KREUZGANGS LIEBLINGSORTE: (BURG-)DOMPLATZ UND (MARTINI-)FRIEDHOF
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Die
Formel, die Kreuzgang bei der Büste des Alchymisten ausspricht:
»Alles Geheimnißvolle und Wunderbare, vom
Freimaurerorden an, bis zu den Mysterien einer
zweiten Welt«, umreißt sehr genau die Erfahrungs- und
Werteskala dieses Logenchefs. Und
selbst in seinem Vaterschaftsverhältnis zu Kreuzgang, wenn wir
die Genealogie nicht zu eng nehmen, steckt
ein literarbiographischer Kern; wobei
ich weniger Wert darauf lege, daß Klingemanns
Großvater, der Hofmusikus Weinholtz 1751-54
unter Lestwitz »Almosenpfleger« der Loge
»Jonathan«
war,175
als vielmehr an Lestwitz'
Verbindungen zu Lessing
denke, dem ehemaligen Mitglied der Hamburger Loge
zu den drei goldenen Rosen, der vielen Braunschweigern
der Leibhaftige selber war und dessen Verruf den
jungen Klingemann so beeindruckt und dann empört
hatte, daß ich nachher noch in dem sterbenden Freigeist der 1.
Nachtwache Lessing zu identifizieren
habe.
Nicht
allein Lessings geistige Physiognomie haben
wir in der Lestwitzschen Büste zu sehen, um sie mit einigem Recht
für Kreuzgangs Vater beanspruchen zu
können, auch
jene faustische Aura der
16. Nachtwache gehört
dazu. Eine Kombination, die durch den Umstand
anschaulicher werden mag, daß Goethe während
seines Braunschweiger Aufenthalts 1784
zusammen mit Carl August auch der dortigen
Loge einen Besuch abstattete, gerade in
der Zeit, als er an dem mit maurerischer Symbolik
reich versehenen Gedicht »Die
Geheimnisse«
schrieb. Dessen
Rosenkreutzertum, in dem Fausts Pansophie gegenwärtig
ist, kam zugleich als Goethes »ideeller
Montserrat«176
dem
Humanitätsgedanken Lessings am nächsten.
***
Doch
wird es wahrlich Zeit, an Klingemanns
Vater Johann Heinrich Julius
zu
denken, der nach dem Tod seiner ersten Frau mit Christiane
Weinholtz
1775
die Ehe eingegangen war. Julius Klingemann (1733-1806)
stand beim Braunschweiger Collegium Medicum
zunächst als Pedell, dann als Kopist und zuletzt als Registrator in
Diensten –
ein
»Nachahmer«, wenn man im Sinne Schillemeits will. Der älteste von
Burath ermittelte, 1615 gestorbene Vorfahr freilich
war zuletzt Prior von Riddagshausen bei
Braunschweig und Augusts Großvater Handelsmann in Braunschweig. »Die
Not des Dreißigjährigen Krieges hat die
Nachkommen aus den gelehrten Berufen verdrängt und in
den Handwerksstand getrieben.«177
Jenes
Collegium Medicum befaßte sich nach Ribbentrop als oberste
Medizinalbehörde des Landes mit den
Ex-
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175
Dahl,
a.a.O., S. 39 176
Zu
Goethe als Freimaurer und seinem epischen Fragment ›Die
Geheimnisse‹
vgl.
www.internetloge.de/arst/goethe.htm
sowie
Goethes
Werke. Hamburger Ausgabe,
Bd. 2 (12. Aufl. Hamburg 1982), S. 705-711
177
Burath, a.a.O. (Fußnote
84), S. 16f.
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