BILDER FONTANES GEGEN DEN TOD. ›QUITT‹
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Mit
dem Jagdmesser, das man mit in den Boden gestoßener
Klinge neben ihm findet, hat er sich an der Stelle des
Wundmals Christi die Hand geritzt, um mit dem Blut seine
Bitte um Vergebung niederzuschreiben.
Unter einem "Bahrtuch, in das ein großes
silbernes Kreuz eingestickt war", trägt man
ihn fort.32
Zugetragen
hat sich sein Opfergang in den Tagen um Christi
Himmelfahrt, was sich ebenfalls schon in der ersten
Romanszene ankündigte:
Der
vor dem Prediger aus der Kirche geflüchtete
Menz saß neben seiner Mutter "auf einem großen
Grabstein, zu dessen Häupten eine senkrecht
stehende Marmorplatte mit einer 'Christi
Himmelfahrt' in Relief in die dicht dahinter
befindliche Kirchhofsmauer eingelassen
war ..."33
Die
schon aufdringlich inszenierte Parallelität der Umstände, unter
denen Menz und sein Opfer Opitz ums Leben kommen, soll die anstößige
Kontrafaktur der christlichen Nachfolge überdecken. Nicht erst der
Umstand, daß Menz den Tod stellvertretend erleidet, sondern
schon sein Anschlag auf den Förster hat Züge einer
Selbstaufopferung. In
diesem "Polizeistaat" eines preußischen
Staatschristentums kann
sich der stolze und eigensinnige Menz nur
als rebellischer Wortführer behaupten und tritt
in seinem Bekenntnis zum Haß ("das Beste, was man hat")34
entschieden
gegenchristlich auf – kaum anders als Grete Minde in
ihrer Ablehnung des christlichen Gebotes der
Vergebung. Nur so
vermag Menz seine persönliche Integrität zu
behaupten, die er schon von klein auf durch seine
unaufrichtige und devote Mutter
bedroht weiß, die beim Durchbohren der Köpfe
von zu schlachtenden Gänsen Wiegenlieder zu
singen pflegt und der er entgegenhält: "Immer
versteckt; du kannst nichts offen tun ... Und Mutter,
so hast du mich auch erzogen und angelernt."35
Seine Virtuosität
in der Verstecksuche und Vermummung muß der
Pascher und Wilderer aber noch einmal für das Treffen
mit dem Förster unter Beweis stellen, und
nachher entkommt der im Rosenbusch Versteckte
seinen das Haus umstellenden Bewachern.
Der Druck zur Verstellung fällt erst drüben in Nordamerika,
an der Seite der Geschwister Ruth und Toby in dieser
so erstaunlich offenen kleinen
Mennonitengemeinde.36
So sehr es Menz auch drängt, die
eigene Vorgeschichte zu offenbaren und trotz seiner
wie bi-
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32
N VI, Kap. 34 und 35
33
N VI,
7
34
N VI,
33
35
N VI,
33
36
"The
larger household living in peace at Darlington consisted of
Mennonites who had gone into exile from Prussia out of
opposition to military service, a Polish Catholic, Indians, a
socialist, atheist Frenchman, and a killer from Silesia. None of
these characters could have lived peacefully in Prussia, indeed
the Bornhostel household comprised a veritable wanted
poster of Bismarck's list of enemies of the Reich."
Mark
Jantzen, The
Darlington Mission in Theodor Fontane’s Novel
'Quitt'.
In: Mennonite
Life
vol
61, no. 2 (June 2006). URL:
http://www.bethelks.edu/mennonitelife/2006June/jantzen.php
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