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Gegen
Mittag erreichen wir Ágios
Nikólaos
und legen hier eine Pause ein. Zunächst machen wir einen Spaziergang
entlang des sagenumwobenen innerstädtischen Voulisméni-Sees, in dem
einst Pallas Athene und ihre Schwester Artemis zu baden liebten. Der
Süßwassersee galt als unergründlich und konnte erst gegen Ende des
19. Jh. mit seiner Tiefe von 64 Metern vermessen werden; auch verband
man ihn damals durch einen Kanal mit dem Golf von Mirambéllou. Der
See soll zudem mit dem Santorin-Archipel verbunden sein und nach dem
dortigen Erdbeben von 1950 sich stärker als üblich gekräuselt und
Hochseefische an seine Oberfläche gespült haben. Das erinnert uns
denn doch an den märkischen Stechlin-See,
aus dem bei fernen vulkanischen Eruptionen ein Wasserstrahl und bei
historisch bedeutenden Ereignissen wie dem Lissaboner Erdbeben ein
roter Hahn krähend emporsteigen soll.
Wir
lassen uns zuletzt in einem Restaurant beim See nieder. In der Nähe
sitzt eine feingemachte Honoratioren-Gesellschaft und ergeht sich
ständig in Begrüßungs- und Verabschiedungsritualen.
Da
unser Rückflug nach Stuttgart schon morgen früh gegen 7 Uhr 40
stattfindet, haben wir unser letztes Hotel in Karterós
gebucht, nur wenige Kilometer vor
dem Flughafen Iráklio Nikos Kazantzakis. Direkt am Eingang der
vernachlässigten 4-Sterne-Anlage sitzen Angehörige und Bekannte der
Familie beim Kartenspiel; ausnahmsweise müssen wir hier einmal in
bar vorausbezahlen.
Wir
fahren noch nach Iráklio, um zunächst bei dem Reiseunternehmen
„Summerland” nach meiner dort aufbewahrten Kamera zu fragen. Wie
kaum anders zu erwarten, sind die Büros heute geschlossen; nun denn,
wir werden es dann eben von Deutschland aus erneut versuchen (und
haben damit tatsächlich Erfolg). Anschließend besuchen wir noch die
beim ersten Mal für uns nicht mehr zugänglichen Räume im
AMI-Museum von
Iráklio.
Mo.
29.8.05:
Noch
in der Morgendämmerung brechen wir auf. Den Mietwagen stelle ich wie
ausgemacht auf dem öffentlichen Parkplatz beim Flughafen ab und
übergebe dem Wächter die Autoschlüssel. Zum Check-in müssen
wir beinahe eine Stunde lang anstehen; die Gepäcktransport-Anlage
scheint überfordert zu sein, doch ist das nichts im Vergleich zu dem
Skandal in Catania
vor zwei Jahren.
*
Kreta
als erste Hochkultur Europas bleibt ein Rätsel. Nie abzustreifen
sein wird die mythische Erinnerung an das grässliche
Minotaurus-Labyrinth, das wohl lange Zeit die tributpflichtigen
Festlandgriechen in Panik versetzen konnte, auch wenn im Hintergrund
des Theseus-Mythos schon die mykenische Eroberung Kretas gestanden
haben dürfte. Und welchen Gegensatz zu dieser bestialischen
Vorgeschichte bilden die oft so heiteren und spielerisch-eleganten
minoischen Menschendarstellungen!