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NAME, MASKE UND IDENTITÄT
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              schlingt - nicht verloren hast. In diesem Narrenkämmerchen lag ich, wie in einer Höle der Sphynx, mit meinem

               Rätsel eingeschlossen ...«)17)

 

Die denkbar zufällige Provokation des bürgerlichen Eigennamens macht in ihrer Brutalität früh empfindlich für die Anfälligkeit von Spra­che. Der Widerspruch zum erhabenen, sich als unverein­bar mit dem Leben er­wei­sen­den Namen richtet sich selber noch nach dem fal­schen Ver­sprechen: Die Nachtwachen - so bildhaft die Hy­po­the­se - han­deln vom we­senlos werdenden Mem­non. Wieweit das im Pseu­do­nym geteilte Ver­stum­men des Au­tors un­wi­der­ruf­lich ist, läßt sich ein­zig im Identifizieren er­fah­ren, nicht Klin­ge­manns mit »Bo­na­ven­tu­ra«, son­dern des un­ge­lö­sten Widerspruchs in beiden. In »Bonaventura« hätte dem­nach der Ver­fas­ser die bür­ger­li­che Exis­tenz auf­gegeben und sie in dem doppelbödigen Anklang ((via Schelling)) zu be­haup­ten ver­sucht; so­weit je­den­falls, als die un­er­hör­te Kunstfigur sich in die zeitgenössische des Nacht­wäch­ters über­set­zen läßt.

 

Die Frage nach der Identität von »Bonaventura« stellt sich in der Erkenntnisabsicht, sich für soziale Gewalt in der Verlaut­ba­rung zu schärfen. Sprache, wie sehr auch Gegenwehr und Bedürf­nis nach Integrität, kommt so in Be­tracht einzig als kor­rum­pier­te. Dies am in­ten­siv­sten in den Äußerungen, die sich ihrer un­auffälligen, zeit­kon­for­men Kne­be­lung be­wußt ge­wor­den sind und, kri­tisch über sich selber gebeugt, das Unmögliche von of­fen-kom­mu­ni­ka­ti­ver Spra­che ins Werk setzen. Wie kon­kret, be­stimmt sich durch das Fort­ge­schrit­te­ne des of­fi­zi­ell vor­ge­setz­ten Zeit­be­wußt­seins selbst; »re­a­li­sti­sche« Be­ob­ach­tung von Zeit­wirk­lich­keit kann bei Fon­ta­ne als Er­zähl­form sich im Werk sel­ber ei­ne Schicht einrichten, die in kryp­ti­scher Er­zähl­form um­stand­los zu ra­di­ka­li­sie­ren ist; zur Zeit der »Ro­man­tik« mit pro­grammatischen Entgrenzungen der Lebens- und Kunst­be­zir­ke moch­te solch Er­zäh­len ge­ra­de in der Distanz zum öffentlichen Leben Möglichkeiten lokalisieren, um das Ge­trie­be der Er­schei­nun­gen frei­zu­le­gen. Diese Erzählposition des Nachtwächters, zunächst unfreiwillig als Zu­flucht ei­nes nir­gends ge­dul­deten Kri­ti­kers, ent­la­stet weit­ge­hend vom Druck der Verhaltensnormen; gerade so­weit, um als nicht-kon­tem­pla­ti­ver Au­gen­zeu­ge sich von den Re­pa­ra­tur­ver­su­chen der Herr­schenden auf­wüh­len zu las­sen. Das gilt so für den erzählten Ich-Erzähler Kreuzgang. Wenn »Bo­na­ven­tu­ras« Werk ver­ständ­li­cher wer­den soll über die Iden­ti­fi­zie­rung mit Klingemann, dann hat man sich einzulassen auf ei­nen Kunst­an­spruch, der gi­gan­to­man auf Iden­ti­tät mit dem ge­schicht­lichen Leben drängt. In Gestalt des mythisch Wa­chen­den sind Werk und Le­ben im An­spruch in eins ge­setzt wor­den. Doch untersagt schon die Distanz im Pseu­do­nym, die Nacht­wa­chen sim­pel als Schlüs­sel­ro­man zu le­sen. Wieder hätte man allenfalls Parallelen; wenn sich dar­in et­was auf­ein­an­der­zu­be­we­gen soll,

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17)  Nachtwachen, a.a.O., S. 230 

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