Quellen: www.italysvolcanoes.com/gifs/image/Etna_1669fresco.jpg https://pbs.twimg.com/media/C6q-BmwVwAERWmz.jpg www.strayinjapan.it/2009/06/alitalian-style.htm www.123people.com/s/silvio+berlusconi
Mo. 25.8.2003 (Dieser Tag sei wie der nachfolgende ALITALIA gewidmet!):
Für den auf heute Abend angesetzten Rückflug von Catania nach Stuttgart nehmen wir in Messina die Küstenstraße SS 114 Orientale Sicula, die weithin direkt am Ionischen Meer entlangführt und Ausläufer des Peloritani-Gebirges gleich zur Rechten hat. Kurz vor Taormina biegen wir in die höher gelegene A18 nach Catania ab und haben bald ständig den Ätna mit seiner weißen Rauchfahne vor Augen.
Wir können noch das Zentrum von Catania durchlaufen. Hier stoßen wir bald auf ein von Gittern eingefasstes Areal erstarrter Lava, die von dem gewaltigen Ätna-Ausbruch des Jahres 1669 stammt und wohl als Denk- und Mahnmal bewahrt wird. Der an der südlichen Ätnaflanke oberhalb der Ortschaft Nicolosi hervorgebrochene Lavastrom, dessen Schlacke und Asche die – von Goethe im Mai 1787 erstiegenen – Monti Rossi hervorbrachte, konnte zunächst durch ein Bollwerk seitlich ins Meer hin abgelenkt werden, durchbrach jedoch zwei Wochen später die Stadtmauer und auch nachfolgende Zumauerungen verschiedener Straßenzugänge. Zuletzt floss die Lava bis in den Festungsgraben des unter Friedrich II. errichteten Castello Ursino und trennte es durch seine Massen einige hundert Meter vom Meer ab.
Zeugnisse der Katastrophe finden sich in Catania auf Schritt und Tritt, denn das Lavagestein wurde beständig für Gebäude, Straßenpflaster oder auch Brunnensockel und Monumente genutzt. Goethe sah noch am 4. Mai 1787, wie man einige neu anzulegende Straßen auf Lavastrecken vorgezeichnet hatte. Catania erhielt nach diesem dunkelfarbigen Lavakolorit Beinamen und auch Spitznamen wie ,Schwarze Stadt’, ,Stadt des Ätna’ oder ,(Schwarze) Tochter des Ätna’. – Kaum ein Vierteljahrhundert nach dieser Katastrophe wurde Catania durch das Erdbeben von 1693 fast vollständig zerstört und verlor zwei Drittel seiner Einwohner; hier und in Städten wie Noto und Ragusa waren insgesamt über 60.000 Tote zu beklagen.
Am Nachmittag fahren wir weiter zu Catanias Flughafen Fontanarossa und geben dort den Mietwagen zurück. Für den Rückflug mit ALITALIA haben wir noch reichlich Zeit und stellen uns deshalb nicht sogleich zur Gepäckaufgabe an. Während bei anderen Fluggesellschaften in der Regel höchstens 10 bis Kunden anstehen müssen, zieht sich vor jedem der ungefähr 15 Alitalia-Schalter eine Schlange von ungefähr 50 Passagieren bis zu den Eingangstüren hin! Nun, wir wollen diese Wasser erst einmal abfließen lassen und nehmen wie andere Fluggäste auf einer Galerie Platz. Von Zeit zu Zeit dringt lautstarker Protest der Anstehenden herauf, einmal gibt es ein minutenlanges Getümmel, worauf Polizisten erscheinen und jemanden beruhigen müssen. Als wir bemerken, dass jene ALITALIA-Schlangen gar nicht kürzer werden, stellen wir uns ebenfalls an. Ich versichere mich noch, dass wir uns auch in die richtige Schlange einreihen würden, was sich bei dem einzigen Info-Schalter freilich hinzieht, zumal ein schweißnasser Mann vor mir minutenlang auf die Angestellte einbrüllt, um endlich unverrichteter Dinge abzuziehen.
Die Gepäckabfertigung gerät nach kurzer Zeit ins Stocken, da immer wieder das Transportband ausfällt; offenbar finden zu viele Alitalia-Flüge im selben Zeitraum und ohne zeitliche Prioritäten statt. Vor uns entwickelt sich eine weitere hochdramatische Szene, als unter Unterstützung schreiender Familienangehöriger jemand seinen Koffer auf andere werfen will, die erneut für längere Zeit auf dem blockierten Band liegen. Er macht so weiter, obgleich die Angestellte telefonisch Sicherheitskräfte anforderte, von denen aber keine mehr herbeikommen. Jetzt wird es auch für uns zeitlich immer enger. Eine Viertelstunde vor der offiziellen Abflugzeit stehen wir mit unseren beiden Koffern immer noch wartend da, doch wird das überladene Gepäckband jedes Mal, sobald es mal ein Stückchen weiterrucken kann, blitzschnell vom Gepäck anderer günstiger postierter Leute okkupiert. Erst nach einiger Zeit gelingt es mir, dank gewährter Bitte eines anderen Passagiers, unsere Koffer einzufädeln.
Wir eilen nun weiter zur Bordgepäck-Abfertigung und Passagierkontrolle. Die Durchleuchtungsanlage wird hier hyperkorrekt bedient, sodass Ruth zum ersten Mal auch ihre Nagelfeile abzuliefern hat. Immerhin, trotz der beträchtlichen Verspätung steht draußen noch ein Shuttlebus wartend da, und sogar eine Dreiviertelstunde nach dem planmäßigen Abflug trifft ein letzter Bus bei der Maschine ein.
Während des Fluges nach Rom ist zweimal eine ungewöhnlich starke Drosselung der Fluggeschwindigkeit zu bemerken. Beim ersten Mal begründete der Kapitän dies mit der Wetterlage. Nach dem Schwenk vom Tyrrhenischen Meer hinüber aufs italienische Festland wird nach einiger Zeit ein zweites Mal die Geschwindigkeit gedrosselt. Wir überfliegen bald danach erneut das Meer und schwenken sodann links zum Festland zurück: Wir kommen diesmal also offenbar von der Adria her! Der Kapitän lässt nichts dazu verlauten und meldet sich erst später mit der Erklärung, dass wir wegen heftigen Unwetters statt in Rom erst einmal in Pescara zwischenlanden müssen – erheitertes Lachen eines Italieners hinter mir! Eine neben uns am Fenster sitzende junge deutsche Frau hatte jedoch schon wiederholt ein Wetterleuchten beobachtet. Tatsächlich berichten am nächsten Tag die Zeitungen von starken Gewittern mit Stürmen von gut 90 Stundenkilometern, die sich beim Flughafen Rom-Fiumicino (unweit Ostia am Meer) konzentriert und etliche Landungen oder Starts verhindert hätten. – Gleich nach dem Auftanken in Pescara erfolgt der Start zum Weiterflug nach Rom; ab und zu zucken noch Blitze auf und geraten wir in Turbulenzen. Das eigentliche Tohuwabohu erwartet uns erst nach der Landung. Jene Sitznachbarin, die mit italienischen Flugumleitungen und Kofferverlusten schon ihre Erfahrungen gehabt hätte, setzt sich mit ihrer Freundin sogleich im Eilschritt ab, um noch einen anderen Direktflug nach Stuttgart zu ergattern. Wir folgen ihnen diskret, doch war die Maschine schon abgeflogen.
Mit den anderen Passagieren finden wir uns dann an einem Spezialschalter ein und müssen eine Zahl ziehen, um in dieser Reihenfolge individuell beraten zu werde. In den nächsten 20 Minuten bis knapp vor der mitternächtlichen Schließung des Flughafens werden aber nur zwei oder drei der annähernd 50 Passagiere beraten. Danach erscheint eine Dame von ALITALIA, trennt die Passagiere in „nationale” und „internationale” ein, lässt alle nach Flugplänen greifen (von denen nur noch „nationale” vorrätig sind) und findet es schließlich geraten, alle wieder ungetrennt nach draußen abmarschieren zu lassen. Wir halten diesmal Kontakt zu einer hilflos wirkenden Deutschitalienerin und ihren beiden Schwäbisch sprechenden Kindern, einem Erstklässler und einer ungefähr Dreizehnjährigen. Ehe uns Pullman-Busse zu einem Hotel bei Ostia bringen, hat jeder seinen Namen auf ein
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