Quellen: http://homeawayhome.files.wordpress.com/2009/06/cimg0897.jpg https://media.static.sammlung.pinakothek.de/unsafe/9508.jpg https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/53/GR-nafplio-otto-I.jpg
Auf
der Rückfahrt von Epídauros zu unserem Hotel in Toló machen wir
einen Umweg, um noch Náfplio
am Argolischen Golf zu besuchen. Das alte Nauplia ist in der Ilias
die Heimat des klugen Palamedes, der sogar Odysseus
überlisten konnte, als dieser sich wahnsinnig stellte, um
am Feldzug gegen Troja nicht teilzunehmen; vor Troja allerdings wurde
Palamedes Opfer der hässlichen Intrige des Odysseus, der mit
gefälschten Beweisen seine Steinigung wegen
Hochverrats erwirkte.
Auf
einem steilen Felsen, annähernd 900 Treppenstufen hoch, erhebt sich
über der Stadt die venezianische
Festung
Palamídi.
Ein imposanter und verlockender Anblick, doch ist es selbst für eine
Anfahrt von der Rückseite her heute schon zu spät, sodass wir
zunächst die Unterstadt bis hin zum Denkmal
für Otto
von Griechenlanddurchstreifen. Nach
der Ermordung des ersten griechischen Staatspräsidenten
Ioannis Kapodistrias landete Anfang 1833 der
damals 17-jährige bayrische Prinz als designierter „König
von Griechenland” mit
einer britischen Fregatte in Náfplio an, der Hauptstadt des
befreiten Griechenland von 1829 bis 1834. Otto alias Othon, Sohn des
Philhellenen Ludwig I., war erst nach der Absage
zweier anderer Fürsten im Londoner Protokoll von drei
europäischen Großmächten der griechische
Thron zugesprochen worden. Schon ein Jahr nach seiner Anlandung
machte er –
das heißt sein bis 1835 eingesetzter bayerischer Regentschaftsrat –
Athen zur Haupt- und Residenzstadt; durch den
Architekten Ernst Ziller setzte er in der Folge
mit
klassizistischen Bauten
wie
der Akademie der Wissenschaften und Künste oder dem
Panathenäischen Stadion viele städtebauliche Akzente.
Auch für das Land Griechenland konnte er während seiner 30-jährigen
Regentschaft eine Reihe von Reformen einleiten,
insbesondere im Schul- und Bildungssystem, zudem
erließ er bleibende Vorschriften wie das Bayerische
Reinheitsgebot für Bier. Nach wachsenden Widerständen
gegen seine 'Bavarokratia' und seine Ablehnung des
parlamentarischen Systems musste König
Otto jedoch 1862 abdanken.
Die
heutigen Griechen haben Náfplio mehrmals zur lebenswertesten Stadt
ihres Landes gewählt. Die
mit marmorgepflasterten
Plätzen und Straßen aufwartende Altstadt
kann sich noch mit vielen Gebäuden aus den Zeiten
venezianischer Herrschaft schmücken.
An türkischen Gebäuden
hat sich nicht mehr viel erhalten, allerdings liegen am zentralen
Syntagma-Platz noch zwei ehemalige Moscheen. Berühmt wurde die 1550
erbaute sogenannte
Vouleftiko-Moschee (nach
altgriechisch boulḗ
= Ratsversammlung), in
der 1825-28 das erste griechische Parlament tagte; später wurde sie
als Schule, Gerichtsgebäude und Gefängnis genutzt und fungiert zur
Zeit als Kultur- und Konferenzzentrum.
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