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LITERARISCHER VAMPIRISMUS. KLINGEMANNS NACHTWACHEN. VON BONAVENTURA 

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gewissermaßen entschlüpft und auf die Bühne gesprungen. Dabei setzt er sich genau den Ver­fol­gungs­prak­ti­ken aus, die von Mer­kel an Apoll ausgeübt wurden; nicht nur werden ihm die po­e­ti­schen At­tri­bu­te ab­ge­spro­chen (6. Nacht­wa­che), sondern auch Merkels Androhung in den »Frei­mü­thig­kei­ten«, man ha­be »jetzt die In­ju­ri­en­kla­ge ge­gen sol­che Dichter, die die Leute persönlich auf das The­a­ter zu brin­gen wa­gen!«,41 hat sich in der 7. Nw an ihm er­füllt. In der 8. Nw wird der Kon­flikt so ver­schärft, auf Le­ben und Tod, daß Kreuz­gang endlich auch über den Horizont der »Frei­mü­thig­kei­ten« hinaus muß.



*



Betrachteten die Nachtwachen 12 und 13 einige handfeste Existenzrück­sichten, denen die Kunst un­ter­wor­fen werden könnte, so wird jetzt umgekehrt von der Kunstproduktion her das Eingreifen ins Le­ben ver­folgt und kann so der Zusammenstoß auch auf ein experimentelles Niveau gebracht wer­den. Äu­ßerst glück­lich da­bei die Wahl der Schauspielkunst, des empfindlichsten Mediums, das We­sen von Fleisch und Blut für die ver­such­te Identifikation von Menschenleben und Kunstgebilde be­reit­hält. War­um aber der Rück­griff auf das Stück von Shakespeare, wo doch die Fragestellung der 14. Nacht­wa­che bald grund­sätz­licher wird und gar Kreuz­gang-»Hamlet« sich über theologische Na­i­vi­tä­ten sei­ner Büh­nen­rolle lustig macht? Halten wir uns noch ein­mal an die Cha­rakterisierung Shake­speares:


     »... die mächtige Hand des Skakespear, dieses zweiten Schöpfers, hatte sie zu heftig ergriffen, und lies

     sie zum Schrecken aller Gegenwärtigen nicht wieder los. Für mich war es ein interessantes Schauspiel,

     dieses gewaltige Eingreifen einer Riesenhand in ein fremdes Leben, dieses Umschaffen der wirklichen

     Person zu einer poetischen ... «


Was hier so fasziniert und als das spezifische Genie Shakespeares gefeiert wird, ist das Ge­walt­tä­ti­ge seiner po­e­ti­schen Gestaltung. Dies Charakteristikum hat Klingemann in den Jahren vor den »Nacht­wa­chen« al­len­falls ge­streift, wenn er etwa 1800 von der »allmächtigen Kunst des Shake­spear« re­det.42 1808 je­doch, in

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41  Freimüthigkeiten, a.a.O. (Fußnote 29 auf S. 27), S. 73
42
  Memnon, a.a.O. (Fußnote 24 auf S. 24), S. 104
                                           
                                      - 34 -                                       
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Polemische Besprechung von Klingemanns ›Arnold an der Halden‹ in Merkels und Kotzebues ›Freimüthigen (Nr. 233 vom 22.11.1804; Textmontage von H.F.)
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