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IV Film und Kindheit
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VI GERMANISTICA

Stoúpa, Wandgemälde (Memorial) mit dem erbost dreinblickenden Nikos Kazantzakis
und seinem Vorarbeiter Georgios Sorbas; beide dilettierten um1917 in der oberhalb von Stoúpa gelegenen Ortschaft Prastova als Braunkohleunternehmer.




Rechts: Gýthio mit dem vorgelagerten Inselchen Kranai,
dem mythischen Schauplatz bei Helenas Entführung durch Paris

Darunter ein frischer Fang Oktopusse im Hafen von Gýthio
 

Quellen: www.infomeduse.ch/2018/10/14/pixels-894/ (Foto von J.-Ph. Chenaux?)   www.spedionvillas.gr/images/2018/03/07/NISAKI-teliko.jpg  https://peloponnes.insel-leben.de/gythio/


statt der üblichen Lei­tern, die man not­falls nacheinander hochzog, verfügt er über eine gemauerte In­nen­trep­pe. – In dem heu­ti­gen Mu­se­ums­dorf „Mour­tzi­nos” hat man wie auch anderwärts in der Region in­zwi­schen den ei­nen oder anderen Wohnturm zu einem Ho­tel um­gebaut. Unter den Osmanen emigrierten viele Be­woh­ner der Máni und verbreiteten besonders auf Korsika die maniotische Tradition der über Ge­ne­ra­tio­nen hin ausgetragenen Familienfehden mit ihrem Horror der Blut­ra­che. Wollte der befehdete Clan den Ort nicht verlassen, hatte man seine männliche Linie nach Mög­lich­keit aus­zu­rot­ten oder kampfunfähig zu machen. So konn­ten die­se Fehden sich über Jahrzehnte hinziehen und forderten mitunter hunderte Opfer; freilich ge­lang es nicht sel­ten Unterhändlern, dem Wahnsinn ein Ende zu set­zen. Frau­en und Kinder durften ihre Angehörigen mit Lebensmitteln und sogar Munition ver­sor­gen; au­ßer­dem war es üblich, für Begräbnisse sowie Saat- und Ern­te­ar­bei­ten Feu­er­pau­sen oder „Auszeiten” („Treva”) zu vereinbaren. Die militärisch-politisch be­deu­tend­ste Tre­va wurde 1821 ausgerufen, als alle Clans sich an der Ver­trei­bung der Os­ma­nen beteiligten.

   Als König Otto 1833 den Abriss der Wohntürme befahl und zur Durchsetzung ein bayrisches Regiment in die Region entsandte, wurden die Soldaten von den Ma­nio­ten entwaffnet, ihrer hübschen hellblauen Uniformen entkleidet und in diesem Zustand zurückgeschickt.

 

*

Wenige Kilometer nach Kardamili kommen wir an der Ortschaft Stoúpa vorbei, in deren Nähe der kretische Schriftsteller Nikos Kazantzakis 1916/17 zusammen mit sei­nem Freund und Vorarbeiter Georgias Sor­bas eine Braun­koh­le­mine be­trieb. Zwar missglückte die Förderung wegen eines Einbruchs der Stollen, Kazantzakis aber blieb we­gen die­ser für kriegs­wich­ti­g gehaltenen Unternehmung vom Mi­li­tär­dienst be­freit und hielt 1946 die wunderlichen Geschehnisse au­to­bio­gra­phisch gefärbt in seinem Roman Ale­xis Sor­bas fest. Bekanntlich verlegte Kazantzakis den Schauplatz ins heimische Kreta, dessen Fischerdorf Stávros denn auch für die Szenerie des Berg­werks und Strandes in dem Film Alexis Sorbas (1964) gewählt wurde.


Kurz vor Areópoli, an der Gren­ze zwi­schen oberer und un­te­rer Máni, schla­gen wir den Weg vom Messenischen Golf quer hinüber nach Gýthio am La­ko­ni­schen Golf ein. Die Nebenstraße ist auf den ersten Kilometern so unscheinbar, dass wir uns zunächst auf einem besseren Feldweg wähnen. Später jedoch zeichnen sich dann und wann zu unserer Linken die fernen Gipfel des Taýgetos ab.

   Gýthio diente Sparta seit Beginn des 5. Jh. v. Chr. als (Kriegs­-)Ha­fen und war im Lau­fe der Jahrhunderte mehrmals hart umkämpft; zweimal konnte die Spartaner ih­re Ha­fen­stadt zu­rück­er­obern. Bei Homer verbrachte Paris auf dem Gý­thio vor­ge­la­ger­ten Inselchen Kranaë alias Marathonisi mit der aus Sparta entführten Helena die er­ste Nacht („auf Kranaens Au ... in Lieb' und Umarmung”, Ilias III, 445 nach J. H. Voß). Auf der mit Pinien bewaldeten Insel errichteten die Os­ma­nen im 18. Jh. für ihren Gouverneur einen Festungsturm, den die Manioten unter Tzanetakis Gri­go­ra­kis während des griechischen Befreiungskampfes eroberten und spä­ter als die Wohn­fe­stung „Tzanetakis-Turm” nutzten. Die Insel wurde erst um 1900 durch einen Damm mit der Stadt verbunden.

    Einige der klassizistischen Gebäude Gýthios stammen von dem deutsch-grie­chi­schen Architekten und Archäologen Ernst Ziller, der in der 2. Hälfte des 19. Jh. vor al­lem das Stadtbild von Athen prägte. Wir essen im Strandbereich bei ei­ner Hafenta­ver­ne zu Mittag; neben uns nimmt ein et­was ab­ge­ris­se­ner Ma­ni­ote den ei­nen oder an­de­ren Ou­zo zu sich und zerkaut un­ent­wegt Polypenärmchen. Die zum Trock­nen auf­ge­häng­ten Oktopusse sind ein beliebtes Fotomotiv der Stadt.


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