Quellen: https://almada-virtual-museum.blogspot.de/2016/01/iconografia-de-lisboa-8-parte.html https://pinheiromario.files.wordpress.com/2009/09/tavoras25b25d.jpg https://pt.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A1cio_dos_Duques_de_Aveiro_(Lisboa) http://1.bp.blogspot.com/_qmUsVCruM6c/RrpY-rLONnI/AAAAAAAAAZQ/FlJWgOASicI/s400/beco_do_chao_salgado.jpg
In
Belém stoßen wir in der Nähe des Klosters auf eine Säule, die
König José I im Januar 1759 als Schandmal für die Hintermänner
eines im September 1758 auf ihn verübten Attentats errichten ließ.
Die Säule steht dort, wo sich einst der Palast des mächtigen und
ambitionierten Herzogs
von Aveiro
befand,
der angeblich Angehörige der Grafenfamilie
Távora
zu
diesem Attentat angestiftet hatte. Als José in seiner Kutsche von
seiner Geliebten zurückkehrte, wurde er überfallen und mit einer
Pistole vermutlich aus dem Besitz des Herzogs von Aveiro
angeschossen. Der portugiesische Premierminister Conde Sebastião
José de Carvalho e Melo, der spätere Marquês
de Pombal,
ließ daraufhin per Dekret des Königs die Folter
wiedereinführen und gelangte so rasch zu Geständnissen einiger
Verdächtiger.
Angehörige
beider Adelsfamilien hatten sich schon lange dem Reformprogramm des
Königs und seines Ersten Ministers widersetzt und standen unter dem
Einfluss des Jesuiten
Gabriel Malagrida,
der in einer Predigt das Erdbeben von Lissabon als göttliche Strafe
für jene Reformbemühungen ausgegeben hatte. Pombal nutzte die
Gelegenheit und beschuldigte nach der Hinrichtung des Herzogs von
Aveiro sowie von Angehörigen der Távoras und ihrer vermeintlichen
Handlanger auch die Jesuiten als Drahtzieher des Komplotts.
Jener Jesuitenpater war der Beichtvater der einzigen hingerichteten
Frau, der Gräfin Leonor de Távora. Ihr wurde vor der Enthauptung im
Detail erläutert, welche Torturen ihren sogleich zu
garrottierenden und zu rädernden Angehörigen widerfahren würden.
Die
oben abgebildeten zeitgenössischen Darstellungen der brutalen
Exekutionen, bei denen auch König José I und sein Hof anwesend
waren, zeigen unter anderem die Enthauptung der 59-jährigen
Gräfin. Eigentlich sollten alle Frauen und Kinder beider Familien
exekutiert werden, was aber die Königin zu verhindern wusste. Die
Folterungen und Hinrichtungen der Männer zogen sich mit ihren
abgestuften Exekutionsgraden und -ritualen über sechs Stunden hin.
Von den acht zu rädernden Delinquenten wurden sechs vorher
erdrosselt, darunter die beiden Söhne des Marquis und sein
Schwiegersohn. Der Marquis selbst und der Herzog hingegen wurden
lebendig gerädert, und zwar besonders qualvoll stufenweise von den
Beinen aufwärts („Rädern von unten herauf”). Die am Pfahl
aufrecht und wie unversehrt dastehende Figur ist eine Puppe, die in
effigie für den entkommenen Schwager des Herzogs verbrannt wurde; am
anderen Pfahl lebendig verbrannt wurde der Diener des Herzogs, der
auf den König geschossen haben soll.
Zuletzt
wurde die Hinrichtungsbühne in Brand gesetzt und die Asche aller
Exekutierten in den Tejo geschüttet. Den Aveiro-Palast in Belém
ließ der König abreißen und seinen Standort wie die eingeebneten
Wohnstätten von anderen Exekutierten symbolisch mit Salz
überschütten. Die fünf Ringe an der Gedenksäule in der Gasse
„Beco
do Chão Salgado” sollen
die hingerichteten männlichen Hauptverschwörer symbolisieren und
die kleine pyramidenförmige Skulptur auf der Säulenspitze ihre
Scheiterhaufen. Der Jesuitenpater Malagrida wurde 1761 auf Pombals
Initiative hin wegen Ketzerei und Gotteslästerung öffentlich
hingerichtet und im selben Jahr wies ein königliches Dekret alle
Jesuiten aus Portugal und seinen Überseegebieten aus.
Pombal,
der als Verfechter eines aufgeklärten Absolutismus alle
Urteilssprüche der Inquisition von staatlichen Instanzen überprüfen
ließ und den
vor der spanischen Inquisition geflohenen Juden
und
speziell ihren „Conversos” durch das Verbot von Autodafés Schutz
gewährte, hat sich in diesem Fall selber inquisitorischer Praktiken
bedient. Jenes Denkmal steht somit auch als Schandsäule für
solch machiavellistisches Vorgehen.
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