Quellen: www.ebay.fr/itm/371925899232 Plan mit Legende: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ea/Palace_of_Nestor_plan.png http://faculty.goucher.edu/eng230/00185a.jpg
https://de.wikipedia.org/wiki/Palast_des_Nestor#/media/Datei:Nestors_Badewanne.jpg www.aeria.phil.uni-erlangen.de/science-blog/1997_Pylos/pylos_jong1.jpg
Schiff Augen gehabt haben und konnten sich in dem Kanonendonner kaum noch durch Zuschreien verständigen. – Henri de Rigny fuhr unmittelbar nach der Schlacht in einem Boot zu Ibrahim Pascha und suchte ihn aufzurichten. Hatte doch Ibrahim einige Jahre zuvor seine Armee von französischen Offizieren instruieren und drillen lassen.
Nach der Kapitulation des Sultans im Russisch-Osmanischen Krieg erhielt Griechenland im Londoner Protokoll von 1830 die Unabhängigkeit und mit Otto von Bayern einen ersten König. Er ließ bald viele osmanische Kanonen bergen und zum Rezyklieren verkaufen; so diente das Material auch für den Guss des Goethe-Schiller-Denkmals in Weimar sowie dafür, Leo v. Klenzes Backstein-Obelisken am Münchner Karolinenplatz mit Bronzeplatten zu verkleiden.
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Wir verlassen das neuzeitliche Pylos und seine Bucht und fahren nördlich auf der Landstraße gen Chora weiter. Nach einer knappen halben Stunde erreichen wir die Anhöhe „Epano Englianos”, auf der 1939 die Archäologen Carl William Blegen und Konstantinos Kourouniotis eine Palastanlage des mykenischen Pylos entdeckten. Sie hofften, den schon von Schliemann 1888 vergeblich gesuchten Palast des greisen „Rossebändigers” Nestor vor sich zu haben, allerdings konnten die von Blegen 1952 bis 1964 geleiteten Ausgrabungen dies nicht bestätigen, so dass man korrekterweise von dem „sogenannten Palast des Nestor” zu sprechen hat.
Errichtet wurde dieser an zwei ältere Herrschersitze angrenzende Palast um 1400 v. Chr. und wie andere mykenische Paläste schon um 1200 durch Brand zerstört. Lange Zeit machte die Forschung dorische Einwanderer dafür verantwortlich und dann brandschatzende Seevölker, doch scheinen letztere nur ein Begleitumstand einer größeren sozioökonomischen und machtpolitischen Katastrophe gewesen zu sein, die ihren Ausgang in Vorderasien nahm. – Der Palast von Pylos war deutlich kleiner als die Tage später von uns besuchten mykenischen Palastanlagen von Mykene und Tíryns und nahezu unbefestigt. Von hier oben aus lässt sich jedenfalls die Bucht von Pylos gut überblicken und hätte man im Notfall noch Zeit für gewisse Schutzvorkehrungen gehabt. Die Unterstadt des Palastes wurde von ihren Bewohnern übrigens erst vier Jahrhunderte nach seiner Zerstörung endgültig verlassen.
Postskript Juli 2019: 2015 fand man durch geophysikalische Verfahren heraus, dass der Bereich der Unterstadt weit umfassender war als bisher angenommen und zudem von einer bis zu drei Meter dicken Stadtmauer umgeben war.
Es ist dies mit der besterhaltene der bisher freigelegten mykenischen Paläste, insbesondere das Hauptgebäude mit dem Megaron und seiner ringförmig eingefaßten (Opfer-)Herdstelle hat durch den Brand erstaunlich wenig gelitten. In die Vertiefungen an den Ecken des Megarons waren Säulen für die Konstruktion des über dem Herd offenen Dachs eingelassen. An der östlichen Seite des Herdrunds stand der Thron, neben dem noch eine Libationsrinne (für Weinopfer) zu erkennen ist. In den Lagerräumen dahinter befanden sich mannshohe Pithoi für Olivenöl, die bei ihrer Ausgrabung immer noch eingemauert waren. Neben dem „Kleine Megaron” der Königin lag das Badezimmer mit einer randbemalten Terrakotta-Wanne.
Die abgebildete zeichnerische Rekonstruktion des Megarons, ein Aquarell des englischen Architekten und Malers Piet de Jong, wurde sehr populär, hat aber wie andere seiner vielen Rekonstruktionen gelegentlich heftige Kritik auf sich gezogen. Jong hatte schon in den 1920er Jahren bei der Rekonstruktion der Fresken des Palastes von Knossos an der Seite von Arthur Evans gearbeitet und wurde in den 1950er Jahren auch Mitarbeiter von Carl Blegen. Als Vorlage für seine nicht selten grellbunten Aquarelle wie für seine Fresken an den Palastwänden verfügte er oft nur über schlecht erhaltene Fragmente, die er phantasievoll ergänzte (siehe auch die Abbildungen auf der nächsten Seite).
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