GRUNDWORTVOKABULAR AUF DEM »GESAMTNIVEAU« UND »ARTIKELNIVEAU«
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mustert
und als solches im Vergleich berechnet wird, dann ist es schon
erstaunlich, daß nun das Gesamtniveau zu keinem wesentlich
anderen Datierungsergebnis kommt. Allein die Hypothese von der
Identität des Verfassers macht eine solche
Übereinstimmung begreiflich; und selbst unter ihr
erscheint die Selektion auf dem Artikelniveau als ein derartiger
Eingriff, daß man auf das Gesamtniveau zumindest zur
Gegenkontrolle nicht verzichten möchte. Für
künftige und vergleichbare Datierungen von
Texten freilich
würde es wohl meist durchaus genügen, sich nur auf eines der
Niveaus zu stützen; zu
favorisieren wäre das Artikelniveau, das erheblich
weniger Aufwand erfordert.
Mit
den drei tabellarischen Niveau-Übersichten kann es längst nicht
sein Bewenden haben. Mögen auch die Differenzen
zwischen den beiden zuletzt behandelten Niveaus den großen Ablauf
der Niederschrift nicht mehr in Frage stellen, so
sind doch im Einzelfall die Akzente anders gesetzt. Methodisch
bleibt vor allem eines zu beachten: Die für die Nachtwachen
signifikant umschriebenen Zeiträume sind gemäß
der Erscheinungsfolge der veröffentlichten Artikel
bestimmt worden; die
Schreibarbeit an den Artikeln ist aber nicht
gleichförmig. Bei Sammelbesprechungen etwa mochte
die eine oder andere Teilrezension
lange schon vorgelegen haben und so zeitverzögert veröffentlicht
worden sein. Zudem dürfte es für die
Bearbeitungsdauer grundsätzlich
gewisse, auch redaktionell zu verantwortende
Prioritäten geben, –
mit unterschiedlichem
Zeitdruck bei der Kritik von Neuerscheinungen,
rückblickenden Messeberichten, ästhetischen
Abhandlungen und Theaterberichten.
Solche Zeitdifferenzen von der Niederschrift
bis zur Veröffentlichung haben bei der
Datierung den Effekt, daß die so »verspäteten«
Artikel(-teile) den Zeitraum entweder auseinanderziehen
oder verkürzen: Falls ein wesentlich früher
schon verfertigter Beitrag erst am Ende des
signifikanten Zeitraums gebracht wird,
würde er die Zeitgrenze zu weit hinausrücken;
falls er zu Beginn erscheint, würde er selber
zwar wegen seiner sprachlichen Abweichungen
entfallen, aber sein Erscheinungsdatum könnte
eventuell noch für die Niederschrift der
betreffenden Nachtwache in Frage
kommen. Mithin läßt sich als Faustregel
ansetzen, daß
im Zweifelsfalle die datierten Zeiträume
am Zeitende abzukürzen und umgekehrt
im Zeitanfang ein wenig »früher« festzumachen
sind. Oft
freilich ist zur genaueren Bestimmung
auf die vielen Außendaten zurückzugreifen,
die Klingemann in seiner kritischen Tätigkeit
berührt oder verarbeitet. Auch die Nachtwachen
selber enthalten zuweilen Hinweise auf
Zeitgenossen, Ereignisse oder
bestimmte Publikationen.
Wichtiger als
diese Feindatierung selbst ist mir nun aber der damit einhergehende
Versuch, wie schon die »Teufels-Einleitung«
und den »Hanswurst-Prolog«
so auch die »Nachtwachen«
von Klingemanns Artikeln und seinen
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