GOETHES LETZTES JAHRZEHNT. AUSGABE LETZTER HAND
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Ampère
im
›Globe‹
1828 finden Goethes Anerkennung. Um so
überraschender, daß er den im Sommer 1831 abgeschlossenen
Faust
II
versiegelt und trotz aller Proteste der Freunde, denen er
die ›Helena‹
noch so ans Herz gelegt hatte, für den Nachlaß
bestimmt. Auch darüber ist noch zu reden.
So
sehr ist er damit beschäftigt, »dasjenige was von mir auf dem Papyr
schwarz und weiß übrig bleibt, in Zucht und Ordnung zu
bringen« (17.6.1825 an
Marianne v. Willemer), daß er öfter wie hier sein
längeres
Schweigen in der Korrespondenz zu entschuldigen
hat, einmal sogar zornig die reizende Jenny v. Pappenheim
anfährt, als sie ihn von seinen Manuskripten
wegzulocken und zu Ottilies Besucher L. Tieck heraufzuholen
versucht (»wenn ich tot bin, macht's keiner«). Zudem muß
er auf kleinere Nebenarbeiten wie zu den antiken
Philoktet-Tragödien verzichten,
hätten doch letztere ihn noch ein Vierteljahr gekostet,
das er »nicht mehr nebenher auszugeben
habe« (20.5.1826 an
Zelter). Zuletzt freilich, nach dem Abschluß von
Faust II,
muß die
Erschöpfung sehr groß gewesen sein; im Brief
vom 4.9.1831, in
dem er Zelter die Versiegelung des Manuskripts
ankündigt, bekennt er, »gar zu vielerlei Bauwerk
angelegt« zu haben und dies alles - namentlich die
einst als Trilogie
geplante
Natürliche
Tochter - nicht
mehr ausführen zu können. Seinen Wettlauf mit dem Tod
aber hat Goethe, soweit jedenfalls, nicht
verloren und über Erwarten viel gerettet.
Für
ungesichert hält er noch sein naturwissenschaftliches Werk, vor
allem die Farbenlehre. Würdigungen wie die 1823 von mehreren
Forschern verfaßte Besprechung seiner naturwissenschaftlichen
Schriften in der ›Jenaischen
Allgemeinen Literatur-Zeitung‹
oder die zustimmenden Referate auf dem Kongreß der ›Versammlung
der deutschen Naturforscher und Ärzte‹ 1828 in
Berlin beruhigen ihn nicht. Im August 1829
vertraut er dem belgischen Mathematiker
und Astronomen Quetelet an, die eigene
Position als »Physiker« noch nicht gefestigt
zu sehen und bittet ihn um Mitteilung dessen, was
er auf dem bevorstehenden Heidelberger
Kongreß über sein Werk zu hören bekäme. So gelähmt pflegt Goethe
freilich nur das Schicksal seiner Farbenlehre zu
verfolgen, mißtrauisch und eifersüchtig Vorlesungen über
die Newtonsche Lehre bei benachbarten Hochschul-
und Gymnasiallehrern zu beobachten oder
überschwenglich ein zustimmendes Wort des Vorsitzenden
einer »Physikalischen Gesellschaft«
in Jever zu begrüßen. Auf anderen Gebieten hingegen
ergreift er die Gelegenheit beim Schopf, fügt
Sorets Übersetzung der Metamorphose
der Pflanzen
selbstbewußt Aufsätze über die Geschichte
der eigenen botanischen Studien und die
Wirkungsgeschichte der Metamorphose
hinzu oder nimmt den Pariser ›Akademiestreit‹ zwischen
den Zoologen Cuvier und Geoffroy 1830 zum
Anlaß, nach Vertiefung der theoretischen
Kontroverse die eigene »synthetisierende« Forschungsweise
in der vergleichenden Anatomie biographisch
zu entwickeln. Und während Goethe in der Witterungskunde, für die
er eine Reihe von Beobachtungsstationen im
Großherzogtum errichten ließ, gleichwohl seine Skepsis und
wachsende Re-
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