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Innenhof des Palastes von Pylos in der Rekonstruktion (Aquarell) von Piet de Jong
Daneben die im Museum von Chora ausgestellten Freskenfragmente eines Lyraspielers (aus dem Thronsaal des Palastes),
unten die Aquarell-Rekonstruktion von Piet de Jong


Grabungsfoto des 2015 unweit des Palastes von Pylos freigelegten Schachtgrabs eines Kriegers;
im Zentrum das Bronzeschwert mit Griff aus Gold und Elfenbein.
Rechts eine Skizze der Grabstätte, grün markiert einige Bronzefunde (neben dem Schwertgriff ein Stab mit Stierkopf; darunter Gefäße und ein Spiegel mit Elfenbeingriff, rechts unten ein Langdolch)

Quellen: www.aeria.phil.uni-erlangen.de/science-blog/1997_Pylos/1997_Pylos.html   https://reise-zikaden.de/peloponnes-nestorpalast-pylos-mykener-navarino-messenien/

www.smithsonianmag.com/history/golden-warrior-greek-tomb-exposes-roots-western-civilization-180961441/  

 

In dem Palastarchiv westlich neben dem Eingangsbereich fand Carl Blegen schon am ersten Grabungstag einige Tontäfelchen mit der mykenischen Silbenschrift Linear-B, am Ende seiner Grabungskampagnen waren es annähernd 1250. Sie enthalten Aufzeichnungen für die Verwaltung beider Pro­vin­zen die­ses Reichs und wurden zumeist unmittelbar vor dem Palastbrand beschrieben, durch ihn gehärtet und so vorzüglich kon­ser­viert. Schon Arthur Evans hatte 1900 im kretischen Knossos an die 1000 sol­cher Tä­fel­chen ge­fun­den, ih­re Be­schrif­tung im Unterschied zu den minoischen Linear-A-Täfelchen als Linear-B benannt, konnte die­ses aber ebenso wenig wie das Linear-A lesen und hielt es gleich­falls für mi­no­isch. Erst nach der post­hu­men Ver­öf­fent­li­chung seiner Linar-B-Schriftfunde entzifferten 1952 Michael Ventris und John Chadwick die Spra­che als ei­ne früh­griechische, die durch die zu­vor schrift­lo­sen my­ke­ni­schen Er­obe­rer des mi­noi­schen Kreta adap­tier­t worden war. Da­bei kam ihnen auch der Blegen-Schüler Emmett L. Bennett zu Hilfe, der in Ble­gens Auf­trag 1951 des­sen Li­ne­ar-B-Fun­de von Py­los pub­li­zier­te und wie auch Blegen in en­gen Kon­takt mit Ventris trat.

   Das zweistöckige Zentralgebäude von Pylos verfügte über etliche Innenhöfe; umgeben war es von Werkstätten, einem Heiligtum und (Wein-)Depots. Im Südwesten grenzt es an einen älteren und sei­ner­zeit wei­ter­hin bewohnten Palast, der nach Nestors Vater mittlerweile gern als „Palast des Neleus” bezeichnet wird. – Während des Rundgangs mache auch ich eine kleine Ent­de­ckung: Es ist eine Got­tes­an­be­te­rin, die still und in per­fek­ter Mimikry auf einem Pfei­ler ruht oder wie scheinheilig lauert.

 

Weitere Palastfunde sehen wir uns danach in dem gut 4 km entfernten ar­chäo­lo­gi­schen Museum des Dorfes Chora an, darunter Fres­ken­frag­men­te der Wandbemalung des Megarons. Die ab­ge­bil­de­ten Bruch­stü­cke mit dem gewissermaßen homerischen Motiv eines Lyraspielers (und Rhapsoden?) lassen die Schwie­rig­kei­ten bei der Rekonstruktion erahnen, die Piet de Jong angesichts des Er­hal­tungs­zu­stan­des der Frag­men­te hat­te. Aus­ge­stellt sind zu unserer Überraschung auch stilisierte Kult- oder Weihehörner, die wie in Knossos auch in Pylos das Palastdach krönten. Von ei­ni­gen Tä­fel­chen mit der Li­ne­ar-B-Schrift werden le­dig­lich Gips­ab­drü­cke gezeigt, da die Originale wie andere kostbaren Funde aus dem Pa­last im Na­tio­nal­mu­se­um Athen zur Schau gestellt werden.


Postskript Juni 2019: Dieser Hügel „Epano Englianos” hat seit unserem Besuch noch eine weitere Überraschung freigegeben. 2015 stießen nämlich die Archäologen Sharon Sto­cker und Jack Davis von der University of Cincinnati – Blegen unterrichtete an ebendieser Universität – in einem kleinen Olivenhain unweit des Palastes auf ein intaktes gemauertes Schacht­grab. Es enthielt einen verfallenen Holzsarg mit einem Skelett und einer Fülle von Grabbeigaben, dar­un­ter kretische Sie­gel­stei­ne mit minoischen Stier­sprin­gern. Das abgebildete Bronzeschwert mit vergoldeten Elfenbeingriff deutet auf ein Kriegergrab, doch schien wegen des un­ge­wöhn­lich reichen Schmucks sowie eines Bron­ze­spie­gels und sechs El­fen­bein­kämmen auch eine Krie­ge­rin in Be­tracht zu kommen. Die schon bald in Aussicht gestellte DNA-Analyse lässt auf sich warten, wo­mög­lich gibt man sich mit der pla­sti­schen Re­kon­struk­ti­on des Ge­sichts zufrieden, die – mit Ge­sich­tern heu­ti­ger grie­chi­scher Män­ner gekreuzt! – einen 30- bis 35-jährigen Mann zeigt. Wie der auf der nächsten Sei­te ab­ge­bil­de­te Krieger trug er langes Haar. Beigesetzt wurde er ungefähr um 1500 v. Chr., ein Jahr­hun­dert vor der Grün­dung des so­ge­nann­ten Ne­stor­pa­la­stes und der my­ke­ni­schen Eroberung Kre­tas (um 1430 v.Chr.). Zu ei­ner Zeit al­so, als es noch einen regen Austausch zwischen beiden Kulturen ge­ge­ben ha­ben muss und mi­noi­sche Künstler auch an mykenischen Höfen gearbeitet haben könnten.

   Für den Laien ist diese späte Entdeckung beinahe unbegreiflich, da das in Palastnähe liegende Terrain in dem 1960er Jahren von Carl Blegen nochmals sondiert wurde und überdies einige Randsteine aus dem Bo­den der Grab­stät­te ragten. Hät­ten man nicht schon bei der Erstgrabung durch das einfache archäologische Ver­fah­ren der Bo­den­begehung auf das Kammergrab stoßen müssen? Moderne geophysikalische Verfahren hielt man vermutlich später, nach er­folg­ter Frei­le­gung des Palastes, für unnötig. Das Archäologenpaar aus Cincinnati wollte eigentlich in ei­nem anderen Olivenhain graben, erhielt aber keine Erlaubnis, sodass es auf diesen benachbarten Hain auswich. Es bewies die in der Forschung nicht selbst­ver­ständ­li­che Größe, von Beginn an keinen Hehl aus dem Charakter einer Zu­falls­ent­de­ckung zu machen und nicht etwa nachträglich


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