Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
Schulkinder malen
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistica
A DER ALTE GOETHE
Briefpartner
Briefkunst
Gesprächspartner
Goethes Tagebuch
Schatten des Todes
Ausg. letzter Hand
Weltliteratur
Geistig vereinsamt
Sekretieren
Erinnerungsschocks
Sich-historisch-Sein
›Warte nur, balde‹
Kollektivwesen Genie
Hypsistarier Goethe
B ZU THEODOR FONTANE
Herr von Ribbeck
Grete Minde
Ellernklipp
Unt. Birnbaum. Quitt
L'Adultera
Schach von Wuthenow
Gegenzeitigkeit
Zur Stechlin-Fontäne
C ZU »BONAVENTURA«
Literar. Identität
Mikrostilistik
Exlusionsphase
›Memnon‹-Nacht
Name und Maske
D ZU AUG. KLINGEMANN
Inhaltsübersicht
Forschung seit 1973
Kandidatenreigen
Sprachstatistiken
K-s Artikel und ›Nw‹
Datierungstabelle
Arnims Nachtwache
Nacht bei Klingemann
Pseud. Bonaventura
Demiurg Shakespeare
Maske »Nihilismus«
»Parallelen«-Debakel
Mimetisches Genie
Prometheus Theater
Braunschweiger Vita
Vampirismus
Zwei Lieblingsorte
Collegium Medicum
Freigeist Lessing
Mentor Eschenburg
Alessandro-Kreuzgang
Weitere Postskripte


DAS LETZTE JAHRZEHNT. GOETHE ALS HYPSISTARIER. MERLINS ABSCHIED

________________________________________________________________________________________ 


Bildquelle: Bd. 38 der Frankfurter Goethe-Ausgabe, hg. v. Horst Fleig, a.a.O. (s. Anm. S. 1), Frontispiz



Ein solch entrücktes und doch konzentriertes Leben hat Goethe schon nach dem Tod seines Freundes Carl August während sei­nes Dornburger Auf­ent­halts 1828 ge­führt. In seiner Trauer und arbeitsamen Isolation bezeich­net er sich dort als den Ere­mi­ten zu Dorn­burg, die Dornburg als »meinen Montserrat« und seinen Brief an Beulwitz über die Un­sterb­lich­keit der ver­nünf­ti­gen Welt als »Mo­nolog des wunderlich nachsinnenden Einsiedlers«. So hat ihn auch Ber­ta We­ber, die Frau des Dorn­bur­ger Amtsaktuars in Erin­nerung behalten, die damals das Alte Schloß be­wohn­te und auf die Gär­ten hin­un­ter­bli­cken konn­te, »wo der ernsthafte traurige Mann hin- und her­ging, und sei­ne Ver­las­sen­heit mach­te mir Weh­mut. Oft blieb Goe­the stehen, bewegte die Arme und sprach laut mit sich selbst < ...> Es wa­ren die Sträu­cher und Blu­men, die er oft be­trachtete«. Hier trifft sie ihn ein­mal auf ei­ner zu­rück­ge­zo­ge­nen Bank sit­zend an. »Ich bin ein Ein­sied­ler«, stellt er sich ihr vor; der ge­mein­sa­me Spa­zier­gang führt sie zu ei­ner von Carl Au­gust an­ge­pflanz­ten Bignonia. »Goethe blieb ste­hen, faß­te ei­nen Blü­ten­sten­gel und sag­te leise: ›Wir wol­len der Er­in­ne­rung un­se­res Freundes aus dem We­ge ge­hen - in je­der Blu­me tritt sie uns ent­gegen.‹ Die letz­ten Wor­te hauch­te er nur, ich wag­te nicht hin­zu­se­hen < ...>«.

    Nach Friedrich v. Müller hat sich übrigens Goethe in Dornburg zum erstenmal mit Merlin identifiziert, am 29.4.1818 nach ei­nem Gespräch über die so zähe metaphysische Sehnsucht des Menschen: »›Laßt mich, Kin­der,‹ sprach er plötz­lich, ›ein­sam zu mei­nen Stei­nen dort unten eilen, denn nach sol­chem Gespräch ge­ziemt dem al­ten Mer­lin, sich mit den Ur­ele­men­ten wieder zu befreunden.Wir sahen ihm lange und froh­be­wegt nach, als er, in sei­nen licht­grau­en Man­tel ge­hüllt, feierlich ins Tal hinabstieg, bald bei diesem, bald bei je­nem Mi­ne­ral oder Pflan­ze ver­wei­lend.«

- 33 -


Textversion von Oktober 2014     Horst Fleig



Blick vom Kickelhahn bei Ilmenau
(Photo von Hermann Michels)
Zurück
Top
http://www.fleig-fleig.de/