LITERARISCHER VAMPIRISMUS. KLINGEMANNS ›NACHTWACHEN. VON BONAVENTURA‹
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am 16.3.1802 der
Rezensent der »Eleganten«
dies Gedicht unter den anderen »Bonaventuras«
namentlich heraushebt? Jost Schillemeit vermutet, daß
Klingemann den Schlegel-Tieckschen Musenalmanach
gekannt hätte, »aber wahrscheinlich, ohne zu wissen, wer
jener erste Bonaventura war; denn nach allem,
was die reiche Uberlieferung zur Jenaer Romantik erkennen
läßt, gehörte Klingemann sicherlich nicht,
auch während seiner Jenaer Zeit nicht, zum engeren
Kreis um die beiden Herausgeber des Almanachs.«34
Daß
Klingemann den Almanach kannte, steht also dank der
»Madonna«-Fußnote in Beitrag Nr. 65, 1805 fest
(»das zarte Gedicht von Wilhelm Schlegel, in dessen
Musenalmanache«). Ob er auch von
Schellings Autorschaft wußte, läßt sich nicht mit Sicherheit
sagen, einige biographische Daten machen
es aber plausibel. Zunächst hatte er während der Jenaer
Studienzeit von Sommer 1798 bis Ende 1801
Gelegenheit zu vielfältigen Kontakten, etwa im
Hause von Christian G. Schütz, dessen
Liebhaberbühne 1800 das Klingemannsche
Trauerspiel »Die
Maske«
aufführte35
und dessen »Neue
Leipziger Literaturzeitung«
die einzige uns bekannte Besprechung der »Nachtwachen«
bringen sollte (am 23.8.1805). Außerdem war
Klingemann in Jena nicht nur mit Altersgenossen
wie Clemens Brentano befreundet, sondern
lernte in diesen Jahren nach eigenen Angaben
auch A.W. Schlegel und Ludwig Tieck persönlich
kennen.36
Interessanter
noch in diesem Zusammenhang ist die Verquickung
mit Braunschweiger Verhältnissen. Klingemanns
Heimatstadt war lange Zeit Refugium Carolines, die,
mit Schlegel 1796 in St. Katharinen getraut,
wieder von Oktober 1800 bis Ende März 1801 ihre
Wohnung in Braunschweig hatte und hier vor allem mit
dem Ehepaar Campe (Klingemann nahe
verwandt) und Campes Schwiegersohn Vieweg
zusammenkam.37
Die folgende, schon von F.
Schultz notierte Nachricht gewinnt dadurch
an Gewicht: es wurde nämlich, Monate vor
Erscheinen des Almanachs, »›der
Pfarrer zu
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34 J. Schillemeit, a.a.O. (Fußnote 1 auf S. 2), S. 11735 H. Burath, a.a.O. (Fußnote 23 auf S. 22), S. 58-61 ("Das Haus Schütz"). 36 Vgl. Klingemann, Kunst und Natur, a.a.O. (Fußnote 23 auf S. 22), Bd. 1, S. 39f. und 315f.37 Caroline. Briefe aus der Frühromantik.
Nach Georg Waitz vermehrt hg. von Erich Schmidt (2 Bde., Leipzig 1913);
Bd. 2, s. Brief vom 24.11.1800 an Luise Gotter (S. 17f.) u. pass.
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