Quellen: Google-Maps-Luftaufnahme https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8b/Delphi_Tripod_and_Temple_of_Apollo%2C_Delphi_%2828256347852%29.jpg www.zobodat.at/pdf/Sitz-Ber-Akad-Muenchen-ph-ph-hist-Kl_1904_0365-0417.pdf www.museivaticani.va/content/museivaticani/de/collezioni/musei/museo-gregoriano-etrusco/sala-xix--emiciclo-inferiore--collezione-dei-vasi--ceramica-atti/kylix-attica-del-pittore-di-edipo.html Google-Maps-Foto unter „Theben”
Do. 16.8.01:
Wir
verlassen Athen und fahren mit dem Mietwagen weiter gen Theben und
Delphi. Die nächstliegende Autobahnauffahrt führt nur in eine
Richtung, sodass wir zunächst wieder ein Stück zurück nach Athen
zu fahren haben, um dann auf eine Abzweigung für die
entgegengesetzte Richtung zu gelangen. Nach einer guten Stunde, 13 km
vor unserem Zwischenziel Theben, kommen wir bei der
Schlachtstätte von
Plataiaí vorbei,
wo die verbündeten Griechen 479 v. Chr. Mardonios, den Feldherrn
Xerxes' I., entscheidend schlugen. Kostbarstes Zeugnis
dieses weltgeschichtlichen Ereignisses war das in Delphi errichtete
Weihgeschenk der Griechen, eine Säule mit drei sich umwindenden
Schlangen unter einem goldenen Dreifuß. Kaiser
Konstantin ließ die Weihgabe um das Jahr 330 nach Konstantinopel
verbringen, wo sie womöglich 1204 bei der Plünderung der Stadt
durch Ritter des 4. Kreuzzuges ihrer goldenen Schale
beraubt wurde. Seit 2015 steht in Delphi eine Replik der beschädigten
Weihgabe. Die oben abgebildete Rekonstruktion der unversehrten
Plastik folgt weithin den Angaben des Historiographen
Herodot und des Reiseschriftstellers Pausanías.
Der
Stadtstaat
Theben war
vor der Schlacht von Plataiaí mit den Persern verbündet und wurde
nach deren Flucht von dem spartanischen Heerführer Pausanías
belagert; er verlangte die Auslieferung der
perserfreundlichen Anführer Thebens und ließ sie hinrichten. Ein
gutes Jahrhundert später zerstörte Alexander der Große die erneut
mit Persien kooperierende Stadt; er verschonte
nur das Haus des ein Jahrhundert zuvor verstorbenen Lyrikers Pindar,
den er bei seinem Erzieher Aristoteles zu schätzen gelernt hatte.
Zwischen beiden Niederlagen lag Thebens letzte militärische
Glanzzeit unter Epaminóndas, der mit der von ihm entwickelten
Strategie der „Schiefen Schlachtordnung”
Sparta
in der Schlacht von Leuktra (371 v. Chr.) besiegen konnte.
Obgleich
das heutige Theben in unseren Reiseführern als wenig attraktiv
beschrieben wird, biegen wir dorthin ab. Zu verlockend ist der
mythologische Hintergrund mit
Thebens König Ödipus und der dort hausenden Sphinx
sowie mit der
„Stadt der sieben Tore”, die Homer im Schiffskatalog der Ilias
an militärpolitisch
erster Stelle aufführt. Freilich gibt es nur noch unansehnliche
graue Überreste des Kadmeion, des mykenischen Palastes
von König Kadmos.
Der älteste Palastteil wird auf 1500 v. Chr. datiert, und überhaupt
zählt man Theben zu den ältesten Städten der Welt (mit Funden
neolithischer Tonstatuetten aus der Zeit um 3500 v. Chr.). Der Sage
nach erhielt der aus Phönizien stammende Kadmos auf der Suche
nach seiner
von Zeus in Stiergestalt entführten Schwester Europa von dem
delphischen Orakel die
Auskunft, er werde bald einer auffällig gezeichneten Kuh begegnen;
an der Stelle, wo diese sich niederlasse, solle er seine Burg
erbauen. Die nachfolgende Episode wollte mir schon als
Unterstufenschüler nicht gefallen, wie nämlich Kadmos auf
Athenas Rat hin aus den ausgesäten Zähnen des von ihm erschlagenen
Drachen rasend schnell Krieger heranwachsen, sich bis auf fünf
gegenseitig niedermetzeln und so die ersten
kampferprobten Bewohner der später Theben genannten Stadt werden.
Wurde nicht diese Geburt der „Sparten”-Krieger
durch die gerüstet aus Zeus' Haupt entsprungene
Athena inspiriert? Die griechische Dramenliteratur jedenfalls hat
auch den späteren mythischen Königen von Theben viel zu verdanken;
zu ihnen gehörten neben Ödipus dessen Vater Laios und Onkel
Kreon, Ödipus' tödlich verfeindete Söhne Polyneikes und Eteokles
sowie Pentheus und schließlich auch Amphitryon.
Wie
einst in Sparta kommen wir auch in Thiva an einem beim Stadtrand
liegenden Militärstützpunkt vorbei. Im Ortszentrum geht es entgegen
den Andeutungen unserer Reiseführer recht lebendig zu. In einem
überwiegend von Männern frequentierten Kafeníon lassen wir uns
zunächst zu einem Café frappé nieder. Und besichtigen dann auf dem nahen Burghügel Kadmeia die thebanischen
Palastruinen.
Auf
den
ersten Blick erinnern sie unsereins freilich an ein ordentlich
aufgeräumtes Trümmergelände aus dem letzten
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