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http://zetaestaticos.com/cordoba/img/noticias/0/849/849434_1.jpg www.artencordoba.com/ALCAZAR-REYES-CRISTIANOS/FOTOS/JARDINES/ALCAZAR_REYES_CRISTIANOS_CORDOBA_JARDINES_01.jpg Rechts: www.artencordoba.com/guided-tours-cordoba/files/image/image/419/ALCAZAR_REYES_CRISTIANOS_CORDOBA_PATIO_MORISCO_01.jpg www.panoramio.com/photo/22287715
Endlich
können wir zur Altstadt jenseits des Guadalquivir hinübergehen. Da
die Große Moschee schon geschlossen ist, reihen wir uns in die
Schlange der meist spanischen Besucher vor dem
Kastell
„Alcázar
de los Reyes Christianos”
ein.
Erst 1338, gut ein Jahrhundert nach der Rückeroberung Córdobas,
ließ Alfonso XI. die Festungsresidenz auf römischen,
westgotischen und arabischen Vorgängerbauten errichten. 1492, nach
dem Fall des letzten maurischen Kalifats von Granada und dem sogleich
abgeschlossenen Expeditionsvertrag zwischen Isabella I. und Kolumbus,
wurde
Córdobas Kastell das Hauptquartier der spanischen Inquisition
und
blieb es über drei Jahrhunderte hin. Viele Palastzimmer wurden zu
Kerkerzellen umgebaut, und der „Torre
de la Inquisición” diente Jahrhunderte lang als Archiv.
Die
Inquisition blieb lange Zeit die einzige politisch übergeordnete
Instanz von Aragón und Kastilien und konnte so alle Lebensbereiche
durchdringen. 1492 mussten nach manchen Schätzungen an die 300.000
Juden, die sich nicht zwangskonvertieren ließen, die Iberische
Halbinsel verlassen. Anfangs überwachte das grauenvolle „Heilige
Offizium” nur das Verhalten der konvertierten
Juden („Conversos”)
und
ihrer Nachkommen, zu denen auch Isabellas Beichtvater Hernando de
Talavera
und
noch der erste Großinquisitor Tomás de Torquemeda
gehörten.
So ließ am 22.12.1504 der einige Jahre später wegen seiner Methoden
abgesetzte Inquisitor Diego R. Lucero
auf
der Plaza de la Corredera einhundertundsieben „Conversos” auf dem
Scheiterhaufen verbrennen. Schon 1499 waren auf Anordnung des
Erzbischofs von Toledo und Großkanzlers von Kastilien Jiménez
de Cisneros,
des neuen Beichtvaters der „Katholischen
Könige”
und
späteren Oberhauptes der Inquisition, Bücher islamischer
Gelehrter auf dem Marktplatz von Granada verbrannt worden. Und seit
etwa 1525 konzentrierte sich die Inquisition vor allem auf die
zwangsgetauften Mauren („Moriscos”),
deren
Nachkommen unter Philipp III. 1609 endgültig aus Spanien vertrieben
wurden. Zuletzt
wandte sich die Inquisition stärker der katholischen Bevölkerung
zu.
– Ähnlich
gingen die Inquisitionstribunale in anderen Ländern des spanischen
Herrschaftsbereichs vor, wie wir es schon 2003 in
Palermo für Sizilien bemerkten.
Das
Kastell war durch vier Türme gesichert, die ein Wehrgang miteinander
verband. Ihn laufen wir nun neben vielen anderen Besuchern ein Stück
weit ab, wobei sich Einblicke in die beiden Innenhöfe des Kastells
bieten. Der eine, der „Patio
Morisco”,
wurde nach maurischem Vorbild mit vier kreuzförmig angeordneten
(Obst-)Gärten, zentralem Springbrunnen und Wasserbecken angelegt;
eine Seitenpforte führt zu den Alcázar-Gärten. Die angrenzenden
Säle und Salons verloren viel von ihrem Charme, als man sie im 19.
Jh. zum Gefängnis umbaute. Während in diesem Patio eine
ausgegrabene kleine Säule an ein darunterliegendes Gebäude aus
römischer Zeit erinnern soll, zeigt sich der danebenliegende „Patio
de las Mujeres”
selber
im Zustand eines Grabungsgeländes, in dem Ruinen aus augusteischer
Zeit freigelegt wurden. Seinen Namen verdankt dieser Hof nicht wie
der Mädchenhof
in
Sevillas Alcázar etwa den höfischen Damen, sondern dem Umstand,
dass hier der Gefängnistrakt für die Frauen lag. – Die
sicherlich interessante Sammlung römischer Mosaike wollen wir uns
auch morgen nicht anschauen; sie wird nämlich in der ehemaligen
Hofkapelle ausgestellt, in der einst das Inquisitionstribunal
stattfand.
Zuletzt
machen wir noch einen Spaziergang durch die in der Mitte des 20. Jh.
auf drei Ebenen großzügig angelegten Gärten
des Alcázar.
Fontänenbögen neigen sich hier von beiden Seiten her der Mitte der
Wasserbecken zu; man findet diverse Spring- und Kaskadenbrunnen sowie
in der üppigen Vegetation mitunter halb versteckte (Fisch-)Teiche
mit Wasserlilien und Seerosen vor, Orangen- und Granatapfelbäume und
in den Rabatten auch Gemüsepflanzen wie Mangold und Artischocken.
Ein zypressengesäumter Nebengang führt zu einer krass
idealisierten Statuengruppe mit den Katholischen Königen und
Kolumbus.
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