Quellen:www.italia.it/de/reisetipps/kunststaedte/noto.html#prettyPhoto
Quellen: Google Maps: „Ragusa”
www.cellartours.com/wp-content/uploads/2008/06/ragusa-51.jpg www.giovannigatto.com/progetto-di-restaturo-palazzo-bertini---ragusa.html
Wir
verlassen Noto und fahren zunächst weiterhin auf der SS115 unserem
Tagesziel Ragusa entgegen. Die Felder und Wiesen sind zur
Straßenseite hin meist durch mörtellose Mauern aus Feldsteinen
abgegrenzt; hier und da musste offenbar eine Straßenstrecke
direkt aus dem Kalkfels gebrochen werden. Schon gegen Mittag sind wir
in Ragusa, doch noch zu früh für unser Hotel in der Oberstadt, so
dass wir gleich in die uralte, von den vorhellenischen
Sikelern gegründete Unterstadt Ragusa-Ibla
hinunterfahren. Teile der Bevölkerung
wollten nach dem Südsizilien verheerenden Erdbeben
von 1693 dort unten verbleiben, während andere die
vermeintlich sicherere Oberstadt gründeten.
Auf
einer bald leicht ansteigenden Straße fahren wir an schönen,
freilich meist restaurierungsbedürftigen Häusern entlang und machen
zuletzt bei der mit einer großzügigen Freitreppe einladenden Kirche
„Anime
del Purgatorio”
Halt.
Ringsum herrscht jetzt Mittagsruhe, und auch die
Kirche ist geschlossen. So setzen wir uns nach einem
kleinen Rundgang vor einer Café-Bar zur Erfrischung
hin.
Der
Weg zu dem 100 Meter höher gelegenen Stadtteil Ragusa-Superiore
führt
über fünf oder sechs eng gewundene Straßenschlaufen hinauf, und
noch dort steigt die Straße bis zu unserem Hotel weiterhin an. Nach
dem Check-in für dieses jüngst renovierte Hotel „Montreal”
wollen wir in der umliegenden Innenstadt das Zentrum
kennenlernen. Ein solches aber will sich in unserem
Orientierungsgefühl so recht nicht einstellen, trotz
der nahezu 70.000 Einwohner sind in diesem bedeutend
größeren Stadtteil von Ragusa kaum einmal mal mehr als zwanzig oder
dreißig Personen an einem Ort. So gehen wir nach einiger Zeit zurück
zum Hotel und durchqueren Ragusa-Superiore
nun
mit dem Auto. Auch jetzt ist für uns kein eigentliches Zentrum
auszumachen, beim Busbahnhof sind kaum mehr als 20
Personen zu sehen, und wie ausgestorben liegt am heutigen
Sonntag das Industriegebiet mit seinen
Raffinerien da. Schließlich stoßen wir auf ein
Fußballstadion, doch in dem Moment, als ich den Mietwagen
abgestellt habe und für den zu erwartenden Anblick einer
größeren lebhaften Menschenmenge
Karten kaufen will, ist der Pfiff des Schiedsrichters
zu hören und tröpfeln schon die ersten Zuschauer aus dem
Stadiontor!
Zuletzt
stellen wir den Peugeot in der Nähe des „Ponte
Nuovo” ab
und können von der Brücke aus nun zum ersten Mal auch die beiden
anderen das Tal Santa Domenica überspannenden Brücken erblicken.
Ein pittoresker Anblick in der Breite wie
Raumtiefe besonders wegen des im Vordergrund daliegenden
„Ponte
Vecchio” aus
der Mitte des 19. Jh.; die zweistöckige Bogenbrücke ist seit
Jahrzehnten nur noch für Fußgänger freigegeben.
– Wir lassen uns längere Zeit vor einer nahen Allround-Trattoria
nieder. Bei Einbruch der Dämmerung finden sich
nun doch mehr Passanten und Gäste ein, auch Familien
mit Kleinkindern, allerdings immer noch verwunderlich
wenige. Viele Einwohner sind außer in der
Landwirtschaft, Fischerei und Steinindustrie auch in der
Erdölindustrie oder beim
(Untertage-)Asphaltabbau beschäftigt.
Sollten sich zurzeit so viele an Italiens Stränden
erholen? Ragusas Bevölkerung jedenfalls ist laut
den Statistiken die wohlhabendste Siziliens.
In
der Nähe unseres Hotels liegt am Corso Italia der Ende des 18. Jh.
errichtete Palazzo
Bertini.
Weithin bekannt ist er wegen dreier Kopfskulpturen, die sich
ursprünglich über den Eingangsportalen befanden, aber nach einer
Absenkung des Straßenniveaus als Schlusssteine dreier Balkonportale
der nun 1. Etage eingefügt wurden. Aus dem regionalen Asphaltstein
gearbeitet, stellen sie drei „Mascheroni”
dar,
ausdrucksstarke Maskentypen einer zum Erbarmen
verzogenen Bettlerphysiognomie, eines grimmig dreinblickenden
herrischen Nobile und eines prüfend musternden (orientalischen)
Kaufmanns. Solche und ähnliche oft theaternahe
Masken und Überzeichnungen waren im Italienischen Barock recht
beliebt; eine spezielle Spielart des Grotesken im Sizilianischen
Barock werden wir in der Villa
Palagonia
bei
Palermo kennenlernen.
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