BILDER FONTANES GEGEN DEN TOD. ›HERR VON RIBBECK AUF RIBBECK‹
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und
kameradschaftlich auch der "lütt Dirn"
angeboten wurde, zum
Zauberer selbst, seiner Stimme nach, die zuletzt
aus seinem Birnbaumversteck herüberdrang.
Unheimlich daran war, wenn dies auch vom Kind als Bild
nicht weiter ausgemalt wurde, wie die Frucht aus
dem Totgesagten herauskommt.
Und verführerisch zog sie einen hinweg von den
Erwachsenen und ihren sattsam bekannten,
halb verstandenen Mahnungen zog, sich ja nur in acht zu nehmen
vor solchen Anträgen. Erst dem endlich selber
Erwachsenen ging die versteckte Argumentation
dieses weitherzigen Spenders voll auf: Daß
also die Ribbecksche Solidarität mit den
Kindern
weit über das Überlisten der Erben von Fleisch und
Blut hinausdrängt; daß die witzige Wendung gegen die
herkömmliche Abfolge der Generationen
und ihre Besitztitel einen
auch metaphysischen Charakter hat.
Dieser erscheint, unausstehlich beinahe,
in dem zur Aussöhnung mit dem Tode hartnäckig
angebotenen uralten Bild
einer Palingenese,
hier als Weiterleben im Naturkreislauf von dem Moment
an, als der Alte just zur Reifezeit sein Ende
fühle, bis hin zu diesem Flüstern in dem der Leiche
entwachsenen Birnbaum.1
Buchstäblich genommen, wäre dies
eine gräßliche anthropophagische Zumutung. Erträglich und neu
verlockend wird es als Doppelspiel, das sich sowohl gegen
die "Feiergesicht"-Gläubigkeit derer wendet, die da
zur Beisetzung des Alten anzutreten und
zu singen haben "Jesus meine Zuversicht", als auch gegen
die üblichen planen Überlieferungs- oder
Fortschrittsdoktrinen. Wie sich nämlich bei
Fontane das Alte aus dem Sarkophag des "stillen
Hauses" hervorarbeitet und neuen
Segen zu stiften vermag, läßt sich ja sowohl
als irdisches
Gegenbild zu dem leeren, auf ein Jenseits
vertröstenden Grab Christi als auch zu den
Geschichtsmodellen auffassen,
die das Vergangene als ein Erledigtes abtun
oder es zu ihrer wesenlos gewordenen "Vorgeschichte"
herabsetzen.
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1
In ihrem Bilderbuch für das
Vorschulalter (illustriert von Marta Koci) trägt die Baumkrone
"Züge des pausbäckigen Gesichts" des
Beigesetzten. Vgl. Tomas Küpper, "...
leuchtet’s wieder breit und weit". Zur Popularität
der Ribbeck-Ballade.
In: Fontane-Blätter
67 (1999), S. 106-121; Zitat S. 108
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