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Makrígialos, Überreste einer minoischen Villa (westliche Lagerräume)
Unten: Steinbänke für Sakralriten und daneben die rituelle Bootsszene eines Siegelsteins


Vái im Nordosten Kretas mit dem von Dattelpalmen gesäumten Strand

Quellen: www.minoancrete.com/makriyialos.htm  www.cretanbeaches.com/images/stories/history/archaeology/minoan/makrigialos/2.jpg   www.salimbeti.com/micenei/ships.htm

http://picasaweb.google.com/lh/photo/bh0HqtPqXcx6B9PL5OvJrg 

Fr. 26.8.05:

Auf der heutigen Rundfahrt durch den Nordosten von Kreta halten wir schon bald in dem Küstendorf Makrígialos. Gleich hinter dem Ortseingang findet man die Ausgra­bungsstätte eines in den 1970er Jahren freilegten spätminoischen Landhauses ausgeschildert. Die um 1500 v. Chr. erbaute Villa wurde vermutlich wie die großen minoi­schen Paläste um 1450 v. Chr. durch mykenische Brandschatzung zerstört. Das Gelände ist frei zugänglich, der Anblick der Überreste jedoch kann den unvorbereiteten Be­su­cher dermaßen enttäuschen, dass in einem deutschen Umweltforum sogar der Vorschlag aufkam, die archäologischen Hinweisschilder an der Hauptstraße zu ent­fer­nen. Freilich macht das Umgebungsgelände auch auf uns einen ungepflegten Eindruck und ist an der Grabungsstätte kaum mehr als die Rekonstruktion der Grund­mau­ern zu erkennen. In ihrer Struktur aber ist diese Anlage einzigartig, da sie in ihrer Nord-Süd-Ausrichtung und mit dem rechteckigen Zentralhof den minoischen Pa­läs­ten im Klei­nen entspricht. Im Mittelpunkt dieses Hofs liegt in Makrígialos allerdings ein Altar, und ein in seiner Nähe gefundener elliptischer Siegelstein weist auf den be­so­nde­ren ma­ritimen Sakralcharakter dieser Villa hin: Eine Frau steht hier auf einem mondsichelförmigen Ritualboot in der minoischen Adorationsgeste vor einem Hei­li­gen Baum – der Kretischen Dattelpalme? – neben einem stilisierten Altar oder auch einer Schiffskabine.

    Die Meeresbucht, so vermutet man, reichte seinerzeit noch weit näher an die Villa heran. Wie kretische Landhäuser der Gegenwart war sie schon mit lehmüberzogenen Bambusrohren gedeckt. Gleich neben der Grabungsstätte befremdet uns eine müllkippengleiche Sammelstelle für allerlei Blech- und Eisengeräte. Sie gehört womöglich zu einer benachbarten Autoreparaturwerkstatt, bei der ich dann beim Zurücksetzen mit dem Mietwagen über irgendeine Bodenplatte schramme. Der soeben davonge­hen­de Mechaniker dreht sich bei dem lauten Geräusch nicht einmal um.


Durch Täler und über Höhen geht die weitere Fahrt quer hinüber nach Sitía an der Nordküste Kretas und gleich weiter über die östliche Küstenstraße, die vorbei an kleinen Bananenplantagen und frei umherlaufenden Ziegen bis zum Strand von Vái an der Nordostspitze führt. Der mit Dattelpalmen einer salzwassertoleranten kretischen Spezies prangende Strand soll von einigen der in 1970er Jahren aus Mátala vertriebenen Hippies als Refugium entdeckt und von den Kretern allmählich zu einem Tou­ris­mus­zen­trum ausgebaut worden sein. Am heutigen Tage ist die Strandzone offenbar überwiegend von (kretischen) Griechen belegt, von denen einige moderat Was­ser­sport treiben; ein Mann zieht mit einem Motorboot mehrere Plastikbötchen mit Insassen hinter sich her.

   Nach dem Mittagessen in der erhöht gelegenen Strandtaverne muss ich im Gästetrubel den Keller ausfindig machen, gehe zum Bezahlen zu ihm hinüber und winke Ruth zum Zeichen des Aufbruchs zu. Auf der Rückfahrt wählen wir eine bald sehr kurvenreiche Bergstraße; nach einem Drittel der weiteren Wegstrecke schon, hinter der Passhöhe von Skordílo, erblicken wir den Küstenstreifen des Libyschen Meeres, den wir aber im­mer wieder für längere Zeit aus den Augen verlieren.

   In unserem Cottage in Koutsounári vermisse ich bald meine Kamera und entsinne mich, das letzte Photo in Vái gemacht zu haben. Die Digitalkamera hatte ich unter meinem Sonnenhut verborgen und beides offenbar auf dem noch nicht abgedeckten unübersichtlichen Tisch zurückgelassen. An der Rezeption eines nahegelegenen „All-inclusive”-Hotels hilft man mir weiter und kontaktiert ein Reiseunternehmen, das zufälligerweise noch heute einen Bus von Iráklio nach Vái aussende und nach der Kame­ra forschen lasse.

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