeist kreist). Vielmehr ist es das schon 1802 für die Messe gebrauchte Bild, das eines umherstreifenden und sich wieder zurückzie­henden Beobachters:

»Gemählde der Braunschweiger Sommermesse 1802.«

Er setzt recht zweideutig ein, wohl um die Anonymität nicht aufs Spiel zu setzen: »Ich reisete nicht in merkantilischer Hinsicht zu dieser Messe...« (was er als Braunschweiger wahrlich nicht nötig hatte), »vielmehr will ich Ihnen ein allgemeines Gemählde von Braunschweig zu dieser Zeit entwerfen und Sie auffodern, mich auf meinen Spaziergängen zu begleiten.« Wie Kreuzgang seine nächtlichen Gänge oder »Nachtwachen« wiederholt mit Gemälden oder »Nachtstü­cken« vergleicht, so werden hier die »Gemählde«-Ausschnitte der Messe in Form von sechs »Ausflügen« erzählt (»Erster Ausflug« usw.). Schon hier ist es eine Ausnah­mezeit, eine positiv gesteigerte freilich, denn »eine Messe ist mir gleichsam ein festlicheres Bild des Lebens, die allgemeinen Verhältnisse sind mir höher gerückt. Alles greift frischer in einander ... «:

   Flüchtig wird das Warenangebot in den Buden und auf einer Galerie durchlaufen, in einer Rotunda läßt er sich das illusionistische Panorama von Toulon zeigen und stellt sich uns dann als raffinierter Flaneur vor, der sich bei seinen Streifzügen gern auch vom Zufall leiten lasse. Doch all die Attraktionen und Amüsements wie das noch im Bau befindliche »Kolosseum« des Vieweghauses, Illuminationen mit den »Töchtern der Freude« im Mit­telpunkt, ein Besuch im Schauspielhaus (»Die deutschen Kleinstädter« Kotzebues seien in dieser tristen Umgebung am Platz), ein Kunstkabinett im klei­nen Theater eines Kaffeehauses (»mechanische Figuren, ein aerostatischer Reiter, optische Erscheinungen, alles das fliegt luftig an uns vorüber«), eine Promenade um den Wall, ein sogenannter medizinischer Garten, das reicht ihm endlich, »man ärgert sich über die leeren Vergnügungen, so wie ich mich auch jetzt schon bei der Beschreibung zu ärgern anfange. Man möchte der Musik den Mund verstopfen und wünscht, daß sich die Arien aus dem Donauweibchen ... nur endlich einmal dem Teufel verschreiben möchten ... Man nimmt sich vor, nur noch den sechsten Ausflug zu beginnen und dann


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