DOPPELENTDECKUNG KLINGEMANNS. NEUER KANDIDATENREIGEN
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onsverfahren
dadurch, daß ich in den »Nachtwachen«
eine
Reihe von Sprachvorlieben bzw. -aversionen
bestimmen konnte, die, meist syntaktischen
Rangs, äußerst häufig in den Texten eines jeden Schriftstellers
vorkommen
(so bevorzugt »Bonaventura« bei den
Konjunktionen im konzessiven Gebrauch »obgleich«
statt »obschon« oder etwa »wiewohl«, schreibt
adversativ und temporal immer »indeß«
statt »indessen«,vermeidet nach Möglichkeit – wie
schon Erich Frank sah – das Relativpronomen
»welcher«, wählt das Präfix »ohn-« anstatt von
»un-« (für »ohngefähr«, »-streitig«,
»-geachtet«), gebraucht sowohl im pronominalen
als adverbiellen Sinn »selbst« statt
»selber« usw.; hinzu kommen einige
Schreibeigenheiten wie »Ahnung« statt
»Ahndung«, »Plane« anstelle von »Pläne«, »komm(s)t«
statt »kömm(s)t« ...). Rund ein Dutzend dieser
Alternativmerkmale genügte schon, so
als Kombination von Vorlieben liberal
zum Kriterium gemacht, um auf der Stelle die
Hauptkandidaten Brentano, Hoffmann und
Wetzel auszuschließen (und
ebenso leicht lassen sich die neuesten Kandidaten
von Jean Paul bis Arnold und Gerle aus dem Sattel
heben,
wobei ein jeder noch eigene, von
»Bonaventura« abweichende sprachliche
Vorlieben aufweist).P.S.
2014)
Sodann war – was zehn Wochen dauerte – das
Exklusionsverfahren auf gut 300 Autoren
anzuwenden, die aufgrund der Titel ihrer
Veröffentlichungen vor allen anderen
zu berücksichtigen waren (über den
zweibändigen »Taschengoedeke«,
Stuttgart 1970). Mit Ausnahme der stark gebundenen
lyrischen und dramatischen Form konnten
alle wesentlichen Textsorten einbezogen
werden, neben der Erzählprosa auch Briefe
und sogar wissenschaftliche Prosa, bleiben
doch auch hier die fraglichen fundamentalen
Sprachmerkmale von Belang. So enthält denn
das Werk, das mir im alphabetischen Procedere
unter K für Klingemann dann zur Stichprobe
kam, die 1800 von ihm herausgegebene
Zeitschrift »Memnon«,
keine erzählenden Partien von ihm, sondern
einige Abhandlungen romantischer
Schulung über »Religion«, »Poesie«
und auch über Schillers »Wallenstein«.
Gleichwohl – und trotz anderer Spuren von Abel
bis Zuckschwerdt – ließ Klingemann sich nicht
abschütteln, und mit den ersten Seiten seiner
eigenen Romane wurde auch die
anspruchsvollere Identifizierung
des Erzählers Klingemann zu einem
aussichtsreichen Unternehmen (wie
aussichtsreich,
mag ein erster Blick auf die
Erzählanfänge von »Romano«,
»Albano«
und »Nachtwachen«
zeigen).
Dies alles
hätte man in den Details im Rohmanuskript studieren und bei der
Erörterung von Schillemeits Hypothese berücksichtigen
können. So aber stieß sein Befund bald schon auf starke und immer
entschiedenere Skepsis, wozu ja nicht zuletzt das
anachronistische Vorgehen beitrug. Sein Einfall,
sich den Ort des Vorabdrucks der »Nachtwachen«
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Postskriptum
2014)
Was
so übrigens auch für Johann Karl Wezel (1747-1819) gilt, den um
1984 Karl-Heinz Meyer als seinen Favoriten
vorstellte. Für mein Klingemann-Buch, das Ende 1983 druckfertig war
und Anfang Februar '84 dem Niemeyer-Verlag zur Begutachtung
vorlag, konnte er nicht mehr berücksichtigt werden (was mir Meyer
1985, sicherlich in Unkenntnis der Dauer von Begutachtung
und Drucklegung, zum Vorwurf machte. In:
Mitteilungen
der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft,
Heft 33, Bamberg 1987, S. 145-148).
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