_____________________________________________________________________________________
Bildquellen, von oben: www.panoramio.com/photo/34408983 www.inschriften.net/braunschweig/inschrift/nr/di056-0432.htm
Für das Wappenpaar vgl. Fußnote Nr. 108
gleichen (Venus-)Muschelfries bzw. einer Fächerrosette zu sehen ist (s.s. 58). Dieser Fries war aber nicht das einzige architektonische Charakteristikum:
»Über den Haustür prangte ein altes Wappenpaar mit einer holzgeschnitzten Inschrift, derzufolge ein Hildesheimer Bruno ... das Haus 1537 hatte errichten lassen.«107
Im Braunschweigischen Magazin von 1903 findet man die Wappen abgebildet.108 Das eine Wappen (ein Flügelpaar) ist nicht auf Anhieb zu deuten, das andere zeigt aber eindeutig – eine Zwiebel! Das Symbol der »Nachtwachen« also, das man immer auch für die demaskierende Tätigkeit Bonaventuras selber reklamiert hat! Für W. Paulsen etwa ist es das »eigentliche dichterische Anliegen«, das Bonaventura im Bilde von der Zwiebel derart eindringlich veranschaulichen konnte: »Die Masken sitzen eben auf der Welt wie die Hülsen einer Zwiebel - ein Bild, das Bonaventura selbst in der neunten Nachtwache benutzt und dann anderwärts, z.B. in der Ophelia-Episode, weiterentwickelt. Eine Zwiebel also schwebt ihm vor Augen und nicht etwa eine blaue Blume!«:109
»Die Menschheit organisirt sich gerade nach Art einer Zwiebel, und schiebt immer eine Hülse in die andere bis zur kleinsten, worin der Mensch selbst denn ganz winzig stekt. So baut sie in den großen Himmelstempel an dessen Kuppel die Welten als wunderheilige Hieroglyphen schweben, kleinere Tempel mit kleinern Kuppeln und nachgeäfften Sternen, und in diese wieder noch kleinere Kapellen und Tabernakel, bis sie zulezt das Allerheiligste ganz en miniature wie in einen Ring eingefaßt hat ... In die allgemeine Weltreligion, die die Natur mit tausend Schriftzeichen geoffenbart hat, schachtelt sie wieder kleinere Volks- und Stammreligionen für Juden, Heiden, Türken und Christen; ja die leztern haben auch daran nicht genug, sondern schachteln sich noch von neuem ein. - Eben so ist es mit dem allgemeinen Irrhause, aus dessen Fenstern so viele Köpfe schauen, theils mit partiellem, theils mit
--------------------------------------------------------------------------------------------------
107 Hugo Burath, a.a.O. (Fußnote 84), S. 19 108 Siehe ebd. S. 32 in Nro. 3 (H. Meier/C. Kämpe, Heraldische Untersuchungen in der Architektur der Stadt Braunschweig; s. dort S. 1-9, S. 25-32 sowie im Jg. 1914 S. 121-125.)
109 Wolfgang Paulsen, Bonaventuras 'Nachtwachen' im literarischen Raum. Sprache und Struktur. In: Schiller-Jahrbuch 1965, S.447-510 (Zitat S. 494); vgl. Paulsens Nachwort zu seiner Ausgabe Bonaventura/ (E.A.F. Klingemann)/ Nachtwachen (Stuttgart 1994), S. 180.
- 67 -