Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
Schulkinder malen
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistisches
A DER ALTE GOETHE
Briefpartner
Briefkunst
Gesprächspartner
Goethes Tagebuch
Schatten des Todes
Ausg. letzter Hand
Weltliteratur
Geistig vereinsamt
Sekretieren
Erinnerungsschocks
Sich-historisch-Sein
›Warte nur, balde‹
Kollektivwesen Genie
Hypsistarier Goethe
B ZU THEODOR FONTANE
Herr von Ribbeck
Grete Minde
Ellernklipp
Unt. Birnbaum. Quitt
L'Adultera
Schach von Wuthenow
Gegenzeitigkeit
Zur Stechlin-Fontäne
C ZU »BONAVENTURA«
Literar. Identität
Mikrostilistik
Exlusionsphase
›Memnon‹-Nacht
Name und Maske
D ZU AUG. KLINGEMANN
Kandidatenreigen
Sprachstatistiken
K-s Artikel und ›Nw‹
Datierungstabelle
Arnims Nachtwache
Nacht bei Klingemann
Pseud. Bonaventura
Demiurg Shakespeare
Maske »Bonaventura«
»Parallelen«-Debakel
Mimetisches Genie
Prometheus Theater
Braunschweiger Vita
Vampirismus
Zwei Lieblingsorte
Collegium Medicum
Freigeist Lessing
Mentor Eschenburg
Alessandro-Kreuzgang
Postskripta 2011

___________________________________________________________________________________
Bildquelle: www.kirche-wuthenow.de/anhang.html

Prachttür in den Gar­ten­sa­lon der Ver­storbenen eingetreten, legt Schach sich unter den vielen Kunst- und Er­in­ne­rungs­ge­gen­stän­den beim Lichte eines Doppelleuchters nieder, den er einst seiner "Mutter ver­ehrt" hät­te; und bit­tet den Alten noch darum, abzuschließen, "daß sie mich nicht wegtragen". Beim Ver­schwe­len der bei­den Wachslichter von den an­ge­lock­ten und ihn streifenden Motten und Nacht­schmet­ter­lin­gen ge­weckt, umschreitet er in der Nacht die Son­ne­nuhr aus Som­mer­blu­men, die seit dem To­de der Mut­ter wu­chern und saugt derweil den Duft der Levkojen im­mer tie­fer ein; und um­schrei­tet er­neut vie­le Ma­le wie im Bann den Schatten der beim See stehenden uralten Eiche. End­lich – und se­xu­al­sym­bo­lisch stär­ker verschlüsselt – das Zurückfinden zur Mutter, als Schach in ei­nem "Schilf­gür­tel ..., der die tief­ein­mün­den­de Bucht von drei Seiten her einfaßte", erst den Zugang zu dem Som­mer­boot der "Ma­ma" wie­der­fin­den muß; und zu­letzt über die­sen toten Arm in den Rup­pi­ner See selbst ein­treibt, wo er lei­se, im Bin­sen­stroh des Boo­tes daliegend, in den Schlaf ge­schau­kelt wird.

   Diese verschlüsselt erzählte intrauterine Geborgenheit ist der frühestmögliche biographische Hin­ter­grund für die be­se­li­gen­den Erfahrungen, die der Knabe Theodor bei seiner Versteckpassion im Heu ge­macht hat­te. Und nicht von un­ge­fähr vertraut sich Schach gerade diesem See so an, an dem Fon­ta­ne sel­ber ge­bo­ren wurde und die ersten Le­bens­jah­re ver­brach­te. Ja, erst auf halbem Wege zum Neu­rup­pi­ner Ge­gen­ufer59 hin findet Schach diesen zeit­über­schrei­ten­den Schlaf.

-------------------------------------------------------------------------------------------

rung" dann mit ei­ner Haut wie ein Baby zeige (N III, 227).

   Vgl. dazu auch Pierre Bange in seiner Studie Ironie et dialogisme dans les romans de Theo­dor Fontane, Grenoble, 1974: "La pro­me­nade sur l'eau réalise l'abandon a la nature-mère ... Un courant emmène Schach qui se laisse ber­cer douce­ment au fond de la barque ... Tout ramène Schach la béautitude du sein maternel, à la totalité heureuse dans la­quelle il se fond." Und Bange zitiert Bachelard: "L'eau nous porte. L'eau nous berce. L'eau nous endort. L'eau nous rend no­tre mère!" (S. 113f.)

- 19 -



Oben: Ansicht von Ruppin und Wuthenow, Gemälde von Heinrich Krüger (1694)


Bildausschnitt mit der Christus-Legende
ZurückWeiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/