Quelle: www.nibis.de/~mobbs/3.Zeitung/info/messe.htm
Wir
sehen dies, wie gesagt, auch daran, daß
sich Arnim für seine elegante und muntere Charakterisierung etlicher
französischer Theater und
ihrer Stücke noch die äußere Situation um ein Krankenlager her
gewählt hat, mit leicht allegorischer Überhöhung der verschiedenen
Personen (die Kranke, der Erzähler, die Gesunde, der Schreiber, der
Weltfreund, ein Hauskobold schließlich). Dies ist ja nicht das
Situationsbild, von dem Klingemann alias »Bonaventura« für
die »Nachtwachen«
ausgeht (abgesehen davon – eine
kleine Hommage an Arnim? –, daß die erste Nachtwache um einen
Todkranken, den sterbenden Freigeist kreist). Vielmehr
ist es das schon 1802 für die Messe gebrauchte Bild, das eines
umherstreifenden und sich wieder zurückziehenden Beobachters:
»Gemählde
der Braunschweiger Sommermesse 1802.«
Er setzt recht
zweideutig ein, wohl um die Anonymität nicht aufs Spiel zu setzen:
»Ich reisete nicht in merkantilischer Hinsicht zu dieser Messe...«
(was er als Braunschweiger wahrlich nicht nötig hatte), »vielmehr
will ich Ihnen ein allgemeines Gemählde von Braunschweig zu dieser
Zeit entwerfen und Sie auffodern, mich auf meinen Spaziergängen zu
begleiten.« Wie
Kreuzgang seine nächtlichen Gänge oder »Nachtwachen«
wiederholt mit Gemälden oder »Nachtstücken« vergleicht, so
werden hier die »Gemählde«-Ausschnitte
der Messe in Form von sechs »Ausflügen« erzählt
(»Erster Ausflug«
usw.). Schon hier
ist es eine Ausnahmezeit, eine positiv gesteigerte freilich,
denn »eine Messe ist mir gleichsam ein festlicheres Bild des Lebens,
die allgemeinen Verhältnisse sind mir höher gerückt. Alles greift
frischer in einander ... «:
Flüchtig
wird das Warenangebot in den Buden und auf einer Galerie durchlaufen,
in einer Rotunda läßt er sich das illusionistische Panorama von
Toulon zeigen und stellt sich uns dann als raffinierter Flaneur vor,
der sich bei seinen Streifzügen gern auch vom Zufall leiten lasse.
Doch all die Attraktionen und Amüsements wie das noch im Bau
befindliche »Kolosseum« des Vieweghauses, Illuminationen mit den
»Töchtern der Freude« im Mittelpunkt, ein Besuch im
Schauspielhaus (»Die
deutschen Kleinstädter«
Kotzebues
seien in dieser tristen Umgebung am Platz), ein Kunstkabinett im
kleinen Theater eines Kaffeehauses (»mechanische Figuren, ein
aerostatischer Reiter, optische Erscheinungen, alles das fliegt
luftig an uns vorüber«), eine Promenade um den Wall, ein
sogenannter medizinischer Garten, –
das
reicht ihm endlich, »man ärgert sich über die leeren Vergnügungen,
so wie ich mich auch jetzt schon bei der Beschreibung zu ärgern
anfange. Man möchte der Musik den Mund verstopfen und wünscht, daß
sich die Arien aus dem Donauweibchen
...
nur endlich einmal dem Teufel verschreiben möchten ... Man nimmt
sich vor, nur noch den sechsten
Ausflug
zu beginnen und dann
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