Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
Schulkinder malen
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistica
A DER ALTE GOETHE
Briefpartner
Briefkunst
Gesprächspartner
Goethes Tagebuch
Schatten des Todes
Ausg. letzter Hand
Weltliteratur
Geistig vereinsamt
Sekretieren
Erinnerungsschocks
Sich-historisch-Sein
›Warte nur, balde‹
Kollektivwesen Genie
Hypsistarier Goethe
B ZU THEODOR FONTANE
Herr von Ribbeck
Grete Minde
Ellernklipp
Unt. Birnbaum. Quitt
L'Adultera
Schach von Wuthenow
Gegenzeitigkeit
Zur Stechlin-Fontäne
C ZU »BONAVENTURA«
Literar. Identität
Mikrostilistik
Exlusionsphase
›Memnon‹-Nacht
Name und Maske
D ZU AUG. KLINGEMANN
Inhaltsübersicht
Forschung seit 1973
Kandidatenreigen
Sprachstatistiken
K-s Artikel und ›Nw‹
Datierungstabelle
Arnims Nachtwache
Nacht bei Klingemann
Pseud. Bonaventura
Demiurg Shakespeare
Maske »Nihilismus«
»Parallelen«-Debakel
Mimetisches Genie
Prometheus Theater
Braunschweiger Vita
Vampirismus
Zwei Lieblingsorte
Collegium Medicum
Freigeist Lessing
Mentor Eschenburg
Alessandro-Kreuzgang
Weitere Postskripte


KREUZGANGS LIEBLINGSORTE: (BURG-)DOMPLATZ UND (MARTINI-)FRIEDHOF

___________________________________________________________________________________

 

Der Martinifriedhof am Hohen Tor ist heute eine kleine Park­landschaft mit viel­leicht 20 Monumenten; knapp die Hälf­te davon wurden in den Jahren vor 1800 oder wenig da­nach errichtet. Eberts Grab ist nur mit Mü­he zu iden­ti­fi­zie­ren, kaum mehr als die An­fangs­buch­sta­ben des Na­mens und der Vornamen sind noch le­ser­lich, auch ist der So­ckelaufsatz ab­ge­bro­chen. Da­für wird der Le­ser der 16. Nachtwache von einem an­de­ren Grab­denk­mal angezogen, das des Obrist­leut­nants Ernst Si­gis­mund von Lest­witz aus dem Jahre 1780.

 

»Ich war unwillkührlich an dem Denkmal eines Alchymisten stehen geblieben; ein alter kräftiger Kopf starrte aus dem Steine hervor, und unverständliche Zeichen aus der Kabbala waren die In­schrift.«168

 

Es ist das Denkmal des Vaters, des Schwarzkünstlers, der zusammen mit der Zigeunerin-Mutter den Teu­fel zu bannen versucht hätte, das Kreuzgang so fesselt. Man betrachte nun das wundervoll ener­gi­sche Pro­fil des Obristleut­nants, einen Indianer- oder Zigeunerkopf mit Adlernase und aus­ge­präg­tem Joch­bein, dem kräf­ti­gen Hals und auf die Schultern fallendem Haar. Gewiß, wir finden kei­ne kab­ba­li­sti­schen Zei­chen auf dem Stein, auch ragt nicht »der steinerne Vater ... halb aus der Er­de her­vor«. Solche Ab­wei­chun­gen im Detail werden aber belanglos, hat man Näheres zur Per­son des Ba­rons in Er­fah­rung brin­gen kön­nen: Ernst Sigismund v. Lestwitz war nie­mand an­ders als der Kopf der Frei­mau­rer in Braun­schweig, Grün­der ver­schie­de­ner Logen seit 1761, der Mann, der zumal die mau­re­ri­sche Kor­res­pon­denz des Her­zogs Fer­di­nand, des Groß­mei­sters der vereinten Logen Deutsch­lands der »Strik­ten Ob­ser­vanz« führ­te. So stand er auch mit Les­sing in Verbindung, der die Frei­mau­rer­ge­sprä­che »Ernst und Falk« die­sem Bruder des re­gie­ren­den Her­zogs Karl I. zu Braun­schweig-Lü­ne­burg, ge­wid­met hatte.169 Lestwitz, der sich in er­bit­tert ge­führ­ten Rich­tungs­kämp­fen im­mer wie­der durch­zusetzen verstand, war noch in späteren Zeiten des­halb äu­ßerst um­strit­ten, weil er den Her­zog zu über­zeugen such­te, »daß es noch geheime höhere Kenntniß

--------------------------------------------------------------------------------------------

168  Nachtwachen, a.a.O., S. 185  

169  Vgl. Wolfgang Kelsch, Der Freimaurer Lessing. In: Jb. des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braun­schweig 1977, S. 103-119 (s. S. 110ff.); ferner Freimaurer in Deutschland. Freimaurerei in Braun­schweig, Aus­stel­lungs­ka­ta­log des Braun­schweig. Landesmuseums (Nr. 16, Braun­schweig 1978), S. 22ff. u. 30-33; au­ßer­dem Hein­rich Schneider, Les­sing. Zwölf bio­gra­phi­sche Studien (München 19551), S. 188f.


- 86 -


Denkmal für Ernst Sigismund von Lestwitz (1710-79) auf dem Martinifriedhof. - Photo 1983 von H.F.

 

ZurückWeiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/