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SELBSTSTILISIERUNGEN ÜBER DEN EIGENNAMEN

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Es waren dies also »Klinge«-Männer im vornehmsten Sinne, und ich möchte die zwar nicht be­weis­ba­re, aber doch vielleicht nachvollziehbare Überlegung anstellen, ob Klingemann nicht Grund hat­te, die Trä­ger sei­nes Namens und Repräsentanten menschlicher Geschichte in dem Moment ins Spiel zu brin­gen, als er in der 10. Nacht­wache einem Wesensaustausch zwischen dem »Ich« und den um­rin­gen­den Schel­len­masken, die al­le­go­risch für das Leben und seine Affekte stehen sollten, dar­zu­stel­len hat­te. Überlagert ist dies gewiß durch die Vor­stel­lungen von dem närrischen Kar­ne­vals­trei­ben und dem Ba­seler Totentanz (16. Nacht­wa­che), die eng an Hanswursts Schellen­klei­dung und -gleich­nis­se anschließen ...

   Seinem Geschichtsverständnis bedeuteten diese (Braunschweiger) Fürsten viel, zweien unter ih­nen, dem Fink­ler und dem Lö­wen widmete Klingemann je ein Theaterstück.



< ...>

 



Bei August Klingemanns Geburt war die Mutter 42 Jahre und der Vater 44 Jahre alt. Jo­hanna Eli­sa­beth Chri­sti­a­ne Weinholtz war in einer Musikerfamilie groß geworden. Ihr Vater, wie seine drei Brü­der »Ca­pel­list«, er­teil­te dem Erb­prin­zen Karl Wilhelm Ferdinand Musikunterricht, leitete bis 1768 das Col­le­gi­um Mu­si­cum am Ca­ro­li­num und veranstaltete dort auch Schülerkonzerte, denen so­ge­nann­te Con­ver­sa­ti­o­nen zu fol­gen pfleg­ten.91 Er galt als einer der ersten Violinisten Braun­schweigs und hat­te als fürst­li­cher Kammer- und Stadt­mu­si­kus ein so bedeutendes Einkommen, daß er der Toch­ter Chri­sti­a­ne das Haus am Pa­pen­stieg hin­ter­ließ, in dem Au­gust heranwuchs. Die un­ge­wöhn­li­chen mu­si­ka­li­schen Kennt­nisse und Neigungen, von der »Bo­na­ven­tu­ra«-For­schung ziem­lich ein­hel­lig ver­merkt, wer­den ihm so­mit früh schon vermittelt worden sein. Spe­zi­ell Mo­zart, der in der 4. und 8. Nacht­wa­che als Kon­trast zu dem zeit­üb­li­chen Künstlerdasein er­scheint und des­sen »Don Ju­an« zum Grund­mo­tiv der 3. Nacht­wa­che wird, ist Klin­gemann bis zuletzt die Ver­kör­pe­rung des mu­si­ka­li­schen Ge­nies ge­blie­ben: »Der mu­si­kalische Shakspeare«, dessen »gött­liches Ge­nie« und »ge­wal­ti­ge Lyrik« er eben­so preist wie den »Don Ju­an« als »ein hochgeniales ... un­sterb­li­ches Mei­ster­werk dra­ma­ti­scher Com­po­si­ti­on, vor dem die Zeit ehr­erbietig zurückweicht«.92

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91  Zu Weinholtz vgl. Burath a.a.O. (Fußnote 84 auf S. 58), S. 17f; ferner Carl G. W. Schiller, Braunschweig's schö­ne Lit­e­ra­tur in den Jahren 1745 bis 1800 (Wolfenbüttel 1845), S. 62 sowie Jahrbuch des Ge­schichts­ver­eins für das Her­zog­tum Braun­schweig (Wol­fenbüttel 1902ff.), Jg. 1906, S. 135ff.; ferner K. F. Po­ckels, Carl Wil­helm Ferdinand, Her­zog zu Braun­schweig und Lüneburg (Tübingen 1809), S. 135  
92  Kunst und Natur, a.a.O. (Fußnote 23 auf S. 22), Bd. 1, S. 140 u. S. 62; Bd. 2, S. 332 u. S. 300


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