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Ágios Nikólaos am Voulisméni-See

Quelle: http://www.euromotor.gr/images/14.jpg


Gegen Mittag erreichen wir Ágios Nikólaos und legen hier eine Pause ein. Zunächst machen wir einen Spaziergang entlang des sagenumwobenen innerstädtischen Voulisméni-Sees, in dem einst Pallas Athene und ihre Schwester Artemis zu baden liebten. Der Süßwassersee galt als unergründlich und konnte erst gegen Ende des 19. Jh. mit seiner Tiefe von 64 Metern vermessen werden; auch verband man ihn damals durch einen Kanal mit dem Golf von Mirambéllou. Der See soll zudem mit dem Santorin-Archipel verbunden sein und nach dem dortigen Erdbeben von 1950 sich stärker als üblich gekräuselt und Hochseefische an seine Oberfläche gespült haben. Das erinnert uns denn doch an den märki­schen Stechlin-See, aus dem bei fernen vulkanischen Eruptionen ein Wasserstrahl und bei historisch bedeutenden Ereignissen wie dem Lissaboner Erdbeben ein roter Hahn krä­hend emporsteigen soll.

   Wir lassen uns zuletzt in einem Restaurant beim See nieder. In der Nähe sitzt eine feingemachte Honoratioren-Gesellschaft und ergeht sich ständig in Begrüßungs- und Verab­schiedungsritualen.

 

Da unser Rückflug nach Stuttgart schon morgen früh gegen 7 Uhr 40 stattfindet, haben wir unser letztes Hotel in Karterós gebucht, nur wenige Kilometer vor dem Flughafen Irá­klio Nikos Kazantzakis. Direkt am Eingang der vernachlässigten 4-Sterne-Anlage sitzen Angehörige und Bekannte der Familie beim Kartenspiel; ausnahmsweise müssen wir hier einmal in bar vorausbezahlen.

   Wir fahren noch nach Iráklio, um zunächst bei dem Reiseunternehmen „Summerland” nach meiner dort aufbewahrten Kamera zu fragen. Wie kaum anders zu erwarten, sind die Büros heute geschlossen; nun denn, wir werden es dann eben von Deutschland aus erneut versuchen (und haben damit tatsächlich Erfolg). Anschließend besuchen wir noch die beim ersten Mal für uns nicht mehr zugänglichen Räume im AMI-Museum von Iráklio.

 

Mo. 29.8.05:

Noch in der Morgendämmerung brechen wir auf. Den Mietwagen stelle ich wie ausgemacht auf dem öffentlichen Parkplatz beim Flughafen ab und übergebe dem Wächter die Au­toschlüssel. Zum Check-in müssen wir beinahe eine Stunde lang anstehen; die Gepäcktransport-Anlage scheint überfordert zu sein, doch ist das nichts im Vergleich zu dem Skan­dal in Catania vor zwei Jahren.

*

Kreta als erste Hochkultur Europas bleibt ein Rätsel. Nie abzustreifen sein wird die mythische Erinnerung an das grässliche Minotaurus-Labyrinth, das wohl lange Zeit die tribut­pflichtigen Festlandgriechen in Panik versetzen konnte, auch wenn im Hintergrund des Theseus-Mythos schon die mykenische Eroberung Kretas gestanden haben dürfte. Und welchen Gegensatz zu dieser bestialischen Vorgeschichte bilden die oft so heiteren und spielerisch-eleganten minoischen Menschendarstellungen!


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