»NACHT« UND MIMETISCHES GENIE. MIMESIS UND SELBSTVERLUST
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Auskunft des Erzählers Kreuzgang zu Beginn der 16. Nachtwache, er könne statt eines farbigen Schlußstücks à la Hogarth »nichts als Schatten und luftige Nebelbilder vor dem Glase meiner magischen Laterne hinfliehen lassen«.69
Die mit seiner nicht gewöhnlichen mimetischen Begabung verbundene Gefährdung hat Klingemann früh gesehen. Auch sein Braunschweiger Biograph Hugo Burath spürte dies, als er die folgende Klage Romanos zitierte:
»Es ist sehr traurig und macht mir viele düstere Stunden, daß sich so gar nichts vollenden will, und daß alles nur in mir anfängt und mich auf allen Seiten berührt, ohne sich im Innersten zu lösen ... Es bildet sich nichts aus, und ich habe zuletzt nur Bruchstücke aus einem Künstlerleben gelebt, die nichts als Ahnungen enthielten ... Auch zum Zuschauer tauge ich nicht, und es ist mein Unglück, daß ich zu früh mit auf die Bühne springe und an dem inneren Spiele Anteil nehme. Der echte Künstler ist doch immer ein ruhiger Zuschauer, der mit klarem unbefangenem Auge über dem Ganzen wacht und niemals strebt, es leidenschaftlich zu wiederholen.« (Romano, a.a.O. Bd. 1, S. 221f.)
Buraths Kommentar lautet: »Deutlich wird hier schon erkennbar die schicksalhafte Begrenzung von Klingemanns angeborener Begabung: der Drang des Dramatikers, es nicht beim genießenden Zuschauen bewenden zu lassen, sondern auf die Bühne zu springen und mit anzupacken. Deutlich aber auch die frühe Ein-
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69 Klingemann verstand einiges von Schattenbildern, in den Jahren um 1800 pflegte er zusammen mit seinem musikalischen Freund Bornhardt Schattenspiel-Vorstellungen zu geben (s. Seite 65). Vielleicht machten die beiden dabei auch von der Laterna magica Gebrauch: Wir finden sie nicht erst in den 1809 von Justinus Kerner begonnenen Reiseschatten von dem Schattenspieler Luchs, wo »die Bilder seiner Reisen und Erlebnisse am Leser vorübergleiten, wie die Schatten der Laterna magica auf der weißen Wand am Zuschauer vorüberziehen« (Josef Gaismaier, Biographische Einleitung in: Justinus Kerners sämtliche poetische Werke in vier Bänden, Bd. 1 <Leipzig o.J.>, S. 33). Schon der italienische Schattenspielmann in Goethes Jahrmarktsfest zu Plundersweilern (1774) arbeitet mit einer Laterna magica und projiziert kurbelnd die Bilder seiner Schöpfungsgeschichte auf den Schirm.
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