Bildquellen:
Google Maps
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/73/Stazione_Centrale%2C_Milano.jpg/1280px-Stazione_Centrale%2C_Milano.jpg
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https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d9/Stazione_Centrale_Entrance_Hall%2C_Milano_2.jpg/250px-Stazione_Centrale_Entrance_Hall%2C_Milano_2.jpg
Autoreise 1989 nach Rom, Tusculum und Tivoli
(mit Übernachtungen in Mailand, Turin und Lausanne)
Mo.
31.7.89) Durch eine schwäbisch-kimmerische Regenlandschaft brechen
wir zu unserem ersten Tagesziel Mailand auf. Auf der Schweizer
Autobahn erwartet mich eine elektrisierende Erscheinung: Ein Citroën
XM mit keilförmiger Motorhaube aus dem Atelier Bertone <er wird
bald zum Nachfolger unseres CX>. Nach Durchfahren den
Gotthard-Tunnels kommen wir am nördlichen Lago Maggiore über
Locarno nach Ascona und machen hier nach einem schrecklichen
Stau Rast. Ein mehr als opulentes Pflanzenwachstum entschädigt uns
mit Palmen, Zitrusfrüchten, Bananen, Feigen und Myrtensträuchern.
Auf der Autobahn bis Mailand wird angeblich die
Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h rigoros überwacht, die meisten
aber fahren um 130 und morgen in der Nähe von Rom oft um die 150
km/h.
Beim
Einfahren in Mailand
ist mir die Rasanz italienischer Autofahrer sofort wieder vertraut
und lieb, auch viele Frauen halten hochgemut mit, zumal andernfalls
Unfälle drohen. In der Nähe des Zentralbahnhof buchten wir das
Hotel „Splendido“; als dort ein Garagenwächter in Räuberzivil
meinen Autoschlüssel einbehalten will, verlange ich nach einem
Hotelmanager; der erklärt, dies sei eine gesetzliche Vorschrift,
damit die Polizei des Nachts die Autos kontrollieren könnte.
Sicherlich gehört dies noch zu den Antiterror-Maßnahmen gegen die
Roten Brigaden: Diese offenbar immer noch aktiven Brigate Rosse waren
Ende der 1960er Jahre in Mailand gegründet worden und fanden in
dem hiesigen Verleger G. Feltrinelli einen Unterstützer ihrer Sache
(er ging in den Untergrund und wurde Anfang der 1970er Jahre
vermutlich von einem der italienischen Geheim- und
Nachrichtendienste umgebracht).
Vorsichtshalber
nehme ich unser Autoradio mit ins Hotel; italienische Männer pflegen
es übrigens gern nach Art einer Handtasche mit sich zu tragen.
Überall
in dieser Jahreszeit wird hier geputzt, gefegt und mit Wasser
gesprengt. Wir schauen uns in dem gigantischem Hauptbahnhof
Mailands um; unter Mussolini in
Gestalt hoher Marmorhallen mit Tonnengewölben, Kassettendächern und
gleich zwei Pegasus-Skulpturen fertiggestellt, zeigt er neben
Art-Déco-Elementen immer noch faschistische Details wie die Plastik
eines Liktorenbündels. Mit der U-Bahn fahren wir danach zum
Mailänder Dom; diese „Metropolitana“ hat ein einfaches
Streckensystem aus zwei Halbbögen, die sich an zwei
Umsteigepunkten überschneiden. In der Bahn und auch sonst trage ich
wie schon vor gut einem Jahrzehnt in Rom Ruths Handtasche mit allen
Dokumenten dicht am Körper, in Rom trug ich außerdem als
Ablenkungsköder für Taschendiebe einen alten Stadtplan in der
Gesäßtasche, der mir nach kaum einer halben Stunde tatsächlich
herausgezogen wurde.
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