Quellen: Google Maps (Vergina, Palace Philip II) www.tripadvisor.de/Attraction_Review-g1082258-d2459889-Reviews-Museum_of_the_Royal_Tombs_of_Aigai_Vergina-Vergina_Imathia_Region_Central_Macedo.html
https://photopedia.info/bilder/gross/Vergina_Freilichtmuseum_0002.jpg www.histoiredelantiquite.net/archeologie-grecque/couleurs-dans-la-grece-antique-macedoine/ www.archaeology.wiki/blog/2018/02/26/palace-aigai-will-open-public-may/
Die
wegen ihrer großartigen Fresken als „Persephonegrab”
bezeichnete Grabkammer
1, im Unterschied zu
den beiden Tonnengewölbegräbern ein schlichtes Schachtgrab ohne
Portal, war das älteste der drei Gräber und schon in der Antike
geplündert worden. Das Fresko der Nordwand stellt die Entführung
Persephones durch Pluton alias Hades dar. Hinter dem Entführer duckt
sich eine der Begleiterinnen Persephones entsetzt weg, während die
vordere Bildhälfte das komplette Vierergespann und davor Hermes
zeigt, der mit seinem Kerýkeion in der Rechten in die Unterwelt
voraneilt (das wehende Haar daneben gehört zu einer kaum mehr
kenntlichen Frau). Die Ostwand zeigt die den Verlust der
Tochter betrauernde Demeter und die Südwand die Persephones
weiteres Schicksal bestimmenden Moiren.
Wegen
des Motivs der Verschleppung in die Unterwelt sollte man annehmen,
dass diese Grabanlage ursprünglich für eine Frau aus der
königlichen Familie vorgesehen war. Laut Bartsiókas jedoch war es
das Königsgrab Philipps II.; denn eine im Jahre 2000
durchgeführte CT-Knochenanalyse der Beinknochen des Mannes zeigte
für ihn eine schwere Knieverletzung und deutete so auf Philipp hin,
der durch einen Speerwurf eine solche Verletzung erlitten hatte
und seitdem hinkte. Die Knochenreste der beiden anderen Beigesetzten
identifizierte er als die einer ungefähr 18-jährigen Frau und ihres
erst Tage alten Kindes. Wie man weiß, war Philipp zuletzt mit
Kleopatra-Eurydike verheiratet, die unmittelbar nach seiner Ermordung
(336 v. Chr.) zusammen mit dem Kind ebenfalls ermordet wurde.
Etliche
Forscher stimmen Bartsiókas zu, andere hingegen halten diesen in
Grab 1 beigesetzten Mann für Philipps Vater Amyntas III. († 370 v.
Chr.) und wieder andere für Alexanders Halbbruder Philipp III., der
317 v. Chr. von seiner Stiefmutter Olympias ermordet wurde.
Einig
ist man sich bislang darin, dass die ungeplünderte Grabkammer
3
die Überreste von Prinz Alexander IV. enthält, der als Sohn von
Roxane und Alexander d. Großen dessen Haupterbe war und um 310 v.
Chr. mit 13 oder 14 Jahren zusammen mit seiner Mutter im
ostmakedonischen Amphípolis vergiftet wurde.
*
Nach
vielen weiteren Grabungsbefunden etwa für die Stadtmauer, die Agorá
und Heiligtümer sowie eine Reihe anderer Grabstätten wird
mittlerweile kaum mehr bezweifelt, dass Vergína mit der im 7. Jh. v.
Chr. von den makedonischen Argeaden gegründeten ersten Residenzstadt
Aigaí identisch
ist. Zwar verlegten die Herrscher 410 v. Chr. ihre Residenz rund
50 km weiter nordöstlich nach Pélla,
doch wurden die makedonischen Herrscher weiterhin in Aigaí
beigesetzt und erfüllte auch der nach 350 v. Chr. auf einer großen
Terrasse neu angelegte Palast
zusätzliche
repräsentative Funktionen. So fand dort 336 v. Chr. das prächtige
Hochzeitsbankett für Philipps Tochter Kleopatra und
den Molosserkönig Alexander I. statt und wurde während dieser
Feierlichkeiten das in unmittelbarer Nähe des Palastes liegende
Theater
Schauplatz
der Ermordung
Philipps II. durch
einen ehrverletzten Leibgardisten. Zerstört
wurde
Aigaí um 168 v. Chr. nach der Schlacht von Pýdna durch die Römer,
die dank der taktischen Flexibilität ihrer Kohorten die unter
Philipp II. erfundene und unter Alexander d. Großen
gegen die Perser so erfolgreiche makedonische Phalanx mit ihren bis
zu 6 Meter langen Sarissen umgehen und vernichten konnten.
Postskript
2020: Wie
das 2019 veröffentlichte obige Foto zeigt, hat das zuständige
Ephorat den Palast und seine Umgebung mitsamt dem Theater einer
gründlichen und noch nicht abgeschlossenen Restauration
unterzogen, wobei bestimmte Bauteile in einem neuen
oberirdischen Museum Platz finden sollen.
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