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BILDER FONTANES GEGEN
DEN TOD
Vom Versteckspielen zum kryptischen Erzählen
Sterbenmüssen
hat den Nimbus von Selbstgewißheit schlechthin, gilt seit jeher als so
ausgemacht, daß es zum idealen Inhalt des simpelsten der logischen Schlußverfahren
genommen werden konnte: Alle Menschen sind sterblich – X ist ein Mensch – X
also ist sterblich. Auf gut deutsch, mit der ganzen Schadenfreude dieser
konformistischen Logik: Als das Wesentliche und einzig Verläßliche an der Existenz
der Menschen hat sich ihre individuelle Nichtexistenz herausgestellt – X,
und zwar am besten ein schon Verstorbener wie der eigensinnige Denker
Sokrates, ist in diesem egalitären Sinne wesentlich geworden – also
ist X alias Sokrates ein toter Hund, und zwar inclusive seiner Lehre von
der Unsterblichkeit des Menschen.
Allerdings hört
man zuweilen von der triumphalen Überzeugung eines Kindes, nicht sterben zu
müssen. Diesen lebensfrühen, dem Erwachsenen weithin fremd gewordenen
Impuls gälte es zu verstehen, unter welcher Lebensbedrohung er
vermutlich entstand und welche Möglichkeiten sich in ihm anmeldeten. Und
weshalb immer noch, vor allem bei den Dichtern und Denkern, die wilde Freude
überlebt hat, jener religiösen Todeslogik zu widersprechen, die den
Menschen dadurch für ein Jenseits oder eine andere Hinterwelt glaubte
empfänglicher machen zu können.
Das in der Schule gelernte
Gedicht Herr von Ribbeck auf Ribbeck
(1889) war für mich, den Zehn- oder Elfjährigen, der erste Zugang zu
Fontane. Unter all der golden glänzenden und so spendablen Herzlichkeit war
da eine tiefere und etwas ungehörige Anziehungskraft zu verspüren;
verlockte doch die Zauberfrucht, die dem Jungen
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