Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
Schulkinder malen
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistisches
A DER ALTE GOETHE
Briefpartner
Briefkunst
Gesprächspartner
Goethes Tagebuch
Schatten des Todes
Ausg. letzter Hand
Weltliteratur
Geistig vereinsamt
Sekretieren
Erinnerungsschocks
Sich-historisch-Sein
›Warte nur, balde‹
Kollektivwesen Genie
Hypsistarier Goethe
B ZU THEODOR FONTANE
Herr von Ribbeck
Grete Minde
Ellernklipp
Unt. Birnbaum. Quitt
L'Adultera
Schach von Wuthenow
Gegenzeitigkeit
Zur Stechlin-Fontäne
C ZU »BONAVENTURA«
Literar. Identität
Mikrostilistik
Exlusionsphase
›Memnon‹-Nacht
Name und Maske
D ZU AUG. KLINGEMANN
Kandidatenreigen
Sprachstatistiken
K-s Artikel und ›Nw‹
Datierungstabelle
Arnims Nachtwache
Nacht bei Klingemann
Pseud. Bonaventura
Demiurg Shakespeare
Maske »Bonaventura«
»Parallelen«-Debakel
Mimetisches Genie
Prometheus Theater
Braunschweiger Vita
Vampirismus
Zwei Lieblingsorte
Collegium Medicum
Freigeist Lessing
Mentor Eschenburg
Alessandro-Kreuzgang
Postskripta 2011


COLLEGIUM MEDICUM IN BRAUNSCHWEIG UND LEISEWITZ

____________________________________________________________________________________

Bildquelle: www.tripota.uni-trier.de/portraits/385/2/385_0031_p_500.jpg

   
schüttelnd, donnernde Flüche und Verwünschungen austoben und wild auf­lachen, daß es durch die 
      Gewöl
be wiederhallt; eben solcher gewaltsamer Kraftäußerungen halber, mich weit minder geängstigt
      und
vielmehr in mir selbst frei gegeben haben. Der eine unter diesen Wüthenden glich, nackt, und nur
      mit
einem zerfetzten, Mantelartigen Gewände umhüllt, dem wahnsinnig fluchenden Lear, und schleu-
      der
te mir, als ich ihm nahe kam, verhärtete Brodrinden wild entgegen.«182


Auch Kreuzgang in der 14. Nachtwache hört jemanden in der Nähe schreck­lich mit den Ketten rasseln und fin­det im Kontrast dazu die Wahnsinnigen um Ophelias Lager, »alle schweigend, aber seltsam ge­sti­ku­li­rend und sich ge­bär­dend; einige lächelnd, andere tief nachsinnend, noch andere den Kopf schüt­telnd«. Ophe­li­a, die »ab­ge­ris­se­ne Gesänge, wie wunderbare Geistersprüche, hören ließ,«183 zeigt wie je­ne Ge­gen­ge­stalt des »Lear« nun aber deut­lich an, daß Klingemanns Betroffenheit schon li­te­ra­risch, durch die Shake­speare-Re­zep­ti­on des Sturm und Drang vermittelt worden war. Kein an­de­rer als Jo­hann An­ton Lei­se­witz (1752-1806), ab 1805 Chef jenes Obersanitätskolle­giums (Col­le­gi­um Me­di­cum), hat hier­für und für andere The­men der »Nacht­wa­chen« die wichtigsten Vor­ar­bei­ten er­bracht. Die Er­in­nerung an den »hypo­chon­dri­schen und un­zu­gäng­li­chen Leisewitz«, schreibt Klin­ge­mann 1819, »wird mir selbst für im­mer theu­er blei­ben, da ich mich in seiner letzten Le­bens­pe­ri­o­de sei­ner be­son­dern Theilname zu erfreuen hat­te«.184 Er be­zieht sich nicht al­lein auf den Zeit­raum 1805/06, als sei­ne Be­hör­de von Lei­se­witz geleitet wur­de. Lei­se­witz war zu­vor viele Jah­re mit der Re­form des Braun­schwei­ger Ar­men­we­sens befaßt; eine No­tiz Klin­ge­manns (1828), daß »ich ... län­ge­re Zeit in sei­nem De­par­te­ment ar­bei­tete, und ihm, da er mir freund­lich wohl­woll­te, so oft per­sön­lich na­he war«, kom­men­tiert Bu­rath mit der wohl triftigen Vermutung, daß Lei­se­witz, zu­mal wenn es für die Ar­men­vi­si­ta­ti­o­nen Ärzt­e anzufordern galt, oft mit dem Ober­sa­ni­täts­kol­le­gi­um zu­sam­men­ar­bei­te­te.185 Zu­dem war er um 1802 sehr gewissenhaftes Mitglied in vier De­pu­ta­tio­nen, dar­un­ter in der Me­di­zi­nal- und Re­gi­stra­tur­de­pu­ta­ti­on.186 Schließlich deu­tet auch Klin­ge­manns Freund­schaft mit Au­gust Win­kel­mann, dem Neffen von Leisewitz, auf eine viel frühere Be­kannt­schaft mit dem Dich­ter (der bei sei­nem Schwa­ger, dem Groß­händ­ler Dietrich W. Winkelmann ein und aus ging).187

--------------------------------------------------------------------------------------------

182  Kunst und Natur, a.a.O. (Fuß­no­te 23 auf S. 22), Bd. 1, S. 355f.   

183  14. Nachtwache, a.a.O., S. 158 u. 170 

184  Kunst und Natur, a.a.O., Bd. 1, S. 180f.

185  Kunst und Natur, a.a.O. Bd. 3, S. 54 bzw. Burath, a.a.O. (Fußnote 84 auf S. 58), S. 35 

186  Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Her­zog­tum Braun­schweig (Wol­fenbüttel 1902ff.), Jg. 1905, S. 50ff.   

187  Leisewitz. Tagebücher, hg. v. H. Mack u. J. Lochner (2 Bde, Weimar 1916 u. 1920), Bd. 2, s. Register S. 381    

                                                        - 90 -                                                                                     Weiter











Johann Anton Leisewitz (1752-1806)
Lithographie 1838 nach einem Ölgemälde von J. H. Schröder
Zurück
Top
http://www.fleig-fleig.de/