SELBSTSTILISIERUNGEN ÜBER DEN EIGENNAMEN
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In
der Gegenszene der »Bianca
di Sepolcro«,
als Heliodor von Bravos und tanzenden Karnevalsmasken
umringt wird, erscheint das Annihilierende dieser Art von
Demaskierung wiederum als Spiel mit dem eigenen Namen:
»Schwertfeger
bin ich, wollt Ihr Klingen proben? -
Hei rings umher welch
lustig toller Fasching!
Zurück, ihr Larven
sonst entlarv' ich Euch!«
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Wie ja für die 10.
Nachtwache zu sehen war, ist der kämpfende Künstler Heliodor hier
die Maske Klingemanns, der sich gegen den
Braunschweiger Herzog zur Wehr zu setzen hatte.
Da
diese Braunschweiger Machtprobe in Klingemanns Oeuvre die einzige
Gegenszene zu den umringenden Schellenträgern ist,
habe ich nun doch auf eine Braunschweiger Sehenswürdigkeit ersten
Ranges aufmerksam zu machen, die ausführlich schon 1789 in
Ribbentrops »Beschreibung
der Stadt Braunschweig«
vorgestellt wird. Es ist dies die Gruppe lebensgroßer
Statuen am Altstadtrathaus, Braunschweiger
Herzöge, deutsche Könige und Kaiser, die in einem rechten Winkel um
den Betrachter postiert sind und als
charakteristische Tracht den sogenannten Dusing, eine
Schellenkleidung tragen. Ribbentrop (Bd.
1, S. 208-214):
»An den 9 Pfeilern
der Bogenlauben sind Nischen, worin in Stein ausgehauene Statüen von
5 bis 6
Fuß
in der Höhe
stehen. Auf dem ersten Pfeiler gegen die Martinikirche ist die
Statüe Kaiser Hein-
rich des
Finklers, in
langer Kleidung, über der linken Schulter gegen die rechte
hängt ein Gürtel
oder Schnur,
woran Schellen
sind ... Am zweiten Pfeiler Otto I. ... Hat eine gedoppelte Schnur
mit
Schellen
um den
Hals, welche auf
die Brust herabhängt ... Am fünften Pfeiler im Winkel, Kaiser Lo-
tharius ... Am siebten
Pfeiler Heinrich
der Löwe ... Deßen Gemalin ... Alle Figuren haben ... Gürtel
und
Umhänge, woran Schellen
hängen. Man nannte diese Gürtel in der alten Sprache Dusinge,
Duchsinge ... Dus, Thys
hies ein Klang ...
Sie war Anfangs eine Tragt der Großen, welche dadurch
ihre Ankunft
und Gegenwart
zu erkennen geben
wollten, und daß Geringere ausweichen sollten ...«
Auch Klingemann
geht in »Kunst und
Natur« einmal auf
das Rathaus mit den 17 Figuren ein: »Der
gothische Bau ... ist besonders merkwürdig durch die in
den Blenden der verschiedenen Mauerbogen angebrachten
steinernen Bildsäulen ... Das Costum dieser, an sich steif
und geschmacklos ausgeführten Figuren«
zeichne sich dadurch besonders aus, daß sich »überall der
Schellengürtel (sogenannte Dusing) dabei
vorfindet«; und er macht einige kunsthistorische
Anmerkungen zu dieser ursprünglich wohl
»morgenländischen« Mode (a.a.O., Bd. 2,
S. 448).
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August Klingemann, Bianca
di Sepolcro. Trauerspiel.
In: A.K., Melpomene
(Braunschweig 1830), S. 210
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