Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A1cio_Nacional_de_Sintra#/media/File:Sintra_Palacio_Nacional.jpg http://deweyinportugal.blogspot.de/2014/01/edited-bb1-7a-sintra-12132013.html
http://blog.cybershark.net/ida/wp-content/sintra-1.jpg www.marjoleinlammertsvanbueren.com/wp-content/uploads/2014/03/DSC_0091-e1414941286655.jpg
Mo.
23.8.99:
Ein
zweites Mal fahren wir nach Sintra, wo ich mich diesmal in der
kleinen Informationsstelle im Bahnhof genauer nach der Hotelanlage in
Wim Wenders' Film ,Der
Stand der Dinge’
erkundige.
Es ist dies just der Bahnhof, in dem Wenders selber einen
kurzen Auftritt
an
der Seite von Patrick Bauchau hatte. Die beiden älteren Herren am
Infostand sind sich rasch einig, dass es nur die Anlage am „Praia
Grande” sein könnte, nämlich das jetzige Hotel „Arribas”.
Auf
dem Weg dorthin kommen wir wie schon vorgestern zunächst zum
Nationalpalast von Sintra, den wir denn diesmal auch besichtigen
wollen. Diese Jagd-
und Sommerresidenz der portugiesischen Könige
wurde
zu Beginn des 15. Jh. über den Ruinen eines Maurenpalastes
errichtet. Ein kurioser Blickfang sind seine beiden riesigen
grauweißen und Zuckerhüten oder Salzstreuern gleichenden konischen
Küchenschornsteine; Hans Christian Andersen kamen bei seinem Anblick
gar Champagnerflaschen in den Sinn. Die
angrenzende Palastküche war auf entsprechend große Bankette
eingerichtet.
In
seiner Architektur ist das über
Jahrhunderte hin baulich erweiterte Schloss
ein Stilgemisch vor allem aus Elementen des Mudéjar
und der Manuelinik,
das jedoch durch einige (selbst-)ironische Akzente erträglicher
wird. So hat ein Deckengemälde im „Saal
der Elstern” die
136 Hofdamen in Elterngestalt als Klatschtanten verewigt; im Schnabel
tragen sie jeweils ein Schriftband mit den beschwichtigenden Worten
„POR BEM” („Nichts für ungut”), mit denen König João
I der Königin
die Entdeckung seines heimlichen Liebesantrags an eine Hofdame
kommentierte. Als das Gerede darüber am Hofe nicht verstummen
wollte, ließ João
die Saaldecke mit diesem Elstermotiv
bemalen (nach einer ausschmückenden weiteren Lesart hält eine jede
die Rose als Corpus Delicti für jenen Antrag in den Krallen). Auch
die bemalte Holzdecke im
großen „Saal
der Schwäne” spielt
auf eine Sintra-Episode an; diese majestätischen Tiere tragen auf
lustig-galante Art Kronen um den Hals und erinnern damit daran, dass
Kaiser Karl V. einst solche Schwäne seinem Schwager Manuel I. für
den Gartenteich des Palastes zum Geschenk machte.
In
einem Märchen von Gina Modesto wird Andersen durch Sintras
Schwanensaal zu seinem Märchen ,Im
Entenhof’ (1861)
inspiriert, wo eine etwas eingebildete portugiesische Ente den Ton
angibt. Ein hübscher Einfall; schade nur, dass Andersens erst 1865
nach Sintra kam. – Beide
Säle wie auch die Großküche gehören zu dem ältesten
Gebäudekomplex, der um einen erstaunlich kleinen Innenhof liegt. Aus
späterer Zeit stammen dessen Wandsockel (Azulejokacheln mit
Hahnentrittmuster), eine possenhafte Wassergrotte (aus deren winzigen
Löchern mitunter ein Wasserstrahl den Besucher bespritzte) sowie die
Zentralsäule mit spiralförmig gedrehtem Schaft. Die Anbauten
und Einrichtungen aus der manuelinischen Epoche und späteren Zeit
sind weithin Musterbelege der Prunk- und Verschwendungssucht.
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