Quellen: Foto des Grabungsgeländes bei Google Maps unter Thiva/Kadmeia Grabungsplan (mit der Legende von Michael Siebert) bei https://homersheimat.de/res/pdf/Rundgang-durch-Thiva.pdf
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Weltkrieg. Über drei Jahrtausende hin ließen die Herrscher hier Paläste errichten, von der Frühhelladik über die mykenische Periode (1675-1200) bis zur klassischen Zeit (5. und 4. Jh. v. Chr.). Teile des Palastes wurden von der modernen Stadt überbaut und bislang noch nicht freigelegt.
Die guten Beziehungen zu Persien übrigens, die Thebens Herrschern zweimal zum Verhängnis gerieten, wurden wiederholt gefestigt, so kam nach dem Korinthischen Krieg gegen Sparta der Friedensvertrag von 387/86 n. Chr. durch Vermittlung des persischen Großkönigs Artaxerxes II. zu Stande. Eine Rolle bei all diesen Kontakten spielte sicherlich Thebens kulturelle Herkunft aus Phönizien, das von Ägypten (Heimat der Sphinx!) , den Großmächten Vorderasiens und seit 539 v. Chr. von den Persern beherrscht wurde.
Auf der „Pindarou” (Pindarstraße) gehen wir von den Palastruinen zum Böotien-Museum am Nordende des Kadmos-Burghügels, das neben der Turmruine eines vermutlich fränkischen Palastes aus dem 13. Jh. liegt. Zu den bedeutendsten Exponaten, die vom Paläolithikum bis zur byzantinischen Epoche reichen, gehören die uns schon vom peloponnesischen Pylos her bekannten Tontäfelchen mit Linear-B-Texten, die bis zur Zerstörung der mykenischen Paläste kurz nach 1200 v. Chr. gleichfalls der Palastverwaltung dienten. Nicht minder bedeutend unter den Kadmeion-Funden sind etliche in Keilschrift geschriebene assyrische, zypriotische und hethitische Rollsiegel aus dem 15. bis 13. Jh. v. Chr., die ein weiteres Mal auf die vorderasiatische Herkunft von Kadmos (und damit von „Europa”!) zurückweisen. Ebenso exotisch und einzigartig in Zentralgriechenland ist eine Sammlung von bemalten Tonsärgen (Larnakes) aus dem 14. und 13. Jh. v. Chr., die man im böotischen Tanagra fand. Wir werden solche Larnakes später auf Kreta (in Ierápetra und Agía Tráda) wieder zu Gesicht bekommen.
Und zum ersten Mal sehen wir hier einige Kouroi aus der Mitte des 6. Jh. v. Chr., diese archaischen Marmorstatuen von Jünglingen mit einem wundersam erstarrten und wie für alle Zeiten offenen und doch unergründlichen Lächeln. Sie stammen aus dem von Pindar besungenen böotischen Apollonheiligtum von Ptoon/Ptoion. Ihr Lächeln deutet man aber längst nicht mehr als ein freundlich entgegenkommendes, sondern als standardisierten Ausdruck eines gelassenen Auftretens und seelisch-vitaler Harmonie. Ähnlich wie bei ihren ägyptischen Urbildern liegen die Arme eng am Körper an und sind die Hände leicht zu Fäusten geballt, doch waren die Kouroi unbekleidet und standen bei einer stärker angedeuteten Schreitwegung (im „Schrittstand”) frei da. Vermutlich waren sie wie ihre weiblichen Pendants, die bekleideten Koren (Korai), farbig bemalt.
P.S. 2020: Das nach 9-jähriger Schließung 2016 wieder eröffnete Archäologische Museum Theben wurde durch Anbauten um die doppelte Ausstellungsfläche erweitert und neu eingerichtet. Es hat bislang viel Applaus erhalten und gilt nun als eines der instruktivsten Griechenlands. Neben dem Museum liegt eine bei der Sondierung des Geländes freigelegte Grabungsstätte, und im Innern führt ein Glasbodensteg ein kurzes Wegstück über eine weitere Ausgrabung hin. Der eine oder andere unter den kundig lobenden Besucher vermisst freilich genauere Hinweise zur Grabungsgeschichte der Kadmeia. Und überhaupt hat man immer noch große Mühe, zum Palast und seiner (Grabungs-)Geschichte Bildmaterial mit informativen Legenden zu finden.
Aus einer in Keilschrift verfassten Korrespondenz zwischen einem thebanischen und hethitischen König geht inzwischen deutlicher hervor, dass Theben und nicht Mykéne die griechische Zentralmacht des 13. Jh. v. Chr. war. So wird denn auch verständlicher, dass im Schiffskatalog der Ilias an erster Stelle der Thebaner Penéleos als Anführer von 50 böotischen Kriegsschiffe genannt wird; und sich die gen Troja segelnde griechische Flotte im böotischen Aulis sammelte.
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