Bildquellen: www.greeka.com/attica/athens/history/changing-guards/ https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9f/Kerameikos_Archeological_park.jpg www.gottwein.de/imag01/ath_keram01.jpg http://1.bp.blogspot.com/--SeFWF7_490/VMp-iC0DxaI/AAAAAAABBik/o3hdT0E84mU/s1600/DSC_0245%2B(Copia).JPG
Nach einer Erfrischung und Siesta im Hotel laufen wir das kurze Wegstück zum Sýntagma-PLatz, Athens Hauptplatz mit dem Parlamentsgebäude. Vor diesem ehemaligen Palast Ottos I. von Griechenland stehen Griechen neben Touristen, die vor dem Grab des unbekannten Soldaten auf die stündliche Wachablösung warten oder sich nur die Uniformen der Ehrenwache anschauen wollen. Diese „Evzonen” wurden nach dem schmückenden Beiwort für die Homerischen Myrmidonen benannt, die „(Wohl-)Gegürteten”. Ihre für uns kuriose Tracht mit den Strumpfhosen und quastengeschmückten nägelbeschlagenen Schnabelschuhen („Tsaroúchia)” hatte Amalie von Oldenburg entworfen, die Gemahlin Ottos. Das Kriegerdenkmal hinter ihnen zeigt das Relief eines antiken, neben seinem Schild auf dem Rücken daliegenden Hopliten; mit seinem Kammbusch auf dem Helm erinnert er uns an die wohlbekannte Büste eines Hopliten im Museum von Sparta. Zu Seiten des Gefallenen hat man Namen der Gebiete und Länder angebracht, in denen griechische Truppen seit dem 19. Jh. kämpften, darunter El-Alamein und Korea. Und auf der rechten Bildseite ist oberhalb dieser Namen das geflügelte Wort aus der Grabrede des Perikles (nach seinem Verehrer Thukydides) zu lesen: „Die ganze Erde ist das Grab ausgezeichneter Männer”.
Wir halten uns hier nicht lange auf und nehmen die Metro zur Station Thissío, um die in der Nähe liegenden Gräberfelder des alten Kerameikós-Viertels aufzusuchen. Ergraben und erforscht wird die gleichnamige Nekropole seit 1913 durch das Deutsche Archäologische Institut. Legte man hier in den ersten Jahrhunderten vorwiegend Familiengräber an, so während der attischen Demokratie vor allem Staatsgräber für verdiente Athener und eine gemeinsame Grabstätte für die Asche der Gefallenen (Perikles hielt bei einer der jährlichen Begräbnisfeiern die oben erwähnte Rede). Bei diesem Friedhof verließ die Heilige Straße nach Eleusis die Tore Athens; außerdem führte von hier aus ein Weg zur Platonischen Akademie und startete am Dipylon-Tor der Panathenäische Festzug.
Unser Stadtplan endet allerdings kurz vor dem Bereich der Nekropole, die ja wie üblich außerhalb der Stadtmauern lag. Nirgendwo entdecken wir Hinweisschilder, doch können uns aus einem Hotel entgegenkommende französische Touristen die ungefähre Richtung weisen. Tatsächlich stoßen wir bald auf das große umzäunte Grabungsgelände und erblicken dort sogar das in einem Reiseführer abgebildete, von der Replik einer Stierskulptur gekrönte Grabmal des Schatzmeisters Dionysios. Die Anlage aber können wir nur umlaufen, da jedes Tor schon verschlossen ist. Und plötzlich haben wir auch die mir so liebgewordene Hermesstraße „Ermóu”, die schicklicherweise beim Sýntagma-Platz als Einkaufsstraße beginnt und zuletzt von der Thissío-Station bis ans Gräberfeld führte, aus den Augen verloren! Und haben uns wenig später in einem Gewirr von Vorortstraßen, Grünanlagen und Bahnunterführungen verlaufen. Kein Anwohner zeigt sich auf den Gassen, alle Läden sind geschlossen, und sogar zwei Taxifahrer, die ich anzuhalten versuche, brausen ungerührt an uns vorüber! Erst im Hotel registrieren wir, dass der heutige 15. August der zweithöchste Feiertag der griechisch-orthodoxen Kirche ist, Mariä Himmelfahrt!
Nach über einer Stunde finden wir endlich zu unserer Metrostation zurück; den Friedhof am Eridanosbach müssen wir uns für einen anderen Athenbesuch aufheben. Am späten Abend ziehen wir uns in eine beim Hotel gelegene Taverne zurück und verbringen dort, von Katzen umschlichen, eine weitere Stunde beim Wein.
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