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Thessaloníki, die Platía Aristotélous (halblinks das im Viertelkreis erbaute Hotel „Electra Palace”)

Der Bezesténi-Basar in der Unterstadt

Quellen: Google-Maps Foto („Platia Aristotelous, Thessaloniki“ und „Bezesteni, Thessaloniki“)   www.alaturka.info/images/griechenland/thessaloniki/bedesten-thessaloniki.jpg

 

Gegen Mittag verlassen wir Vergína und fahren wieder zur A2 (E 90) zurück. Über weite Strecken hin ist sie mit der antiken Via Egnatia identisch, die über die Via Appia Rom mit Konstantinopel verband. Nach kurzer Zeit haben wir keine Gebirgszüge mehr zu unseren Seiten und erreichen nach kaum einer Fahrtstunde am Thermaischen Golf Thessaloníki, Makedoniens alte Hauptstadt. Gegründet wurde sie 316 v. Chr. von dem Diadochenkönig Kassander und nach seiner Ehefrau Thessaloníke benannt, einer Halbschwester Alexanders des Großen. Das von uns für zwei Übernachtungen gebuchte neo­klas­si­zi­sti­sche Hotel trägt den Namen unseres ersten Hotels in Athen, „Electra Palace”, hat aber noch die gewisse altmodische Klasse. An der Rezeption geht soeben ein älterer Herr mit außergewöhnlicher Be­däch­tig­keit alle möglichen Details durch, so als wäre das Hotel im Besitz seiner Familie und lässt sich dabei von Spezialisten wie einem „Information Boy” assistieren. Das Hotel liegt am Aristoteles-Platz, der sich zur Golfpromenade hin öffnet und uns spontan an den zur Adria hinführenden Rathausplatz von Triest erinnert, der zu seinen drei Seiten ebenfalls von neoklassizistischen Bauten mit Arkadenbögen ge­säumt ist.

 

Am Nachmittag wollen wir zunächst die alte osmanische Bezesténi-Markthalle aufsuchen. Ein Stück weit gehen wir den Aristotélous-Boulevard hinauf, biegen westlich in die durch viele kleinere Geschäfte be­leb­te Hermesstraße (Odós Ermoú) ein und erreichen bald diese überdachten Basarhalle. Ihr Name leitet sich von türkisch „Bezesten” her und bedeutet „Tuchmarkt”; mit der Zeit kamen weitere kostbare Wa­ren wie (Gold-)Schmuck und schließlich auch Waren des Alltagsbedarfs hinzu. Erbaut wurde die Halle mit ihren sechs bleigedeckten Kuppeln in der zweiten Hälfte des 15. Jh. und galt lange Zeit als die schön­ste auf dem Balkan. Zeitweilig fungierte sie zugleich als Bankhaus (mit Festlegung der Wechselkurse) und bietet gegenwärtig neben Lebensmitteln auch wieder Textilien und Schmuck an. Meine kun­di­ge Begleiterin freilich ist von den gegenwärtigen Angeboten ein wenig enttäuscht.

   Während die Physiognomie der jungen Männer wie auch sonst in Griechenland häufig nichtssagend ist, fallen uns in Thessaloníki wie kaum sonst Mädchen und junge Frauen auf, deren Gesichtszüge uns mit einem Schlag den Orient herbeizaubern können. Die Stadt gehörte unter den Namen Selânik ein halbes Jahrtausend zum osmanischen Reich, sogar bis 1912 und damit über acht Jahrzehnte länger als die übrigen griechischen Regionen. Thessaloníki führte Beinamen wie Jerusalem des Balkansund Zweites Jerusalem. Denn nach Verfolgung der Juden durch „Die katholischen Könige” Spaniens hatte ih­nen 1492 der auch als Lyriker und Philosoph hervorgetretene Sultan Bayezid II. angeboten, sich im osmanischen Reich anzusiedeln. So gehörte denn schon Jahrzehnte später und bis um 1900 die Hälfte der Ein­woh­ner­schaft zu diesen sephardischen Juden. 1943 deportierten die deutschen Besatzungstruppen nahezu die gesamte jüdische Bevölkerung in die Vernichtungslager Auschwitz und Treblinka.

   Wegen der Entschädigungsforderungen Griechenlands befindet sich Thessaloníkis Goethe-Institut zur Zeit in bedrohlicher Lage. Ein griechisches Landgericht hatte 1997 die Bundesrepublik Deutschland zu Kompensationszahlungen für Das Massaker in Dístoma verurteilt; nach der Bestätigung des Urteils durch den obersten Gerichtshof des Areopag und Widerspruch vonseiten Deutschlands droht ihm wie auch dem Hauptinstitut in Athen und anderen deutschen Bildungseinrichtungen in Griechenland gegenwärtig die Pfändung und Zwangsversteigerung. P.S. 2020: Diese Sanktionen konnten nach lang­wie­ri­gen Verhandlungen abgewendet werden; nicht abgeschlossen ist weiterhin die innerdeutsche Diskussion über Modelle einer freiwilligen Entschädigung und moralischen Wiedergutmachung.

 

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