Quellen: www.momentsoftravel.com/wp-content/uploads/2016/01/moments-of-travel-on-yellow-boat-tour-in-Lisbon-Portugal-20.jpg https://de.wikipedia.org/wiki/Padr%C3%A3o_dos_Descobrimentos
www.all-free-photos.com/images/lisbonne/PI19359-hr.jpg www.bluffton.edu/~sullivanm/portugal/Lisbon/belem/belem.html
Do.
19.8.99:
An
diesem für uns schon heißen Morgen nehmen wir bei der Praça do
Comércio die Tram nach Belém
(Plan
Nr. 12),
dem Ausgangsort der großen portugiesischen Entdeckungs- und
Eroberungsfahrten. Das 6 km von der Baixa entfernt liegende Belém
(„Bethlehem”) war besonders seit Zeiten Manuels I. um 1500 der
bevorzugte Wohnort von Lissabons Oberschicht; beim Erdbeben von 1755
blieb dieses Gebiet mit seinen für die Manuelinik bedeutsamen
Gebäuden großenteils verschont.
Am
nördlichen Tejo-Ufer durchlaufen wir mehrere großzügige
Parkanlagen, gerade dort, wo sich bis zum 18. Jh. der Hafenbereich
befand. Zunächst kommen wir zu dem Monument
für Heinrich den Seefahrer,
das der portugiesische Diktator Salazar 1960 zum 500. Todestag dieses
Prinzen in Auftrag gegeben hatte. Es zeigt eine stilisierte Karavelle
unter vollen Segeln, bemannt mit den Standbildern der bedeutendsten
Seefahrer, Eroberer und Forscher, Künstler und Geistlichen jenes
„portugiesischen Jahrhunderts”. Trotz ihrer jeweiligen
beruflichen Attribute wie Armillarsphäre, Schwert, Palette oder
Schreibfeder wirken sie in Haartracht, Physiognomie und Körperhaltung
beinahe wie über einen Kamm geschoren. An ihrer Spitze steht mit
einem Modell des neuen hochseetauglichen Schiffstyps der Karavelle
der Infante Dom Henrique; selber war er kein Seefahrer, vielmehr
brachte er in seiner bei Sagres gegründeten Seefahrtschule als
Organisator die besten Nautiker, Schiffsbauer, Seefahrer, Astronomen
und Kartographen zu ihren großen Fahrten zusammen und machte mit der
Kolonisierung etlicher afrikanischer Randgebiete den Anfang zu dem
portugiesischen Weltreich.
Nach
einer kleinen Erfrischung gehen wir weiter bis zum Wehrturm
von Belém.
Das den Mündungsbereich des Tejo kontrollierende Bollwerk wurde noch
während der großen Zeit der portugiesischen Seefahrer
fertiggestellt (1521), doch schon 1580 von Alba für Philipp II. von
Spanien genommen, der so seine umstrittenen Ansprüche auf Portugals
Thron durchsetzen konnte. Der Wehrturm befand sich ursprünglich auf
einer kleinen Insel im hier über 2 km breiten Tejo; der Fluss wich
aber durch Aufschüttungen an dieser Seite allmählich zurück, so
dass man den Turm heute bei Ebbe trockenen Fußes umrunden kann. Der
für ein Kreuzfeuer angelegte Festungsturm „Torre
Velha” am
Gegenufer wurde durch das große Erdbeben von 1755 zerstört.
Der
erhaltene diesseitige Turm zeugt von der verschwenderischen Pracht
des portugiesischen Kolonialreichs, das zu diesem Zeitpunkt schon
enorme Auslandsschulden hatte. Im überbordenden Stil
der spätgotischen Manuelinik ist
er mit nautischen Ornamenten wie Tauwerk-Reliefs, Ankern und
besonders mit den von den Mauren überlieferten Armillarsphären
verziert, die Manuel I. auch in seiner Standarte führte. Einen
der Wachtürme schmückt die inzwischen arg verwitterte Plastik des
Manuel zum Geschenk gemachten Rhinozeros,
eines Indischen Panzernashorns, das eine Zeitlang in diesem Wehrturm
untergebracht war und Albrecht Dürer zur Vorlage für seinen
Holzschnitt diente.
Auf
der engen Wendeltreppe des Turms herrscht ständiger Gegenverkehr,
erst nach einer guten Viertelstunde können wir die Plattform
erklimmen. – P.S.
2017: Mittlerweile hat man Auf- und Abstieg durch einen zeitlich
regulierten Wechsel voneinander getrennt.
- 11 -