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IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI GERMANISTICA


Oben: Unsere an Plataiaí vorbeiführende Route von Athen nach Theben/Thiva (und weiter nach Delphi)
Darunter eine Replik der Schlangensäule, die in Delphi von den bei Plataiaí siegreichen Griechen Apollon als Weihgeschenk dargebracht wurde; rechts eine Rekonstruktion der kompletten Weihgabe.



Theben: Ödipus vor der Sphinx; rotfigurige Trinkschale (Kylix), um 470 v. Chr.
Darunter Ruinen der Palastanlagen von Theben (in der Mitte des Hintergrundes
Teile des mykenischen Kadmos-Palastes)
Quellen: Google-Maps-Luftaufnahme   https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8b/Delphi_Tripod_and_Temple_of_Apollo%2C_Delphi_%2828256347852%29.jpg   www.zobodat.at/pdf/Sitz-Ber-Akad-Muenchen-ph-ph-hist-Kl_1904_0365-0417.pdf   www.museivaticani.va/content/museivaticani/de/collezioni/musei/museo-gregoriano-etrusco/sala-xix--emiciclo-inferiore--collezione-dei-vasi--ceramica-atti/kylix-attica-del-pittore-di-edipo.html   Google-Maps-Foto unter „Theben”

Do. 16.8.01:

Wir verlassen Athen und fahren mit dem Mietwagen weiter gen Theben und Delphi. Die nächstliegende Autobahnauffahrt führt nur in eine Richtung, sodass wir zunächst wieder ein Stück zurück nach Athen zu fahren haben, um dann auf eine Abzweigung für die entgegengesetzte Richtung zu gelangen. Nach einer guten Stunde, 13 km vor unserem Zwi­schen­ziel Theben, kommen wir bei der Schlachtstätte von Plataiaí vorbei, wo die verbündeten Griechen 479 v. Chr. Mardonios, den Feldherrn Xerxes' I., entscheidend schlugen. Kost­bar­stes Zeugnis dieses weltgeschichtlichen Ereignisses war das in Delphi errichtete Weihgeschenk der Griechen, eine Säule mit drei sich umwindenden Schlangen unter ei­nem gol­de­nen Dreifuß. Kaiser Konstantin ließ die Weihgabe um das Jahr 330 nach Konstantinopel verbringen, wo sie womöglich 1204 bei der Plünderung der Stadt durch Ritter des 4. Kreuz­zu­ges ih­rer goldenen Schale beraubt wurde. Seit 2015 steht in Delphi eine Replik der beschädigten Weihgabe. Die oben abgebildete Rekonstruktion der unversehrten Pla­stik folgt weit­hin den Angaben des Historiographen Herodot und des Reiseschriftstellers Pausanías.

   Der Stadtstaat Theben war vor der Schlacht von Plataiaí mit den Persern verbündet und wurde nach deren Flucht von dem spartanischen Heerführer Pausanías belagert; er ver­lang­te die Auslieferung der perserfreundlichen Anführer Thebens und ließ sie hinrichten. Ein gutes Jahrhundert später zerstörte Alexander der Große die erneut mit Persien ko­ope­rie­ren­de Stadt; er verschonte nur das Haus des ein Jahrhundert zuvor verstorbenen Lyrikers Pindar, den er bei seinem Erzieher Aristoteles zu schätzen gelernt hatte. Zwi­schen bei­den Niederlagen lag Thebens letzte militärische Glanzzeit unter Epaminóndas, der mit der von ihm entwickelten Strategie der „Schiefen SchlachtordnungSparta in der Schlacht von Leuktra (371 v. Chr.) besiegen konnte.


Obgleich das heutige Theben in unseren Reiseführern als wenig attraktiv beschrieben wird, biegen wir dorthin ab. Zu verlockend ist der mythologische Hintergrund mit Thebens Kö­nig Ödipus und der dort hausenden Sphinx so­wie mit der „Stadt der sieben Tore”, die Homer im Schiffskatalog der Ilias an militärpolitisch erster Stelle aufführt. Freilich gibt es nur noch un­ansehnliche graue Überreste des Kadmeion, des mykenischen Palastes von König Kadmos. Der älteste Palastteil wird auf 1500 v. Chr. datiert, und überhaupt zählt man Theben zu den ältesten Städten der Welt (mit Funden neolithischer Tonstatuetten aus der Zeit um 3500 v. Chr.). Der Sage nach erhielt der aus Phönizien stammende Kad­mos auf der Suche nach seiner von Zeus in Stiergestalt entführten Schwester Europa von dem delphischen Orakel die Auskunft, er werde bald einer auffällig gezeichneten Kuh be­geg­nen; an der Stelle, wo diese sich niederlasse, solle er seine Burg erbauen. Die nachfolgende Episode wollte mir schon als Unterstufenschüler nicht gefallen, wie nämlich Kad­mos auf Athenas Rat hin aus den ausgesäten Zähnen des von ihm erschlagenen Drachen rasend schnell Krieger heranwachsen, sich bis auf fünf gegenseitig nie­der­met­zeln und so die ersten kampferprobten Bewohner der später Theben genannten Stadt werden. Wurde nicht diese Geburt der „Sparten-Krieger durch die gerüstet aus Zeus' Haupt ent­sprun­ge­ne Athena inspiriert? Die griechische Dramenliteratur jedenfalls hat auch den späteren mythischen Königen von Theben viel zu verdanken; zu ihnen gehörten neben Ödi­pus dessen Vater Laios und Onkel Kreon, Ödipus' tödlich verfeindete Söhne Polyneikes und Eteokles sowie Pentheus und schließlich auch Amphitryon.


Wie einst in Sparta kommen wir auch in Thiva an einem beim Stadtrand liegenden Militärstützpunkt vorbei. Im Ortszentrum geht es entgegen den Andeutungen unserer Reiseführer recht lebendig zu. In einem überwiegend von Männern frequentierten Kafeníon lassen wir uns zunächst zu einem Café frappé nieder. Und besichtigen dann auf dem nahen Burg­hü­gel Kadmeia die thebanischen Palastruinen. Auf den ersten Blick erinnern sie unsereins freilich an ein ordentlich aufgeräumtes Trümmergelände aus dem letzten 


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