KLINGEMANNS ARTIKEL IN DER ›ELEGANTEN‹. ERSTELLUNG DER GRUNDWORTLISTE
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Wie Wickmanns
Beweisführung soll sich auch die vorliegende der
Wahrscheinlichkeitstheorie bedienen und hat dazu
bestimmten Grundsätzen für die Gleichbehandlung des
Wortmaterials zu genügen. Sie also sind ausdrücklich schon in
unserem Ansatz berücksichtigt, da im Begriff des
»Grundworts« als Forderung mitgedacht ist, daß es in einem jeden
der 32 Artikel mit der gleichen Wahrscheinlichkeit
gebraucht werden kann und es zugleich unabhängig ist vom Gebrauch
der anderen Grundwörter. Das eine folgt aus dem
anderen; wären die Grundwörter nicht unabhängig voneinander,
d.h. würde der Gebrauch eines dieser Wörter den Gebrauch
anderer nach sich ziehen oder nahelegen, dann wäre
bei der Berechnung der Grundwort-Häufigkeiten jedesmal
der Artikel bevorzugt, in dem ein derart
»multiplizierendes« Wort vorkommt.
Das Moment zeitgleicher Sprachvorlieben, statistisch
nachweisbar nur als extreme Häufigkeitsbeziehung
zwischen der zu datierenden Nachtwache und
einem bestimmten Artikel(-zeitraum), wäre so
durch irgendwelche Abhängigkeiten
in Syntax oder Wortfeld verfälscht.
Die wichtigste
Schutzmaßnahme gegen solche Verfälschungen liegt sonach im
Ausschluß all der situations- und inhaltsgebundenen
Sprachbereiche. Die andere Maßnahme ist bei der Festschreibung
der aufzunehmenden Wörter zu treffen. Bei der
Bedeutungsdifferenzierung für die Grundwörter ist
systematisch darauf zu achten, möglichst ins Detail zu dringen;
zum einen, weil man so am besten dem Mikroprozeß der sich
wandelnden Sprachvorlieben auf die Spur kommen kann, zum
anderen, weil sich nur so die statistische Bedingung der
Gleichbehandlung und Unabhängigkeit der Wortelemente
voneinander erfüllen läßt: Korrelate etwa dürfen
nicht auseinandergerissen werden, sondern sind als Worteinheit
zu behandeln (»sowohl — als auch«),
Präpositionalgefüge haben zusammenzubleiben und ebenso
selbständige Grundwörter (»zweifeln an«
neben »zweifeln«) oder formelhafte Wendungen wie »nichts als
Widerhall« und Pleonasmen wie »pflegt gewöhnlich«.
Neue Bedeutungsnuancen über Attribute (»kühner Geist«) und
Verbindungen über Modaladverbien
(»wahrlich fürchten«) sind in diesem Sinne auch als Einheiten
aufzunehmen, und äußerst wichtig wird die Modifizierung
durch Partikeln, die, wie etwa die Konjunktion »aber«, oft
selber durch eine Reihe von Partikeln modifiziert
und je als neues Grundwort verzeichnet werden (»aber doch«, »—
nun«, »— nur«, »so —«, »keineswegs —«).
Zugleich
aber ist darauf achtzugeben, ob ein einzeln dastehendes Wort nicht in
versteckter Weise von einem anderen abhängt und
somit, wie es bei den Pronominaladverbien und dem reziproken
Pronomen »einander« der Fall ist, die Aufnahme in die
Grundwortliste zu entfallen hat. Reflexive Verben sind
nur dann gesondert aufzunehmen, wenn sie wirklich eine
Bedeutungsveränderung erfahren (»sich nennen«), ebenso
Formen der Komparation nur bei Sinndifferenz oder
-konkurrenz (»größter Held« vs. »großer Held«).
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