MEMNONS NACHT UND ERKLINGEN
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Der »illustrierte Umschlag« zeigt, fast unkenntlich im Schooße der Nacht, ein von der Sphinx flankiertes Memnon-Monument. Eine lyrische Interpretation als Vorfeier:
»Es sitzet starr in traurig-düsterm Harren
Das dunkle Bild, und alles Leben schweigt;
Rauh steigt es aus der stillen Nacht hervor,
Und blickt, wie die Bedeutung, ernst und schweigend,
In's tiefe Dunkel und zum fernen Morgen ...«
»Welch leises Wehen durch den dunklen Himmel!
Und tiefer regt sich's unten in der Nacht
Und streitet ringend mit dem neuen Leben.
Der kalte Sohn stützt seine starren Hände
Gewaltig auf den rauhen Stein, und strebt
Sich aus der dunkeln Nacht hervorzuheben.
Da rührt sein stummes Flehn die holde Mutter,
Sie blickt ihn an ...
Der träge Schlummer flieht von seinen Augen,
Und an dem goldnen Licht entzündet sich
Der erste Ton und hallt harmonisch wieder.«
Das überschriebene Gedicht ist nicht signiert. ›Memnon‹ = nomen. Eine irrwitzige selbsterlösende Gleichsetzung mit dem Stummen ((wird vernehmlich)) bei der Lektüre. Das einleitende monologische Kunstgespräch setzt damit ein, Scheu vor der Mitteilung zu behaupten; es gebe »nur Wenige, die das innere Wort verstehen, und die Augen der Liebenden fehlen Überall. – Das Zeitalter steht auf einer Höhe und Tiefe zugleich, daß es mir oft schwindelt, wenn ich die Entfernung dazwischen betrachte«(!): »Die Philosophie ist nur für Wenige ein Licht geworden; die anderen aber hat sie dagegen in eine noch tiefere Nacht geführt.«
Dem Künstler aber wird schließlich ein göttlicher Erlösungstrieb zugeschrieben. »Durch die ganze Natur, die ihn umgiebt, sieht er das höhere Leben, und es ruft ihm überall zu, und will durch ihn befreit sein; die Töne fliehen trauernd umher, und suchen sich, und bitten ihn, daß er sie harmonisch zusammenfüge, und zum Gesang vereine; in dem rohen Marmorfelsen, der sie umschließt, erblickt er trauernd die schlanke Gestalt,