MUSIKALISCHE TALENTE. FREUNDSCHAFTEN MIT GÖRGES UND BORNHARDT
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Quelle: www.uni-muenster.de/Staedtegeschichte/Forschung/Stadtgrundriss_Braunschweig.html
Klingemanns
Geburtshaus
am
Papenstieg
gehörte
zur Freiheit um den Dom St. Blasien, einem Immunitätsbereich,
der leider nicht in die sogenannte
Vorschußsteuerrolle, die
neben dem Eigentümer auch alle Einmieter
aufführte, aufgenommen wurde. Einige Häuser dieser Straße
waren im Besitz der Kollegiatsstifte
St. Blasius und St. Cyriacus und wurden nach
deren Auflösung aufgrund des
Reichsdeputationshauptschlusses
von 1803
verkauft.103
Sozialgeographisch
grenzte der Papenstieg an das Zentrum von Gewerbe
und Handel;104
die
Fassadenfenster jedoch zeigten auf den Burgplatz
mit dem Dom, getrennt nur durch die Häuserzeile
der anderen Straßenseite. Gegenüber
lag seit 1796
ein
Lesekabinett,105
im
Nachbarhaus wird seit 1827/28 der Vielschreiber
August Leibrock (1782-1853)
seine
gewaltige Leihbibliothek von 16000
Bänden
führen (in der auch Trivialromane
Klingemanns mit dem Verleihernamen
gestempelt erhältlich sein werden, –
so
nur kann ich mir erklären, daß
jemand
Leibrock als Verfasser des 1795(!)
anonym erschienenen
»Wildgraf
Eckart«
bezeichnen
konnte).106
Schräg
gegenüber dem Elternhaus befand sich bis 1799
das
»Pantomimenhaus«,
das eine bedeutende Rolle für den Knaben
August Klingemann spielen sollte.
P.S.
2014:
Auf
den Seiten 217ff. meines Buches gehe ich ausführlicher darauf
ein. Insbesondere die Stücke mit Hanswurst und Kolombine mußten in
diesem auch »Comödienhaus«,
»Kleines Hoftheater« oder »Kleines
Schauspielhaus« genannten Theater einen starken Eindruck
auf August hinterlassen haben. So führten hier
(italienische)
Schauspielergesellschaften weithin surreale Stücke wie
»Arlequin
in der Hölle, oder: Der Poltergeist«
(1786)
und sogar Döbbelin ein für Kinder gedachtes
pantomimisches Ballett »Harlequin
als Bettler«
(1790)
auf.
In
seiner Skizze der Braunschweiger Theatergeschichte erwähnt
Klingemann übrigens den Skandal, den die Errichtung des
Theaters dem Dom gegenüber provoziert hatte
(Kunst
und Natur,
a.a.O., Fußnote 23, Bd. 2, S. 478).
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102
Neuer Nekrolog,
a.a.O., 1844, S. 549f.
103
Ernst Döll, Die
Kollegiatsstifte St. Blasius und St. Cyriacus zu Braunschweig
(Braunschweig 1967), S.
285
104
Wolfgang Meibeyer,
Bevölkerungs- und
sozialgeographische Differenzierung der Stadt Braunschweig um die
Mitte des 18. Jhs.,
in: Braunschweigisches
Jahrbuch (Braunschweig),
Jg. 1966, S. 125-157
105
Braunschweigische Anzeigen
1795 vom 30.12.
106
Wildgraf
Eckart von der Wölpe. Eine Sage aus dem vierzehnten Jahrhunderte
(Braunschweig
1795). Vgl. im Exemplar der Stadtbibliothek Braunschweig (Signatur
I45/631) den Eintrag zu Beginn des "Zweiten Buchs".
–
Zu
Leibrock vgl. Karlwalther Rohmann, Begegnungen
in Braunschweigs Mauern (Braunschweig
1980), S.25
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