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Die erste Station unserer Schottlandreise: Von Zeebrügge bis ins englische York

 

 

 

 
Links: Oostende, Denkmal für die ums Leben gekommenen Seeleute.
Daneben im Münster von York die Grisailleglas-Fenster der „Fünf Schwestern“

Bildquellen: Google Maps   https://photos.wikimapia.org/p/00/06/93/06/27_1280.jpg   https://i.pinimg.com/736x/b2/b6/a7/b2b6a725701c9917177c3f73c5a0a926--the-famous-five-the-five.jpg

 

Schottlandreise 1993

 

S. 1: Über Oostende zur Fähre Zeebrügge-Felixstowe. Roundabouts. Übernachtung und Spaziergang in York

S. 2: Zwei Übernachtungen in Lockerbie. Dumfries und Robert Burns. Zum Hadrianwall beim Burnswark Hill und Birdoswald. Die Ruine „Lanercost Priory“

S. 3: Runenkreuz von Ruthwell. Über Kirkcudbright zu Burns‘ Geburtsstadt Alloway.

S. 4: Zur Citroën-Werkstatt Dumfries. Walter Scotts „Abbotsford House“ und die Zisterzienserabtei Melrose Abbey

S. 5: Edinburgh: Holyrood-Palace und das museale „Georgian House“

S. 6: Linlithgow Palace und Fontanes Ballade ‚Archibald Douglas‘

S. 7: Über Cullross zu Sterling Castle. Zum Loch Katrin in den Trossachs; Fahrt im Dampfer „Sir Walter Scott“

S. 8: Relikte der Eisenbahnbrücke am Firth of Tay. Am Kinross-See mit dem Staatsgefängnis im Loch Leven. - Der Greyfriars-Friedhof in Edinburgh.

        Die Schlachtfelder am Killiecrankie-Pass und bei Culloden. Die Grabstätten von Clava Cairns

S. 9: Ein „Tattoo“ in Inverness. Dunrobin Castle und die Herzöge von Sutherland. Gefahren im Hochmoor.

S. 10: Am Loch Ness bei Inverness. Zum Hotel in Taynuilt. Gießbäche hinter dem Brander-Pass

S. 11: Ausflug zur Halbinsel Kintyre. Grabplatten des Friedhofs von Kilmartin.  Schloss Inveraray. Saint Conan’s Kirk bei Taynuilt.

S. 12: Glasgow: St.-Mungo‘s-Kathedrale; Burrell Collection und „Pollok House“

S. 13: Über Blackpool nach Liverpool (Walker Art Gallery) und weiter nach Nottingham.

S. 14: Byrons Landsitz Newstead Abbey. Abstecher nach Cambridge; zur Fähre von Felixstowe nach Zeebrügge.

 

 

Mo. 19.7.93) Von Tübingen aus wollen wir zunächst über Aachen bis zur Fähre Zeebrügge-Felixstowe. Zu Seiten der belgischen Autobahn hat man eine verschwenderisch dicht gesetzte Abfolge rie­siger Peitschenlampen installiert; ihr Nutzen ist umstritten, zumal an den Lampenpfosten immer wieder Autofahrer tödlich verunglücken. Zwei Stunden lang halten wir uns in der gegenwärtig wie aus­gestorbenen Altstadt von Brügge auf, darunter in den Grachten, wo wir um 1980 mit den Kindern eine Bootstour machten. Wir haben noch genügend Zeit, um über Zeebrügge hinaus nach Oost­ende zu fahren, dem Endpunkt meiner Pfadfinder-Großfahrt (Fahrradtour) von 1957. Hier herrscht ein belebter und etwas schäbiger Seetourismus; zu meiner Freude erkenne ich die Skulptur ein­es See­manns wieder, der gegen den Wind gelehnt mit verschränkten Armen aufs Meer blickt.

    In Zeebrügge reihen wir uns gegen 21h30 in eine der Autoschlangen vor der um Mitternacht ablegenden Fähre ein. Beladungsfahrzeuge für die Lkws preschen hin und her. Unsere 2-Bett-Kabine ist recht komfortabel, mit Wasserbecken und Kochgeräten für Kaffee und Tee. Wir bleiben noch eine Weile an Deck; Ruth freut sich über die schon verdunkelten Schlummerräume für Gruppen und Grüppchen („doze rooms“). In den Kabinengängen steht man Schlange für die Duschen. Obgleich seit Kinderjahren nicht mehr aus dem Bett gefallen, schlafe ich etwas unruhig im oberen Stockbett und bemerke wiederholt im Halbschlaf, wie ungewöhnlich diszipliniert ich daliege.

 

Die. 20.7.93) Von der Fähre her kommen wir sogleich in den Linksverkehr; bei den Roundabouts habe ich keine Schwierigkeiten, problematischer sind rasche Wendemanöver, falls man sich einmal verfahren hat. Auch muss man sich an die eingeschränkte Sicht vor Überholmanövern zu gewöhnen, doch habe ich ja eine Beifahrerin zur Rechten. Für sie mache ich mir aber gewissen Sorgen bei einer etwaigen Kollision, könnte freilich selber beim Gegenverkehr mit meiner Linkssteuerung noch eine gute präzise Fußbreit weiter nach links ziehen. Und vor allem: Als Fußgänger zuerst nach rechts blicken; noch Tage nach der Rückkehr aufs Festland bin ich da leicht verunsichert. Vgl. meine Notizen zur Englandreise 1985: „Eine weitere Tücke lauert beim Überholen auf zweispurigen Straßen: Kommt man au dem Kreisverkehr und biegt ein, ist die Straße häufig wiederum zweispurig, so dass man sogleich auf der rechten Spur überholt wird. Und biegt man in eine kleine Neben­straße ein, kann sich die rechte Spur bald als Gegenfahrbahn entpuppen.“

 

Bis York nutzen wir überwiegend Schnellstraßen. Unser Zimmer ist noch nicht frei, so dass wir sogleich zum gotischen Münster mit den lanzettförmigen und bleigefassten Grisailleglas-Fenstern der „Fünf Schwestern“ gehen; das stark gedämpfte Außenlicht erhöht merklich die Konzentration auf den Innenbereich. In ‚Nicholas Nickleby‘ von Charles Dickens spielen die Schwestern schon diese Doppelrolle. Danach durchlaufen wir die in den „Rosenkriegen“ unterlegene alte Königsstadt und machen einen Spaziergang auf der schönen alten Stadtmauer. Sie erinnert uns an Nördlingen, jetzt mit zusätzlichen Einblicken in englische Wohnungen und Hinterhöfe. Unter uns spielt eine kleine Kinderclique und erkundigt sich eine Mutter nach einem Ausreißer.

   Im Souterrain des Hotelrestaurants essen wir zu Abend. Im Badezimmer „hot- und „cold“-Hähne aus altem Porzellan. Sind beide müde von den Tabletten, die wir vor der Überfahrt gegen Übelkeit einnahmen; Ruth hat sogar „Zwerge auf den Wimpern“.

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