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www.theacropolismuseum.gr/en/content/temple-athena-nike-jewel-entrance-acropolis https://i2.wp.com/www.greece.org/blogs/marbles/wp-content/uploads/2019/07/parthenon-model-numbered-1024x576.png?ssl=1
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Zuletzt
besuchen wir noch das bescheidene, in eine Mulde des Burghügels
eingepasste Akrópolis-Museum.
Am Ort des 1953 eröffneten Museums lag einst das Heiligtum des
mythischen Königs Pandion, dessen Tochter Philomele
grausige Rache an ihrem Vergewaltiger nahm, der ihr die Zunge
herausgeschnitten hatte. Sie ließ seinen Sohn zerstückeln und ihm
als gekochtes Mahl vorsetzen (Ovids bekannteste Version des Mythos
hat Shakespeare in Titus
Andronicus
aufgegriffen und in der Drastik noch überboten).
Die
Skulptur-Replik einer aus dem 5. Jh. v. Chr. stammenden und der
Athena heiligen Eule wacht in der Vorhalle des Museums. Etliche der
schönsten Exponate fand man um 1886 in dem
„Perserschutt”,
darunter die Skulpturen des Dreileibigen, des Kalbträgers,
einer Athena
aus
der „Gigantenschlacht” sowie der sogenannte Peplops-Kore.
Diese um 530 v. Chr. verfertigte archaische Marmorstatue hielt man
lange Zeit für eine der üblichen Weihgaben mit einer
Opfergabe in der fehlenden Linken; doch folgt man zunehmend der
Deutung des Archäologen Vinzenz Brinkmann (2003), der in ihr eine
Göttin erkennt, die in der separat gearbeiteten Linken womöglich
wie Artemis einen Bogen hielt und in der Rechten, die
ebenfalls gebohrte Löcher aufweist, wohl einen Pfeil trug. Sie war
bunt bemalt, und unter Spezialbeleuchtung zeichnen sich sogar
Tiermuster wie das eines laufenden (Jagd-)Hundes auf ihrem
Gewand ab (vgl. diese
Rekonstruktion beim
Timecode 4:12).
Die
verbliebenen fünf Koren vom Erechthéion sind nunmehr durch
Panzerglas gesichert. Zu
den Rekonstruktionen der Parthenongiebel und dem Festzug des
Parthenonfrieses möchte ich erst nachher im Postskript über das
Neue Akrópolis-Museum näher eingehen. In einem der letzten Säle
des Alten Museums finden wir die niedrige Balustrade des Nike-Tempels
mit
der Reliefskulptur der „sandalenlösenden
Nike”.
Sie wird auch als „sandalenbindende Nike”
tituliert, doch im Zusammenhang mit dem Tempel, den man nur barfüßig
betreten darf, liegt jene Deutung näher.
Postskript
2020:
2009 wurde unterhalb der Akrópolis das repräsentative und weit
geräumigere Neue
Akrópolis-Museum
eröffnet. Jener die eulenäugige Göttin repräsentierende Steinkauz
(„Athena noctua”) hat erneut eine prominente
Stelle erhalten und steht diesmal vor dem Haupteingang.
Selbstverständlich wurden auch die Kostbarkeiten aus dem Alten
Museum hierher gebracht und in großzügigerer Anordnung zusammen mit
den neuen Exponaten aufgestellt; darunter befinden
sich neben Alltagsgegenständen viele kleinformatige Votivgaben, die
stärker denn je den religiösen Charakter der Akrópolis betonen.
Besonders
gut zur Geltung kommen nun die Skulpturen
des Parthenontempels,
die sich an den beiden Giebeln, in den 92 darunterliegenden Metopen
(mit Hochreliefs von Kämpferpaaren) und im Prozessionsfries des
Tempels befanden. Der im Ausschnitt abgebildete Prozessionsfries
zeigt den Festzug der zu Athenas Geburtstag gefeierten Panathenäen,
der vom Dipylon-Haupttor her ungefähr anderthalb Kilometer hoch zum
Parthenontempel verlief und mit der Übergabe
des neu gewebten purpur- und safranfarbenen Peplos für Athena Polias
abschloss. Auf dem insgesamt 160 Meter langen Fries hat man über 380
athenische Bürger mit über 220 Tieren gezählt. Die an
den Außenwänden der Cella angebrachten Flachreliefs sind nun im 3.
Stockwerk des Museums bei einem Rundgang in der originalen Länge und
Abfolge zu betrachten – mit Priesterinnen,
Musikanten, Schreibern, Wasserträgern, Festordnern,
Opfertieren, Greisen mit Ölzweigen und immer wieder mit Reitern
(Pferdewettkämpfe gehörten zu den abschließenden Panathenäischen
Spielen). Auch haben sich für die Peplopsübergabe die olympischen
Götter beim Tempel niedergelassen, zwar abgewendet von dem Zug dasitzend,
doch ausnahmsweise auf Höhe der Sterblichen.
Die
von Lord Elgin und anderen abgeschlagenen und verschleppten
Friesplatten hat man jetzt durch grauweiße
Repliken ersetzt und damit auch die Restitution der Originale
angemahnt.
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