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Reise
nach Wien, Budapest und Graz vom 11.-18.8.1986
Rundreise
mit Ausflügen über knapp 3000 km; 3 Übernachtungen im Wiener
„Bellevue“ und im Budapester „Gellert“ sowie 1 ÜN im Grazer
„Alba-Wiesler“
Mo.
11.8.86) Um 8h30 fahren wir von Tübingen ab und erreichen am
Nachmittag ohne Zwischenfälle Wien. Das vorgebuchte „Bellevue“-Hotel
am Alsergrund hat bei stark verblasstem Charme doch eine gewisse
Klasse, auch wenn unser Hotelfenster auf ein hohes Hinterhofgeviert
hinausführt.
Wir
verschaffen uns mit dem Auto einen ersten Eindruck von der Innenstadt
und nehmen den Donaukanal zu unserer Orientierungslinie. Die
dominierenden Barockbauten und mächtigen Häuserblocks im
Zentrum wirken nicht
so
museal wie erwartet; munter das Treiben bei einem Einkaufszentrum
in der Kärtnerstraße, wo mehrere Grüppchen aus Jugoslawien
musizieren und manch jüngere Frau üppig
goldgeschmückt
an
uns vorbeiläuft. Irgendwo dort im 1. Stadtbezirk überraschen
uns unbekannte Pferdeduftschwaden der Fiaker. Im Zentrum kommen wir
am „Graben“ vorbei, wo in Fontanes Ehebruchsroman ‚Graf
Petöfy‘ das
Stadtpalais des Grafen lag. Zuletzt lassen wir uns auf einer der
Parkbänke des Burggartens nieder, wo stumm und wie in steifer
Andacht überwiegend ältere Wiener Bürger dasitzen.
Abends
gehen wir in den Prater und sogleich zu dem Riesenrad,
wo soeben die Szene aus dem „Dritten Mann“ mit Schauspielern
(Doppelgängern von Orson Welles und Joseph Cotten) nachgestellt
wird. Im 2. Weltkrieg wurde das Rad so stark beschädigt, dass man
nachher nur noch die Hälfte der Gondeln einbaute. Nach der
Abfertigung zuckelt das Riesenrad je nach der Zahl der belegten
Kabinen ein Stückchen weiter voran, und überhaupt bleibt dieses
Tempo der Zeit um 1897 angemessen (eröffnet
wurde es zur Feier des 50. Thronjubiläums von Kaiser Franz Joseph
I.).
Der Rundblick von hier aus auf die Stadt ist wegen dieser mehr oder
minder langen Dauer der Zwischenstopps und der in jeder Gondel
angebrachten Panoramabilder aufschlussreicher als es etwa
die Blickbahnen vom Eiffelturm über Paris hinweg sind. Die übrigen
Lustbarkeiten des Praters sind weithin banal und schrill, erinnern
eher an den Hamburger „Dom“ als etwa an den Kopenhagener
Tivoli-Park. Mehrere Grüppchen aus dem Vorderen Orient mit ihren
verschleierten Frauen begegnen uns; sie kommen wohl vom nahen
UNO-Center her, angelockt vielleicht von der wie in arabischen
Märchen grellen Kirmesatmosphäre. Ein Mann muss für mehrere Frauen
Würstel und dergleichen nachbestellen.
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