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Ruth Fleig neben einer Lavabombe des Ätna; solche pyroklastischen Bomben werden oft hunderte Meter hochgeschleudert und können mehrere Meter im Durchmesser erreichen.

Außen links: Ausbruch des Ätna im Juli 2001. Daneben ein Dampfring des Vulkans (Februar 2000) und zuunterst die Lavafront des Ätna 3 km vor den Monti Rossi (Juli 2001)

Quellen: www.decadevolcano.net/photos/etna0701_1.htm   www.volcanodiscovery.com/de/vulkane/lexikon/smoke_ring.html   www.nrlmry.navy.mil/aerosol_web/Case_studies/20010722_etna/lava3.jpg

Fr. 15.8.2003:

Beide sind wir nun bereit für den Ätna alias ,Montebello, den wir mit seinen weißen Rauchfahnen seit Ca­ta­nia immer wieder im Blick hatten. Für die­ses gewaltige, die ge­sam­te Ostküste Si­zil­i­ens be­herr­schende Ge­birgs­mas­siv nehmen wir die süd­li­che Anfahrt über das Städt­chen Ni­co­lo­si. Bis hierhin war Anfang Mai 1787 Goethe auf einem Maultier an der Sei­te des Landschaftszeichners Christoph Heinrich Kniep von Catania aus ge­rit­ten, konn­te aber wegen des noch tief­liegenden Schnees nicht weiter hin­auf zum Ät­na. Wie es ihm in Catania ein Vulkanologe geraten hatte, suchte er deshalb nur den Kra­ter des Zwillingsberges Monti Ros­si (950 m) auf, der ein Jahr­hun­dert zu­vor durch ei­nen Aus­bruch an der Südflanke des Ätna entstanden war und mit seinen La­va­mas­sen gro­ße Teile von Catania zerstört hatte. Schon an diesem relativ klei­nen Kra­ter­rand freilich ge­riet Goe­the in Le­bens­ge­fahr, denn ein auf­kom­men­der stür­mi­scher Mor­gen­wind be­hin­der­te sein Weitergehen im Mantel, den er je­doch nicht ab­zu­le­gen ver­moch­te ohne Gefahr, dass sein Hut hinab in den Schlund und er wo­mög­lich hin­ter­her ge­weht wer­den könn­te. So bur­lesk je­den­falls be­schreibt er dies sel­ber in sei­ner ,Italienischen Reise' (5.5.1787) Die Gemeinde Nicolosi hat ihm zum 200. Ju­bi­lä­um sei­nes Auf­bruchs zum Ät­na ein Monument aus La­va­ge­stein er­rich­tet; es be­fin­det sich am nörd­li­chen Fuß des inzwischen pinienbewaldeten Kraterberges bei der ,Via Goe­the’ und trägt eine bronzene Inschrift („flagellato da vento ... ”).

   Von der serpentinenreichen Pa­no­ra­ma­stra­ße aus, die man stel­len­wei­se durch Lavabäche des Ausbruchs von 2001 wieder freischneiden musste, se­hen wir bei Bli­cken zurück die beiden Bergkegel unter uns mehr und mehr schrump­fen. Für Jo­hann Gott­fried Seume, der im April 1802 mit einigen englischen Offizieren auf Maultieren eben­falls von Ca­ta­nia aus aufbrach und bis zum Kraterschlund des Ätna kam, lagen die Mon­ti Ros­si von dort oben beinahe wie Maulwurfshügel” da (,Spa­zier­gang nach Sy­ra­kus im Jah­re 1802’, Nörd­lin­gen 1985, S. 240). In seiner fesselnden Schilderung der mühseligen Klettertour erwähnt er auch den Verzehr seiner ge­fro­re­nen Apfel­si­nen sowie die erfrorenen Finger und Zehen des einen oder anderen sei­ner Begleiter.


Wir parken den Mietwagen auf 1900 Meter Höhe bei der Schutzstation Rifugio Sapienzia. Der Name bezieht sich appellativ auch auf den Vorsokratiker Em­pe­dok­les, der ja aus Enttäuschung über seine Zeitgenossen in den Ätna gesprungen sein soll. Wir lösen sogleich Tickets für einen Allradbus, da die Seilbahn nach dem letz­ten Aus­bruch immer noch zerstört ist. Der Bus braucht beinahe eine Stunde, um auf Ser­pen­ti­nen auf 2900 Me­ter bis zum Observatorium ,Tor­re del Fi­lo­so­fo’ zu klet­tern, rund 400 Meter unterhalb des Hauptkraters. Von dem Ende 2002 verschütteten Observatorium, das auch Bergführern und Wanderern Schutz bot, hat man bis­lang nur den obe­ren Teil frei­ge­legt. Höher hinaus sollten wir wegen der heutigen Wit­te­rung bes­ser nicht ge­hen, hatte uns der mit dem Ti­cket­preis be­zahl­te Berg­führer schon zu­vor er­klärt.

   So folgen wir ihm denn mit annähernd 30 anderen Be­su­chern zunächst zu einem Informationsstand und dann zu zwei Ne­ben­kratern. Rot­braun bis schwe­fel­gelb sind die Wände und her­aus­ge­schleu­der­ten Asche­bröck­chen eines jüngst gebildeten Kraters. Schwefelgeruch liegt in der Luft, hier und da steigen aus Fumarolen Wasserdampf- oder Gasschwaden auf und, so weit man bli­cken kann, liegt vor uns ein ödes rost­brau­nes bis schwar­zes Feld überwiegend aus La­pil­li und Pul­ver­asche, gelegentlich mit grünlichen Farbtupfern einer Pioniervegetation. An die 300 (temporäre) Ne­ben­kra­ter und plötzlich wie­der eruptiv auf­bre­chen­den Kra­ter­spal­ten soll es in der Ätnazone geben. Es ist kühl hier oben, doch un­ter den Fuß­soh­len wird es ge­le­gent­lich warm. Ruth ent­deckt auf der ab­ge­bil­de­ten gro­ßen Vul­kan­bom­be ei­ne Ko­lo­nie von Ma­ri­en­kä­fern; wie spä­ter zu le­sen ist, wer­den viele von ihnen offenbar aus Nordafrika herangeweht und durch die Aufwinde des Ätna in der­ar­ti­ge Hö­hen ge­tra­gen.


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