MUSIKALISCHE TALENTE. FREUNDSCHAFTEN MIT GÖRGES UND BORNHARDT
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Bei
den europäischen und besonders den romantischen Varianten des
östlichen Schattenspiels scheint man gern und häufig
Nachtszenen aufgeführt zu haben; Kerners »Reiseschatten«
wie Mörikes »Orplid«-Spiel
in »Maler Nolten«
(1832) sind davon durchdrungen <...>
In
dem gedruckten Nekrolog erwähnt Bornhardts Sohn noch, daß
Klingemann »nicht leicht Etwas unternahm, ohne
vorher des bewährten Freundes Rath einzuholen.«102
Wenn einer in Klingemanns »Bonaventura«-Projekt
sich auskennen mußte, dann Bornhardt. Gern wollte man ihm auch
noch den einen oder anderen musikalischen
Topos zugutehalten, hätte nicht Klingemann selber hier einiges
aufzuweisen gehabt; laut
jener Auskunft von Bornhardts Sohn
beteiligte
er sich so im
Bornhardtschen Kreise außer an den Schauspielen auch an
Trios für Flöte, Guitarre und Violine.
<...>
*
Klingemanns
Geburtshaus am Papenstieg gehörte zur Freiheit um den Dom St.
Blasien, einem Immunitätsbereich, der
leider nicht in die sogenannte
Vorschußsteuerrolle, die
neben dem Eigentümer auch alle Einmieter
aufführte, aufgenommen wurde. Einige Häuser dieser Straße waren im
Besitz der Kollegiatsstifte St.
Blasius und St. Cyriacus und wurden nach deren Auflösung
aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses
von 1803
verkauft.103
Sozialgeographisch
grenzte der Papenstieg an das Zentrum von Gewerbe
und Handel;104
die
Fassadenfenster jedoch zeigten auf den Burgplatz mit dem Dom,
getrennt nur durch die Häuserzeile der anderen
Straßenseite. Gegenüber lag seit 1796
ein
Lesekabinett,105
im Nachbarhaus
wird später der Vielschreiber August Leibrock
(1782-1853)
seine
gewaltige Leihbibliothek von 16000
Bänden
führen (in der auch Trivialromane
Klingemanns mit dem Verleihernamen
gestempelt erhältlich sein werden, - so nur kann ich mir erklären,
daß
jemand
Leibrock als Verfasser des 1795(!)
anonym erschienenen
»Wildgraf
Eckart«
bezeichnen konnte).106
Schräg
gegenüber befand sich bis 1799
das
Kleine Hoftheater, das eine bedeutende
Rolle für Klingemann spielen sollte.
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Neuer
Nekrolog,
a.a.O., 1844, S. 549f.
103
Ernst Döll, Die
Kollegiatsstifte St. Blasius und St. Cyriacus zu Braunschweig
(Braunschweig 1967), S. 285
104
Wolfgang Meibeyer, Bevölkerungs-
und sozialgeographische Differenzierung der Stadt Braunschweig um die
Mitte des 18. Jhs.,
in: Braunschweigisches
Jahrbuch
(Braunschweig), Jg. 1966, S. 125-157
105
Braunschweigische
Anzeigen 1795
vom 30.12.
106
Wildgraf
Eckart von der Wölpe. Eine Sage aus dem vierzehnten Jahrhunderte
(Braunschweig
1795). Vgl. im Exemplar der Stadtbibliothek Braunschweig (Signatur
I45/631) den Eintrag zu Beginn des "Zweiten Buchs".
- Zu Leibrock vgl. Karlwalther Rohmann, Begegnungen in
Braunschweigs Mauern (Braunschweig 1980), S.25
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